Magnesium als natürliche Lösung gegen Bluthochdruck: Ärztlicher Direktor nennt es „Wundermittel“
Magnesium hilft, den eigenen Blutdruck im Griff zu halten – denn es erweitert die Blutgefäße, erklärt der Kardiovaskuläre Präventivmediziner Prof. Martin Halle von der TU München.
Kaum ein Leiden hat den Begriff Volkskrankheit so verdient wie Bluthochdruck, in der Fachsprache Hypertonie genannt. Daran leiden nach Schätzungen von Experten mindestens etwa 20 Millionen Bundesbürger. Viele wissen gar nichts von ihrem Problem. Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe Betroffene, die die Gefahren von Bluthochdruck unterschätzen – vor allem dann, wenn ihre Werte, nach Angaben des RKI, vermeintlich nur leicht über 130 zu 139 mmHg liegen.
Alltagsbezeichnung: | Bluthochdruck |
---|---|
Fachsprache: | Hypertonie |
Grenzwert zum Bluthochdruck (Hypertonie): | 140/90mmHg |
Risikofaktoren: | mangelnde Bewegung, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Stress sowie erhöhter Alkoholkonsum |
Quelle: RKI |
Bluthochdruck bereits ab Hypertonie ersten Grades gefährlich
Bis zu diesem Grenzwert sprechen Experten von einem „hochnormalen“ Blutdruck, alle Messergebnisse darüber werden mit Hypertonie in drei verschiedenen Schweregraden klassifiziert. Das große Problem dabei: Bereits Hypertonie ersten Graden kann brandgefährlich werden, warnt der Münchner Präventionsmediziner Professor Martin Halle von der TU München. „Ich sehe immer wieder Patienten, die beispielsweise einen bislang unbehandelten Blutdruck von 150/90 mmHg haben. Manche sagen dann zu mir: Mei, diese kleine Überschreitung wird schon nicht so schlimm sein. Falsch! Schon solche Werte bewirken ein deutlich erhöhtes Risiko für Gefäßschäden – mit potenziell lebensgefährlichen Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.“

Kardiologe Professor Martin Halle erklärt: „Magnesium hilft, die Blutgefäße geschmeidig zu machen“
Umgekehrt betrachtet gibt es aber gerade zu vergleichsweise gering erhöhten Werten auch eine ermutigende Nachricht: Milde Hypertonie lässt sich in vielen Fällen bereits durch intelligente Lebensstiländerungen in den Griff bekommen. Dazu gehört neben regelmäßiger Bewegung vor allem Blutdruckkontrolle durch gesunde Ernährung. „Wer im Alltag an diesen wichtigen Stellschrauben dreht, kann viel erreichen“, sagt Prof. Halle und rät zu einer cleveren Lebensstil-Strategie gegen Bluthochdruck.
So sollte zum Beispiel viel Gemüse auf den Teller kommen – am besten solches, das einen hohen Magnesiumanteil hat. „Magnesium ist ein Wundermittel der Natur“, weiß Professor Halle und erklärt den medizinischen Hintergrund: „Normalerweise sind Elektrolyte, speziell Kalzium, dafür verantwortlich, dass sich Muskulatur zusammenzieht. Magnesium ist sozusagen ein Gegenspieler dieses Prozesses, es trägt zur Entspannung der Muskulatur bei. Deshalb nehmen es beispielsweise auch viele Sportler nach hartem Training oder bei starkem Muskelkater. Auch in den Gefäßwänden sitzt Muskulatur, sie werden durch das Magnesium geschmeidig.“
In der Schwangerschaft hilft Magnesium oft bei vorzeitigen Wehen
Als natürliches Mittel zur Muskelentspannung und zur Blutdrucksenkung werde Magnesium übrigens auch bei Schwangeren eingesetzt. „Es wird beispielsweise als Infusion verabreicht, wenn vorzeitig die Wehen einsetzen. Magnesium hilft dann dabei, dass sich die Gebährmutter wieder entspannt und die Wehentätigkeit nachlässt.“ Bei Magen-Darm-Beschwerden ist Magnesium ein Mitte gegen Verstopfung.
