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Brustkrebs: Tumorzellen sollen im Schlaf schneller wachsen

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Forscher erkennen, dass ein Tumor in der Brust Metastasen vor allem nachts freisetzt. Damit könnte die Behandlungszeit bei der Therapie in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

In Deutschland erkranken nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ) 13 von 100 Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs (Mamakarzinom). Somit ist er mit Abstand die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bei Brustkrebs bildet sich ein bösartiger Tumor in der Brustdrüse. Wissenschaftler gingen bislang davon aus, dass ein bösartiger Tumor in der Brust – wenn er Metastasen bildet – diese kontinuierlich freisetzt. Es wurde deshalb vermutet, dass es keinen bestimmten Zeitpunkt gibt, an dem der Krebs mehr oder weniger wächst. Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) konnten nun allerdings das Gegenteil zeigen.

Brustkrebs: Tumorzellen wachsen nachts schneller und sind meist aggressiver

Frau schläft
Die hormonelle Situation im Schlaf verändert die Eigenschaften von Tumorzellen. Damit haben diese bessere Chancen, in der Blutzirkulation zu überleben. © People-Photos via imago-images.d/IMAGO

In ihrer im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie konnte ein Forschungsteam um den Tumorbiologen Prof. Dr. Nicolas Aceto beobachten, dass der Krebs vor allem nachts aktiv wird. In dieser Zeit bildet er wohl deutlich mehr zirkulierende Tumorzellen – auch circulating tumor cells (CTCs) genannt. Demnach zeigten die Studienergebnisse, dass beinahe 80 Prozent der ermittelten CTCs bei Patienten mit Brustkrebs aus der nächtlichen Blutprobe stammten. Außerdem sollen die nachtaktiven metastasierungsfähigen CTCs schneller wachsen und deutlich aggressiver sein.

Wie Prof. Dr. Hellmut Augustin gegenüber t-online.de sagt, liefert die Studie bahnbrechende neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Brusttumorforschung und der metastatischen Streuung von Tumorzellen. Denn die Ergebnisse weisen darauf hin, dass beim Fortschreiten von Krebserkrankungen der Schlaf-Wach-Rhythmus eine entscheidende Rolle spielt. So ist auch die Anzahl der CTCs im nächtlichen Blut höher. Dies liegt wiederum an verschiedenen Faktoren im Schlaf, die dazu führen, dass eine größere Menge an zirkulierenden Krebszellen im Blut vorkommt. Dabei spielen Blutdruck, Puls sowie Melatonin-, Testosteron-, Insulin- und Glukokortikoid-Spiegel eine wichtige Rolle.

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Brustkrebs: Hormone im Schlaf können Wachstum von Tumorzellen beeinflussen

„Diese veränderte hormonelle Situation sowie der langsamere Blutfluss haben zur Folge, dass sich die Eigenschaften der streuenden Tumorzellen und die auf sie wirkenden biomechanischen Belastungen verändern. Sie haben damit bessere Chancen, in der Blutzirkulation zu überleben“, erklärt Augustin. Laut dem Experten liege die Lösung jedoch nicht in weniger Schlaf. Denn selbst wenn viele zirkulierende Krebszellen im Blut zirkulieren, bilden sie nicht automatisch einen Tumor an einem anderen Ort im Körper. Die Studienergebnisse könnten sich jedoch auf zukünftige Therapien auswirken. Diese könnten beispielsweise an die Behandlungszeiten angepasst werden. Allerdings sind dafür weitere Forschungsarbeiten notwendig.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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