Bekommt man Weißen Hautkrebs nur im Gesicht?

Das Telefon stand keinen Augenblick still: Wie erkennt man Weißen Hautkrebs? Welches Mittel gegen Haarausfall bringt etwas? Die Anrufer der Merkur-Telefonaktion hatten viele Fragen. Hier eine Auswahl.
Bei der Telefonaktion beantworte Dr. Thomas Herzinger Oberarzt am Klinikum der Dermatologie und Allergologie der Ludwig- Maximilians-Universität München Fragen zum Thema Hautkrebs. Das Spezialgebiet von Prof. Hans Wolff, ebenfalls von der Dermatologischen Klinik der LMU, ist der Haarausfall. Beide sind Organisatoren der 23. Münchner Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, die derzeit stattfindet. Erwartet werden bis zu 4000 Besucher.
Was tun bei Hautkrebs oder Haarausfall?
Leserin, 75: Ich hatte in letzter Zeit einige OPs. Ich habe das Gefühl, dass mir mehr Haare ausfallen. Ist die Narkose schuld?
Prof. Hans Wolff: Die Narkose ist für die Haare eher unproblematisch. Was eine Rolle spielt, sind blutverdünnende Mittel, etwa Heparinspritzen, welche die Patienten nicht selten vor einer OP bekommen. Dadurch gehen mehr Haare in die Ruhephase. Etwa drei Monate später fallen sie aus. Wenn sie dennoch beunruhigt sind, sollten sie beim Hautarzt eine Haarwurzelanalyse machen lassen, ein sogenanntes Trichogramm. Dabei werden einige Haare entnommen und untersucht.
Leserin: Mein Sohn wird bald 18 und klagt darüber, dass seine Haare bereits immer dünner werden. Sein Vater hat eine Glatze und auch sein Großvater. Was kann er tun?
Prof. Wolff: Es handelt sich vermutlich um den erblichen Haarausfall,

die androgenetische Alopezie. Hier gibt es zwei Wirkstoffe, die erwiesenermaßen gut helfen. Zum einen das Haarwasser mit dem Wirkstoff Minoxidil. Das kann man meiner Ansicht nach auch schon unter 18 Jahre verwenden. Zum anderen gibt es Tabletten mit dem Wirkstoff Finasterid, die aber erst ab 18 eingenommen werden sollten. Bei 90 Prozent der Betroffenen lässt sich der Haarausfall so zuverlässig stoppen. Bei einigen werden die Haare sogar wieder dichter. Die Behandlung kostet pro Tag etwa 50 bis 70 Cent.
Leserin: Ich habe manchmal das Bedürfnis, mir die Haare auszurupfen. Woher kommt das? Und was kann ich tun?
Prof. Wolff: Sie sind mit diesem Problem nicht allein. Das ist eine zwanghafte Handlung, wie etwa bei andern Menschen zu häufiges Händewaschen. Bei Betroffenen tritt das vor allem in psychischen Spannungszuständen auf. Der medizinische Fachbegriff ist Trichotillomanie. Ich würde ihnen eine Verhaltenstherapie empfehlen. Sie können so erkennen, in welchen Situationen sie dieser Zwang überfällt, und lernen gegenzusteuern.
Leserin, 36: Ich habe Hashimoto, nehme deswegen Schilddrüsenhormone. Ich habe das Gefühl, dass ich mehr als die üblichen 60 bis 100 Haare pro Tag verliere. Vor allem am Scheitel werden die Haare immer dünner. Was soll ich tun?
Prof. Wolff: Ihre Schilddrüsenerkrankung hat, denke ich, nichts mit dem Haarausfall zu tun. Dazu führt nur eine Überfunktion der Schilddrüse. Sie sollten zusätzlich den Eisenspiegel im Blut überprüfen lassen. Denn Eisenmangel kann zu Haarausfall führen. Betroffen sind vor allem Menschen, die zu wenig Fleisch essen. Die häufigste Ursache ist aber der erbliche Haarausfall, vor allem wenn auch Vater oder Mutter dazu neigen. Dafür spricht bei Ihnen auch, dass die Haare vor allem am Scheitel ausgehen. Doch gibt es ein wirksames Mittel: Ein Haarwasser mit dem Wirkstoff Minoxidil. Wenn sie das ein- bis zweimal täglich auf den Oberkopf auftragen, können sie den Haarausfall mit großer Wahrscheinlichkeit stoppen. In der Packungsbeilage steht zwar zweimal täglich. Doch meist reicht einmal aus.
Leserin: Ich habe gehört, die Haare mit Brennnesselsaft spülen hilft gegen Haarausfall. Was halten Sie von Koffein? Mein Hautarzt hat mir auch teure Spritzen angeboten, die ich selber zahlen müsste.
Prof. Wolff: Das Hausmittel gehört leider zum Bereich der Mythen. Davon sollten sie sich keine Wirkung erhoffen. Auch die anderen Mittel sind eher unwirksam. Koffein zeigt keinen Erfolg bei Haarausfall und die Spritzen wahrscheinlich auch nicht. Leider gibt es zahlreiche Mittel auf dem Markt, die viel versprechen, aber wenig halten. Sie helfen nur dem, der sie verkauft.
Leserin: Bei mir besteht der Verdacht auf Weißen Hautkrebs. Wie tief kann der gehen? Und macht der Metastasen?
Dr. Thomas Herzinger: Es gibt zwei Arten von Weißem Hautkrebs: Das Basaliom, auch Basalzellkarzinom genannt, und das