Zu viel Magnesium kann Durchfälle verursachen
Wenn man zu viel Magnesium zu sich nimmt, muss man allerdings möglicherweise öfter zur Toilette sprinten. Denn es kann mitunter heftige Durchfälle verursachen. Andererseits tragen solche Durchfälle in den allermeisten Fällen auch dazu bei, dass man viel zu viel Magnesium im Körper hat, weil es mit Urin und mit dem (dann oft wässrigen) Stuhl ausgeschieden wird. Eine extreme Überdosierung kann zu Muskelschwäche und auch zu einem Blutdruckabfall führen. Dies kommt aber gerade bei Patienten mit Bluthochdruck äußerst selten vor.
Professor Halle rät: Gemüse mit hohem Magnesiumanteil wie Brokkoli, Bohnen und Erbsen genießen
Insofern rät Prof. Halle dazu, magnesiumhaltige Lebensmittel oft zu genießen. Dazu zählen beispielsweise Brokkoli, Erbsen, Bohnen, Bananen, Himbeeren und Emmentaler Käse. Größere Mengen an Magnesium stecken auch in Haferflocken und Vollkornmehl. Besonders viel Magnesium enthalten Cashew-Nüsse, Zartbitterschokolade und Erdnüsse.
Allerdings treiben diese Kalorienbomben nicht nur den Magnesiumspiegel, sondern auch das Gewicht in die Höhe – was wiederum eher schlecht für den Blutdruck ist. Ganz ohne Dickmacher-Effekt liefern viele Mineralwasser-Sorten Magnesium. Prof. Halles Tipp: „Wasser ist der beste Durstlöscher und viel gesünder als Softdrinks – selbst Softdrinks mit Süßstoff. Achten Sie auf eine Sorte mit einem hohen Magnesiumanteil.“
Auch bei vergleichsweise milder Hypertonie: Blutdruckmittel nicht durch Magnesium ersetzen!

Magnesium gibt es auch als Nahrungsergänzungsmittel, besonders beliebt sind Brausetabletten. Der empfohlene Tagesbedarf eines Erwachsenen liegt bei etwa 300 bis 350 Milligramm. Starke Nebenwirkungen treten bei Gesunden in der Regel erst ab etwa 2500 mg über dem Tagesbedarf auf. Trotzdem warnt Prof. Halle davor, zügellos Nahrungsergänzungsmittel zu schlucken.
Auch bei mildem Bluthochdruck keine eigenmächtige Änderung der Tabletten
Ein absolutes No-Go sei zudem, Blutdruckmedikamente ohne Rücksprache mit dem Arzt zu ändern. „Es ist auch bei milder Hypertonie keine gute Idee, die Mittel einfach durch Magnesium zu ersetzen. Bluthochdruck ist eine ernste Erkrankung und die korrekte Einnahme der verordneten Medikamente ein Schlüssel zum Behandlungserfolg“, mahnt der Kardiologe Prof. Halle, der bereits seit 20 Jahren das Zentrum für Prävention, Sportmedizin und Sportkardiologie am Klinikum rechts der Isar leitet.
Der TUM-Professor führt zahlreiche hochkarätige wissenschaftliche Studien durch, unter anderem zu den Gesundheitseffekten von Gerätetraining in Senioreneinrichtungen. Wie Senioren von dem bestform-Bewegungsprogramm profitieren, haben Experten kürzlich bei einem Symposium im Münchner Uptown-Tower erörtert.
Enge Zusammenarbeit mit anderen Münchner Herzspezialisten
Als Ärztlicher Direktor der TUM-Präventionsmediziner arbeitet Halle auch mit anderen Herzspezialisten im Klinikum rechts der Isar und im Deutschen Herzzentrum zusammen. Viele Patienten werden in beiden Zentren behandelt, die künftig unter dem Dach des TUM Klinikums fusionieren sollen. Im Deutschen Herzzentrum steht im Sommer ein Stabwechel in der Herzchirurgie an. Dort wird Professor Markus Krane die Leitung der Herzchirurgie übernehmen. Er plant unter anderem, den Einsatz der Robotik auszubauen.