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Feste dritte Zähne an einem Tag: So geht's

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Strahlend schön: Sandra ­Zimmermann lächelt mit ­ihren künstlichen Zähnen.
Strahlend schön: Sandra ­Zimmermann lächelt mit ­ihren künstlichen Zähnen. © fkn

München - In Deutschland haben 22,6 Prozent der über 65-Jährigen nur noch wenige oder gar keine Zähne mehr im Mund. Wir erklären, wie Sie an einem Tag feste dritte Zähne bekommen können.

Schon die nackte Zahl klingt erschreckend: In Deutschland haben 22,6 Prozent der über 65-Jährigen nur noch wenige oder gar keine Zähne mehr im Mund. In den allermeisten Fällen leiden diese Menschen unter Parodontitis – eine Erkrankung, die wir aus der Zahnpasta-Werbung als „Parodontose“ kennen. Dabei entzündet sich der sogenannte Zahnhalte­apparat, der aus Zahnfleisch und Kieferknochen besteht. Der Knochen wird regelrecht aufgefressen – so lange, bis die Zähne ausfallen. Im Rahmen der tz-Serie Spitzenmedizin in München erklären die renommierten Münchner Zahnmediziner Dr. Wolfgang Bolz und Professor Hannes Wachtel, wie man den Betroffenen helfen kann.

Elf Millionen Menschen ohne funktionierendes Gebiss – hinter der Statistik stecken viele persönliche Schicksale: „Die Folgen für die Patienten sind zum Teil dramatisch“, weiß Dr. Bolz. „Weil diese Menschen nicht mehr richtig zubeißen können, ernähren sie sich einseitig und falsch. Viele leiden außerdem unter Sprachstörungen und Mundgeruch. Manche trauen sich kaum noch aus dem Haus. Sie vereinsamen und bekommen Depressionen.“

Doch das müsste nicht sein. Professor Wachtel: „Die Implantologie hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Wir wären inzwischen in der Lage, jeden Patienten mit festen dritten Zähnen zu vesorgen.“

Die Voraussetzung ist, dass der Betroffene ausreichend versichert ist – oder genügend Geld besitzt, um die Kosten selbst zu übernehmen. Für ein komplett implantiertes Gebiss inklusive aller künstlichen Zähne wird beispielsweise in der BolzWachtel Dental Clinic eine Pauschale von 27 000 Euro fällig (12 500 Euro für den Unterkiefer und 14 500 Euro für den Oberkiefer). Dafür erhält der Patient auch eine sechsjährige Garantie – sofern er regelmäßig seine Kontrolltermine wahrnimmt.

In 95 bis 98 Prozent der Fälle können die Spezialisten die festen dritten Zähne sogar innerhalb eines Tages einsetzen – so, dass der Patient noch am Abend kraftvoll zubeißen kann. „Unsere Erfolgsquote liegt bei 98 Prozent“, berichtet Dr. Bolz. So funktioniert’s:

Das All-on-four-Prinzip: Dieses amerikanische Schlagwort bedeutet, dass je vier Schrauben in den Ober- und Unterkiefer gepflanzt werden. Sie reichen aus, um die beiden kompletten Brücken mit allen künstlichen Zähnen zu halten. Der Clou: Jeweils zwei der Implantate werden schräg im Kiefer verankert. Damit umgehen die Spezialisten Bereiche, wo in den meisten Fällen nicht mehr genug Knochensubstanz vorhanden ist. Dort wäre ein aufwändiger Knochenaufbau erforderlich, der ein- bis eineinhalb Jahre dauern würde.

Die OP-Vorbereitung: Mit Hilfe moderner Computer-Tomografie erstellen die Spezialisten unter anderem dreidimensionale Bilder vom Kiefer des Patienten. Manchmal wird sogar ein Kunststoffmodell der gesamten Schädelfront mit allen für die OP relavanten Knochen gegossen. Der Patient kann sich aus verschiedenen künstlichen Zähnen eine Variante aussuchen, die zu ihm passt. Die Brücke wird vorbereitet, so dass sie noch am OP-Tag eingesetzt werden kann.

Der Eingriff: Pro Kiefer veranschlagen Bolz und Wachtel etwa zwei Stunden. Während sich der Patient nach der Vollnarkose zwei bis drei Stunden in einem Aufwachraum ausruht, werden die künstlichen Zähne im Labor auf die zuvor gesetzten Implantate abgestimmt – sozusagen das Feintuning des neuen Gebisses.