Plattenepithelkarzinom (auch Spinaliom oder Stachelzellkarzinom). Metastasen bilden sich bei einem Basaliom in der Regel nicht. Aber der Krebs kann unbehandelt schon relativ tief, sogar bis auf den Knorpel gehen. Wenn ein Plattenepithelzellkarzinom sehr lange nicht behandelt wurde, können durchaus auch angrenzende Lymphknoten befallen sein oder sich sogar Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Das ist zwar selten. Doch zeigt es, dass man auch Weißen Hautkrebs ernstnehmen und zügig behandeln sollte.
Leser: Ich habe gehört, dass man Weißen Hautkrebs nur im Gesicht bekommt. Stimmt das?
Dr. Herzinger: Weißer Hautkrebs und seine Vorstufen, aktinische Keratosen, entstehen, wenn Sonnenbestrahlung zu Schäden in der Haut geführt hat. Exponierte Stellen wie das Gesicht, aber auch Arme, Handrücken und bei Männern mit Glatze häufig auch die Kopfhaut, bekommen im Laufe des Lebens besonders viel Sonne ab. Darum bilden sich aktinische Keratosen und Weißer Hautkrebs dort besonders häufig. Sonnenschutz ist daher zur Vorbeugung extrem wichtig.
Leser (86): Der Hautarzt hat an zwei Stellen auf meiner Stirn eine aktinische Keratose festgestellt und eine Photodynamische Therapie empfohlen, die ich selbst bezahlen muss.
Dr. Herzinger: Die Photodynamische Therapie (PDT) ist eine sehr gute Methode zur Behandlung von Vorstufen des Weißen Hautkrebses, die wir auch bei uns in der Hautklinik häufig anwenden. Dabei wird eine Substanz auf die betroffenen Hautflächen aufgetragen, die zwei bis drei Stunden einwirken muss. Währenddessen muss die Haut vor Licht geschützt werden. Dazu wird sie mit einem Verband oder Alufolie bedeckt. Danach wird die Haut etwa zwanzig Minuten mit rotem, manchmal blauem Licht bestrahlt, das die zuvor aufgetragene Substanz aktiviert und bösartige Zellen selektiv zum Absterben bringt. Das kann schmerzhaft sein, die Haut kann sich heiß anfühlen. Das Gefühl entsteht, weil dabei Nerven, die auf Hitze reagieren, gereizt werden. Die Haut ist nach der Therapie gereizt, rot und kann schuppen. Das sieht ähnlich wie bei einem Sonnenbrand aus. Nach zehn bis zwölf Tagen hat sie sich aber erholt. So lange sollte man die Sonne meiden.
Leserin: Ich habe eine aktinische Keratose. Gibt es Alternativen zu der Photodynamischen Therapie?
Dr. Herzinger: Die Photodynamische Therapie ist besonders vorteilhaft, wenn es sich nicht um wenige, punktuelle, sondern um flächige oder viele Vorstufen handelt. Doch gibt es eine Reihe von Methoden zur Behandlung der aktinischen Keratose. Für die flächige Behandlung eignen sich auch spezielle Cremes. Es gibt drei Wirkstoffe, die der Hautarzt je nach Ausprägung der Vorstufe wählt. Die Cremes trägt der Patient selbst auf, die Therapie dauert etwa sechs bis neun Wochen. Die Haut wird durch die Wirkstoffe gereizt. Der Hautarzt wird daher ein paar Tage Pause anordnen, ehe er den Erfolg der Therapie kontrollieren kann. Neben den Cremes gibt es noch die Möglichkeit, betroffene Hautstellen mit einem Kältespray zu vereisen oder mit einem Laser zu behandeln. Alternativ kann man die verhornte Hautschicht unter örtlicher Betäubung mit dem Skalpell abschälen.
mm
Neue Medikamente gegen Hautkrebs