Akne: Es gibt Hilfe

München - Jeder vierte Teenager zwischen 14 und 19 Jahren leidet unter Hautunreinheiten im Gesicht, auf Dekolleté und Rücken. Was hilft? Die tz sprach mit einem Experten.
Das hat den meisten gerade noch gefehlt: Als wäre das Erwachsenwerden nicht allein schon kompliziert genug, sprießen mit Beginn der Pubertät auch noch die Pickel. Jeder vierte Teenager zwischen 14 und 19 Jahren leidet unter Hautunreinheiten im Gesicht, auf Dekolleté und Rücken. Die jungen Männer sind dabei etwas häufiger von Akne gequält als die Mädchen. Doch die lästigen Pusteln und Eiterbläschen sind kein Schicksal, das jede Generation von Neuem durchleiden muss. „Es gibt wirksame Hilfe“, betont der Hautarzt Jürgen Schauber, der an der Uni-Klinik für Dermatologie der LMU München die Akne-Sprechstunde leitet, im Gespräch mit der tz.
Mit Pickeln und Mitessern kämpft jeder mal in seinem Leben. Wie lange sollten Jugendliche es allein probieren, wann sollte man zum Arzt gehen?
Dr. Jürgen Schauber: Wer nur wenige Hautunreinheiten hat, und sie mit frei verkäuflichen Mitteln behandeln kann, wird eher nicht zum Arzt gehen. Ich rate jedoch jedem, möglichst frühzeitig zum Hautarzt zu gehen, um die Haut konsequent behandeln zu können. Akne ist ja nicht lebensbedrohlich, aber sie trifft die Jugendlichen in einer sehr sensiblen Phase ihrer Entwicklung. Die Hautveränderungen können sehr entstellend sein, und es kann zu einem großen Leidensdruck kommen. Akne verschwindet normalerweise irgendwann von allein, doch es können sehr unschöne Narben zurückbleiben. Je früher mit einer professionellen Behandlung begonnen wird, desto geringer ist das Risiko, dass Narben entstehen, die man ein Leben lang mit sich rumträgt. In unsere Akne-Sprechstunde kann und sollte jeder kommen. Ich finde es sehr sinnvoll, wenn auch Jugendliche kommen, die gerade mit den ersten Pickeln kämpfen. Dann können wir uns die Haut anschauen, über die richtige Hautpflege sprechen – und so verhindern, dass die Entzündungen so schlimm werden, dass sich Narben bilden.
Bei der Entstehung von Akne spielen Bakterien eine Rolle, die jeder auf der Haut hat. Warum trifft es manche schlimmer als andere?
Schauber: Das wissen wir nicht genau, bei Akne kommt es zu einem Zusammenspiel von vielen Faktoren. Es gibt Gene, die das Risiko steuern. Es gibt Faktoren, die Akne beeinflussen. Dazu gehört jede Hormonumstellung wie Pubertät, Schwangerschaft, das Einnehmen oder Absetzen der Pille. Auch einige Medikamente wirken auf Hormonrezeptoren. Dazu gehören Corticoide und anabole Steroide, mit denen sich manche junge Männer dopen, um die Muskeln wachsen zu lassen. Sie können Akne auslösen. Rauchen scheint Akne zu fördern, warum wissen wir aber nicht.
Spielt Hygiene ein Rolle?
Schauber: Akne, auch die schwere entzündliche Form, hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Das ist das Gemeine, dass sich diese Pusteln im Gesicht bilden und manche dann denken, die Haut würde nicht gepflegt. Aber das stimmt überhaupt nicht. Manchmal kann es durch ein zu viel an falschen Kosmetika zu Reizzuständen und einer Verschlimmerung kommen. Wir empfehlen manchmal eine kosmetische Behandlung zur Unterstützung der Therapie, die jedoch leider nicht von den Krankenkassen bezahlt wird. Es gibt mittlerweile auch sehr gute Kosmetika, mit denen die Hautunreinheiten abgedeckt werden können, ohne dass die Haut Schaden nimmt.
