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Blutdruck-Alarm! Uni-Chefarzt warnt Hobbysportler und Kinder: „Gefahr vielen nicht bewusst“

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Eine Familie rennt über eine Wiese
Bewegung ist gesund - aber auch Kinder und Hobbysportler sollten ihren Blutdruck mal checken lassen, rät der Präventionsmediziner Professor Martin Halle von der TU München. © Arne Trautmann/Panther Media

Bluthochdruck trifft viele Senioren und Übergewichtige. Aber auch dünne Hobbysportler und Kinder sind davor nicht gefeit, warnt Prof. Martin Halle von der TU München.

Ein Patient beim Leistungscheck
Auch Hobbysportler müssen auf Ihren Blutdruck achten: Gerhard Kunstwadl wird von Professor Martin Halle, Chefarzt der Sportkardiologie des Uniklinikums rechts der Isar, untersucht. © Markus Götzfried

Unter Ärzten gilt Bluthochdruck als Volkskrankheit der Superlative – allerdings im negativen Sinne: Etwa 20 bis 30 Millionen Bundesbürger sind davon betroffen, in der Altersgruppe 70 plus haben sogar drei von vier Senioren kritische Werte. Aber gerade weil so viele Leute mit Hypertonie zu tun haben, wird das Problem oft unterschätzt. Dabei gehen weltweit jedes Jahr allein 9,4 Millionen Todesfälle auf das Konto des stillen Killers, berichtet das Robert-Koch-Institut. Konkrete Zahlen zu den deutschen Opfern nennt die Gesundheitsbehörde des Bundes zwar nicht, aber unstrittig ist: Bluthochdruck zählt zu den häufigsten und größten Risikofaktoren für todbringende Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb sollte man seine Werte immer im Blick haben, sagt Professor Martin Halle und warnt: „Auch dünne Menschen sowie gut trainierte Hobby- und Leistungssportler sowie Kinder und Jugendliche sind nicht vor Bluthochdruck gefeit.“

Bluthochdruck: Schilddrüsenüberfunktion sowie Fehlfunktion von Nieren und Nebennieren kann dahinterstecken

Es kommt mitunter vor, dass die Messwerte im Ruhezustand passen, aber unter Belastung viel zu hoch sind. Das kann auf Dauer ein Problem werden – vor allem, wenn ein Sportler oft und lange trainiert“, warnt Halle. Dass durchtrainierte Menschen Bluthochdruck bekommen, könne unter anderem an einer Schilddrüsenüberfunktion sowie an Fehlfunktionen der Nieren und/oder Nebennieren liegen. „In manchen Fällen findet sich auch gar kein organischer Grund. Die Entstehung von Hypertonie ist trotz vieler Erkenntnisse immer noch nicht vollständig entschlüsselt“, berichtet der Wissenschaftler.

Bluthochdruck-Grenzwerte für Kinder niedriger als für Erwachsene

Was man sicher weiß, ist, dass der Blutdruck bereits im Kindes- und Jugendalter beobachtet werden sollte. „Viele Eltern sind sich nicht bewusst, dass bei ihrem Nachwuchs eine andere Obergrenze gilt als bei Erwachsenen. So sollte man Werte über 120/80 bei Mädchen und Buben unbedingt abklären lassen“, betont Halle.

Erhöhtes Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko bereits bei vermeintlich gering erhöhten Blutdruck-Werten

Ohne Not in die Notaufnahme: Die Ambulanzen ächzen unter Personalmangel und Patienten, die Kapazitäten binden wegen Bagatellen. Eine Reform soll die Notaufnahmen entlasten.
Albtraum Schlaganfall: Viele Patienten kommen in Lebensgefahr in die Klinik. Bluthochdruck gilt als einer der größten Risikofaktoren. © picture alliance/dpa

Als optimal gilt ein Blutdruck von 120/80 mmHg. Erst ab 140/90 sprechen Ärzte bei Erwachsenen von einer milden Hypertonie, im weiteren Verlauf wird das Ausmaß der Erkrankung in drei Schweregraden bemessen. Vor allem ältere Menschen bewerten vermeintlich nur gering erhöhte Messwerte als unproblematisch. „Doch dies ist ein weit verbreiteter Irrtum“, warnt Halle. Wie gefährlich bereits kleinere Ausreißer nach oben auf Dauer sein können, hat sich in zahlreichen Studien herauskristallisiert. So analysierten chinesische Wissenschaftler die Daten von 760 000 Patienten und fanden dabei heraus, dass sich die Herzinfarktgefahr bereits bei Messwerten zwischen 130/85 und 139/89 nahezu verdoppelt. Bei Patienten mit milder Hypertonie – also bei einem Messwert zwischen 120/80 und 140/90 – stieg das Schlaganfallrisiko statistisch gesehen um 66 Prozent. „Trotzdem nehmen viele Menschen ihre erhöhten Messwerte auf die leichte Schulter oder wissen auch gar nichts davon“, analysiert der Präventionsmediziner Halle und erklärt die Hintergründe: „Bluthochdruck verursacht lange Zeit keine Beschwerden. Die Schäden am Gefäßsystem entstehen schleichend, sie entwickeln sich über zehn bis 15 Jahre. Und wenn sie dann entdeckt werden, sind sie oft schon weit fortgeschritten.“

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