Rente und Pension: Um so viel wie ein Beamter zu erhalten, braucht es 78 Arbeitsjahre
Die durchschnittlichen Pensionen von Beamten sind in der Regel um einiges höher als die Renten von normalen Arbeitnehmern.
Dass die Altersbezüge in Deutschland ungerecht verteilt sein könnten, moniert man schon lange. Vielen sind besonders die hohen Pensionen von Beamten ein Dorn im Auge. Sie genießen Privilegien, die bei manchen für Unmut sorgen. Während schließlich einige Rentner in Altersarmut leben, dazuverdienen müssen, um über die Runden zu kommen und weniger als 1.000 Euro erhalten, sieht das bei im öffentlichen Dienst angestellten Personen anders aus.
Rente: Um so viel wie ein Beamter zu bekommen, braucht es 78 Arbeitsjahre
Demnach sollen Beamte im Alter nach neuesten Schätzungen Mindestversorgungsbezüge über 1.800 Euro erhalten. Zudem haben sie bereits nach fünf Dienstjahren Anspruch darauf. Haben Sie eine Familie, stehen ihnen mit dem Zuschlag monatlich sogar bis zu 2.000 Euro Pension zu. Wer hingegen in der freien Wirtschaft angestellt ist, erhält um einiges weniger und müsste für die gleiche Summe sehr lange arbeiten. Laut einer Anfrage an das Bundesinnenministerium hat sich herausgestellt, dass es sich, um die Mindesthöhe eines Beamten zu erreichen, um 52,6 Jahre handeln solle.

Doch es kommt noch dicker: Um durchschnittlich so viel wie diese monatlich zu erhalten, bräuchte ein „normaler“ Arbeitnehmer sogar ganze 78 Arbeitsjahre, davon ausgehend, dass er etwa 41.500 Euro brutto pro Jahr verdient. Pensionen von Beamten im höheren Dienst können sich sogar auf eine Höhe von bis zu 5.000 Euro monatlich belaufen. Ein Umstand, der die Gesellschaft in Zukunft weiter spalten könnte, mahnt CDU-Sozialpolitiker Dennis Radtke.
Er spricht von einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“: „Fakt ist: 61 Prozent der Versicherten in der gesetzlichen Rentenversicherung erreichen keinen vollen Rentenpunkt“, sagt er gegenüber der Bild-Zeitung. „Das Thema Altersarmut ist eine tickende Zeitbombe, die dringend angepackt werden muss. Es geht um Respekt vor der Lebensleistung von Millionen Menschen.“
Rente: Entzweit die hohe Pension für Beamte die Gesellschaft?
Auch Arbeitsminister Hubertus Heil (49, SPD) hat in der Vergangenheit in einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe ein Ende der Sonderbehandlung für Beamte in der Altersvorsorge gefordert: „Generell finde ich es richtig, darüber nachzudenken, im Laufe der Zeit alle in einer Erwerbstätigenversicherung zu vereinen.“ Es gehe darum, „dass wir langfristig ein System schaffen, das für alle gerecht ist“. Was ist also die Lösung? Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung zu überführen oder sogar freie Stellen künftig mit Angestellten zu besetzen?
Professor Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute (HRI) und Chefökonom des Handelsblatts, sieht das anders und meint abschließend, dass man sich damit auf lange Sicht keinen Gefallen tue. „Mit der geforderten Einbeziehung der Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung würde mithin Zeit gekauft. Der Preis wäre mittelfristig höhere Personalausgaben der öffentlichen Arbeitgeber, langfristig ein im Vergleich zum Status quo höherer Rentenbeitrag sowie noch höhere Steuerzuschüsse.“
Mit gravierenden Folgen, da unsere Gesellschaft vergreist: „Das in der Bevölkerungsalterung angelegte Problem der umlagefinanzierten Rentenversicherung würde durch solch eine Ausweitung des Versichertenkreises langfristig also eher vergrößert“, schließt er.