Die Nachsorge: Der Patient lernt, wie man die künstlichen Zähne richtig reinigt. Zudem muss er drei Mal pro Jahr zur Nachkontrolle gehen, um einer Entzündung der Implantate vorzubeugen.

5 Tipps für Ihr Gebiss

Putzen Sie immer, wenn Sie Süßigkeiten gegessen haben, gleich anschließend Ihre Zähne. Achten Sie bei Ihren Kindern besonders darauf.

Zwei Mal richtig die Zähne putzen ist besser als fünf Mal falsch. Reinigen Sie mindestens zwei bis drei Minuten lang gründlich alle Zahnflächen und auch die Zahnzwischenräume. Machen Sie kleine kreisende Bewegungen von rot nach weiß. Es ist wichtig, dass die Bürste auch das Zahnfleisch berührt, denn dort sitzen die schädlichen Bakterien.

Zahnfleischbluten bedeutet: Mehr putzen! Es handelt sich nicht um eine Verletzung wie auf der Haut. Stattdessen ist Zahnfleischbluten eine Entzündungsreaktion auf bakterielle Zahnbeläge – und die müssen unbedingt weg!

Parodontitis beginnt in den Zahnzwischenräumen. Reinigen Sie diese deshalb besonders gründlich – beispielsweise mit Zahnseide oder Zahnhölzern, die es in der Apotheke gibt.

Gehen Sie mindestens zwei Mal im Jahr zur professionellen Zahnreinigung. Entscheidend ist, dass dabei jedes Mal die Tiefe der Zahnfleischtaschen gemessen und mit den Werten der letzten Untersuchung verglichen wird. Diese Taschen sind Vorboten des Zahnausfalls. Wenn sie tiefer als fünf Millimeter sind, müssen sie unbedingt vom Zahnarzt behandelt werden.

"Ich muss mein Lachen nicht mehr verstecken"

Der Ärger fing schon in der Ausbildung an. Damals brach Sandra Zimmermann (heute 34) der halbe Schneidezahn ab – nur weil sie in einen Apfel gebissen hatte. Und das war erst der Anfang des Dilemmas: Ihr ganzes Gebiss schien praktisch in Zeitlupe zu zerbröseln.

Die junge Frau konnte so oft Zähne putzen wie sie sollte – es half alles nichts: Mal platzte ein Stück Zahn im Oberkiefer ab, mal verlor sie eine Ecke im Unterkiefer. „Es sah wirklich schlimm aus“, erinnert sich die zweifache Mama aus Erding. „Irgendwann habe ich mein Lachen versteckt.“

Bis heute ist die Ursache für ihre Erkrankung nicht geklärt. „Mein früherer Zahnarzt hat auf Kalziummangel getippt. Aber sicher war er sich nicht.“ So bekam Sandra Zimmermann eine Krone nach der anderen. Doch auch diese Versorgung verschaffte ihr nur eine kurze Verschnaufpause. Die überkronten Zähne lockerten sich, viele mussten gezogen werden. Die Diagnose lautete auf Kieferschwund. Und die Patientin, damals kaum 30, bekam ein herausnehmbares Gebiss, das normalerweise eher viel ältere Menschen tragen.

„Dieses Teil war nicht alltaugstauglich“, erinnert sich Zimmermann, „es hat mich auch beim Sprechen behindert.“ Deshalb suchte sie im Internet nach Spezialisten, die ihr vielleicht helfen können – und stieß auf die BolzWachtel Dental Clinic in der Münchner Richard-Strauss-Straße. Nach mehreren Untersuchungen und Gesprächen mit den Implantologen ließ sich die Erdingerin dort operieren.

„Es ging um 7.30 Uhr morgens los, ich bekam eine Vollnarkose.“ Die Operation ­dauerte etwa dreieinhalb Stunden. Dabei wurden je vier Schrauben in ihren Ober- und Unterkiefer implantiert. Während sich Sandra Zimmermann in einem Aufwachraum ausruhte, wurden im Labor die letzten Feinarbeiten an den künstlichen Zähnen vorgenommen. Noch am selben Abend wurden die neuen Zähne festgeschraubt. „Ich konnte danach sofort in einen Apfel beißen.”

Die Heilung schritt gut voran. „Nach einer Woche waren auch die Schwellungen im Kieferbereich verschwunden.“ Seitdem hat die Speditionskauffrau eine ganz neue Lebensqualität: „Ich kann wieder bedenkenlos alles ­essen. Und mein Lachen brauche ich auch nicht mehr zu ver­stecken.“

Andreas Beez 

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