Muskeln, Herz, Blutdruck: Gesund und sicher bergsteigen im Alter – Tipps von Experten
Bergsteigen ist auch im Alter möglich und gesund. Zwei Chefärzte geben wichtige Tipps für sicheres Wandern im Alter.
Senioren sollten beim Bergabgehen Wanderstöcke einsetzen. „Sie verringern die Belastung um etwa 20 Prozent, insbesondere auf Knie und Kniescheibe“, rät Prof. Rüdiger von Eisenhart-Rothe, Orthopädie-Chefarzt im Uniklinikum rechts der Isar. Sein Chefarzt-Kollege Prof. Martin Halle ergänzt: „Beim Bergabgehen ist die muskuläre Belastung vor allem für die Oberschenkel viel höher.“
Chefarzt Professor Martin Halle: „Ruhig angehen lassen, damit der Blutdruck nicht zu stark ansteigt“

Chefarzt Professor von Eisenhart-Rothe rät: „Nach der Tour die Oberschenkelmuskulatur dehnen“
Wichtig: Stützen Sie sich nie mit vollem Gewicht auf die Teleskopstöcke, sie können wegsacken – Sturzgefahr! Ihre Wanderschuhe sollten knöchelhoch sein und ein gutes Schuhbett haben. „Dadurch wird das Abrollverhalten des Fußes optimal unterstützt“, so von Eisenhart-Rothe. „Nach der Tour sollen Sie Ihre Oberschenkelmuskulatur dehnen, vor allem wenn Sie ein künstliches Knie haben.“ Senioren, die länger nicht auf Tour waren, sollten sich vorher ärztlich durchchecken lassen, rät Sportkardiologe Halle: „Lassen Sie es gemütlich angehen! Dadurch vermeiden Sie, dass der Blutdruck zu stark ansteigt.

Bei Herzerkrankungen Bergtouren über 2.500 Metern meiden
„Bei Druck in der Brust, Schwindel oder Atemnot ist Vorsicht geboten, denn es könnte eine Durchblutungsstörung des Herzens dahinterstecken. Wer ein Herzproblem hat, der sollte Höhen über 2.500 Metern wegen des geringeren Sauerstoffgehalts der Luft meiden“, empfiehlt Professor Halle.
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Beim Wandern Sonnenschutz nicht vergessen und nachcremen

Entscheidend bei Bergtouren und Wanderung sei auch die Ausrüstung, unabhängig vom Alter, so die Mediziner weiter. So sollten Kraxler immer auf einen guten Sonnenschutz achten, gerade in größeren Höhen, und vor allem bei schweißtreibenden Touren immer mal wieder nachcremen. Natürlich gehört auch ein Regenschutz in den Rucksack, weil sich das Wetter in den Bergen immer schnell ändern kann. Wer sich anstrengt, muss zudem darauf achten, dass er genügend trinkt. Bei allem Verständnis für die Lust auf ein Hüttenschnapserl: Mit Alkohol sollte man sich bei Wanderungen besser zurückhalten und lieber am Abend auf die schöne Tour anstoßen.
Regelmäßige Bewegung lohnt sich selbst in hohem Alter
Grundsätzlich sei Bewegung auch für Senioren sehr empfehlenswert, betonen von Eisenhart-Rothe und Halle. Ihr Erfolgsrezept lautet: je regelmäßiger, desto besser. Das gelte selbst im hohen Alter, betont Halle. Wie effektiv Training beispielsweise sogar jenseits der 80 auch in Betreuungseinrichtungen sein kann, erforscht der Präventionsmediziner derzeit bei einem großen wissenschaftlichen Projekt, der sogenannten bestform-Studie. Daran haben mit Unterstützung der Beisheim-Stiftung mehr als 400 Senioren aus über 20 oberbayerischen Senioreneinrichtungen teilgenommen. Derzeit läuft die Auswertung. In vielen Fällen berichten die Teilnehmer bereits, dass sich ihre Leistungsfähigkeit und Lebensqualität durch das bestform-Training an speziellen Krafttrainingsgeräten für Senioren verbessert hat. Konkrete Analysen und Zahlen zur Großstudie werden in den nächsten Monaten erwartet.