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Corona-Herbst: Wie Experten die Lage für die kommenden Monate einschätzen

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Die Zahl der Corona-Infektionen nimmt langsam wieder zu. Was wir in den kommenden Monaten zu erwarten haben und wie Sie sich schützen können.

Nach einem eher entspannten Sommer steigen die Zahlen der Infektionen mit SARS-CoV-2 laut dem Robert-Koch Institut (RKI) langsam wieder an. Viele Menschen fragen sich nun, worauf sie sich im Herbst und Winter einstellen sollen. Denn obwohl das Virus nach drei Jahren Pandemie mittlerweile als endemisch eingestuft wird, ist der saisonale Umgang mit dem Corona-Virus noch nicht alltäglich geworden. Wie Experten die anstehende Erkältungssaison mit COVID-19 einschätzen und wie die Versorgungssituation hierzulande aussieht, erfahren Sie hier.

Steigende Infektionen: Bislang ist die Lage in Kliniken stabil

Coronavirus
Experten rechnen mit steigenden Corona-Infektionszahlen. In den Kliniken ist die Lage jedoch bislang stabil. © YAY Images/IMAGO

Anders als zu Beginn der Pandemie scheint die Lage in den Krankenhäusern und insbesondere auf den Intensivstationen bislang stabil zu sein. Dem Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, zu Folge seien in ganz Deutschland circa ein Prozent der Intensivfälle Corona-Patienten. Dabei handle es sich vor allem um Ältere oder Menschen mit Störungen des Immunsystems. „Im Moment haben wir eine stabile Situation in Hamburg und in Deutschland. Es sind vereinzelte Patienten mit Corona im Krankenhaus, weil sie wegen anderer medizinischer Probleme aufgenommen werden“, so Stefan Kluge in einem Press-Briefing mit dem Science Media Center Germany (SMC).

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Auffallend sei lediglich, dass sich wieder mehr Krankenhaus-Mitarbeiter und Patienten, die wegen anderer Krankheiten in der Klinik behandelt werden müssen, anstecken würden. Dahinter könnten auch neue Corona-Varianten stecken, die mittlerweile zirkulieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die unter den Namen Eris (EG.5) und Pirola (Ba.2.86) bekannten Varianten unter Beobachtung gestellt. Bei beiden handelt es sich um Sublinien von Omikron.

Neue Corona-Varianten aufgetaucht: Folgen für die Versorgungssituation?

Neue Corona-Varianten wie die Piroler-Variante und Eris schätzt die Expertin Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, bislang nicht als besorgniserregend ein. „Es ist natürlich zu erwarten, dass das Virus sich weiterentwickelt und das nutzt, wenn es sich weiter an den Menschen anpassen kann. Und das ist bei der Piroler-Variante wahrscheinlich auch passiert. Und so richtig viel wissen wir einfach auch noch nicht über diese Variante. Da muss man noch ein paar Wochen abwarten, bis wirklich beurteilt werden kann, was diese Variante so anders macht. Ich selber habe immer gesagt, solange es Omikron bleibt, bin ich relativ entspannt, weil wir alle jetzt schon Omikron hatten, manche mehrmals geimpft sind und dadurch auch ein gewisser Schutz vor einem schweren Verlauf weiterbesteht“, erklärt Sandra Ciesek.

Auch Leif Erik Sander, Direktor der Abteilung für Infektiologie an der Charité Berlin, blickt zuversichtlich auf das Infektionsgeschehen im Herbst und Winter: „Wir haben Impfstoffe, die die allermeisten schon sehr gut schützen. Wir haben eine sehr starke Immunität aufgebaut. Deswegen ist auch die Sterblichkeit und die Gefährlichkeit dieses Virus für jeden Einzelnen deutlich reduziert worden im Vergleich zu der Zeit bevor wir geimpft waren.“

Corona-Varianten: Was Pirola und Eris für das Infektionsgeschen im Herbst und Winter bedeuten

Vorhersagen für den Herbst lassen sich bisher nur schwer machen. Wie sich die Lage in Deutschland und insbesondere in den Krankenhäusern entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Trotzdem raten die Experten zu den üblichen Schutzmaßnahmen wie Masken und Abstand, um die Ansteckungswahrscheinlichkeit für sich und seine Mitmenschen zu senken. Während es voraussichtlich wohl keine bundesweiten Schutzmaßnahmen geben wird, geht der Intensivmediziner Stefan Kluge allerdings davon aus, dass Gesundheitseinrichtungen wie Kliniken zum Herbst wieder eine Maskenpflicht einführen werden.

In der kommenden Erkältungssaison werden sich wohl wieder mehr Menschen mit dem Coronavirus anstecken. Zudem gehen die Experten davon aus, dass auch die Situation in den Krankenhäusern wieder kritisch werden könnte. Der Fachkräftemangel im Pflegebereich, aber auch in den Arztpraxen könnte sich durch Corona-bedingte Ausfälle weiter verschärfen. „Wenn im Herbst und Winter mehr Patienten mit Grippe, Corona und anderen schweren Virusinfektionen dazu kommen, dann bekommen wir Probleme. Gerade wenn das Personal gleichzeitig erkrankt. Darum mache ich mir die größten Sorgen“, so Stefan Kluge.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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