Hat der Konsum von Zucker und Weißmehl einen Einfluss auf die Pickel?
Schauber: Das wird oft behauptet, und es ist darüber viel geforscht worden. Aber dafür gibt es absolut keinen wissenschaftlichen Beweis. Also niemand, der gern Süßigkeiten isst, muss fürchten, dass er deswegen Akne bekommt. Andererseits gibt es natürlich sehr gute andere Gründe, nicht zu viel Zucker und Schokolade zu essen und sich gesund zu ernähren.
Wenn Akne-Bakterien eine Rolle spielen, ist die Krankheit dann ansteckend?
Schauber: Nein, Akne ist nicht ansteckend.
Auch nicht beim Kuscheln und Schmusen?
Schauber: Nein. Die Bakterien leben auf der Haut jedes Menschen. Bei der Behandlung geht es auch nicht darum, diese Bakterien abzutöten. Das ginge gar nicht, es soll nur die Menge an Bakterien verringert werden, damit die Entzündungen heilen können.
Helfen UV-Licht oder andere Lichttherapien?
Schauber: UV-Licht hat eine entzündungshemmende Wirkung. Im Sommer scheint die Krankheit manchmal etwas besser zu werden. Es ist aber auch möglich, dass auf leicht gebräunter Haut Akne nur weniger stark auffällt. Als Therapie sind Sonnenbäder absolut nicht geeignet, da überwiegen bei Weitem die Nachteile wie z. B. die vorzeitige Hautalterung oder die Gefahr von Hautkrebs. Andere Therapien, bei denen sehr kurze Lichtimpulse gesetzt werden, sind einfach noch zu wenig erforscht, und es fehlt der Nachweis ihrer Wirksamkeit. Daher wenden wir sie in unserer Klinik nicht an.
So wird behandelt
Akne verschwindet nicht über Nacht, Arzt und Patient brauchen ein bisschen Geduld, um die Entzündungen in den Griff zu bekommen. Es gibt ein großes Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten, mit denen auch eine schwere Akne gut therapiert werden kann. Der Arzt kann Salben verschreiben oder Medikamente, die systemisch, also von innen heraus, auf den gesamten Organismus wirken. Salben und Cremes hemmen die übermäßige Fettproduktion der Haut. Sie bekämpfen aber auch die Infektion der Bakterien. Bei der systemischen Therapie werden oft niedrig dosierte Antibiotika eingesetzt, die nur geringe Nebenwirkungen haben. Bei sehr schweren Formen ist auch eine stationäre Aufnahme in der Klinik möglich.
So entsteht Akne
Mit Beginn der Pubertät beginnt der Körper bei Jungen wie bei Mädchen, männliche Sexualhormone (Androgene) zu produzieren. Diese Hormone steigern u. a. die Talgproduktion in den Talgdrüsen der Haut. Da Männer deutlich mehr Androgene produzieren als Frauen, sind sie deutlich häufiger von Hautunreinheiten betroffen. Akne entsteht meist dort, wo sich viele Talgdrüsen befinden: Im Gesicht, Nacken, auf der Brust, an den Oberarmen und Schultern.
Die Übergänge von Pickelchen zu Akne sind fließend. Die Krankheit ist immer ein Mischbild verschiedener Hautsymptome: Solange der Talg ungehindert abfließen kann, zeigt sich nur eine glänzende „fettige“ Haut. Die Probleme entstehen, wenn die Talgdrüsen verstopfen. Es bilden sich zunächst Mitesser (Komedonen). Diese aufgestauten Talgherde sind ein idealer Nährboden für Bakterien und können sich entzünden. Dann entstehen Pickel, Papeln und Pusteln.
Nicht ausdrücken!
Medizinisch kann es sinnvoll sein, von Talg verstopfte Poren zu reinigen, damit die Wirkstoffe in medizinischen Salben besser wirken können. Dies sollte jedoch eine medizinisch ausgebildete Kosmetikerin übernehmen. Wer selbst herumdrückt, riskiert Verletzungen der Haut, Entzündungen und die Bildung von Narben