Hochsensibel? Zwölf Anzeichen, die bei Ihrem Kind darauf hindeuten könnten
Hochsensibilität bei Kindern kann sich extrem unterschiedlich äußern. Es gibt zwölf Anzeichen, anhand derer Eltern erkennen können, ob ihr Kind hochsensibel ist.
Jungs wollen raufen und Fußball spielen, Mädchen mit Puppen und Pferden – mit Sicherheit ein sehr klischeehaftes Denken. In der Gesellschaft ist es leider jedoch in vielen Fällen genau so. Und da stechen dann die Kinder hervor, die anders sind. Vielleicht, weil sie bestimmte Dinge nicht essen, nicht mit ihnen fremden Menschen sprechen oder nicht in einer Mannschaft spielen möchten.
Schnell stellen sich Eltern (nicht nur Helikopter-Eltern) in solchen Fällen die Frage, ob man bei der Erziehung etwas falsch gemacht hat. Sie zweifeln mitunter sogar daran, ihr Kind und seine Bedürfnisse richtig fördern zu können – schließlich möchte man die kleine Persönlichkeit nicht im Keim ersticken, wie es früher durch die Erziehungsformen der Eltern vorgekommen sein mag. Manchmal kommen Eltern dann auf das Thema Hochsensibilität – und in der Tat: sie könnte eine Erklärung sein. Und ein Vorteil für die Zukunft, wenn man jetzt richtig mit dem Nachwuchs umgeht.
Was ist Hochsensibilität und wie äußert sie sich bei Kindern?
Ganz einfach gesagt, nimmt ein Kind mit einem hochsensiblen Gehirn zu viel wahr. Laut der Krankenkasse AOK liegt das auch daran, dass „hochsensible Menschen über deutlich mehr Neurotransmitter verfügen als andere.“ Die Transmitter dienen dem Gehirn als Boten, die Informationen übermitteln. „Das Nervensystem der meisten Menschen besitzt einen Filter, der wichtige von unwichtigen Informationen trennt. Bei Hochsensiblen scheint es diesen Filter so nicht zu geben. Deshalb sind sie wahre Vielfühler“, schreibt die AOK weiter.

Gerade Kinder, die die Welt ganz neu entdecken, sind ohne diesen Filter wesentlich schneller überfordert als Gleichaltrige. Aus dem Nichts kann die Stimmung umschlagen und aus der schüchternen Maria wird ein kleiner Wüterich mit lauter Stimme. Auch von anderen Kindern oder generell Menschen können sich die Kleinen überfordert fühlen. Sie spielen dann lieber alleine mit Spielzeugen als mit anderen in einer größeren Gruppe.
Anzeichen, dass Ihr Kind hochsensibel ist
In einem Artikel von make it, einem Online-Portal des Nachrichtensenders CNBC, nennen die Autoren zwölf Anzeichen, mit denen Eltern erkennen können, ob ihr Kind hochsensibel ist. Das Kind …
- … bemerkt kleine Details, ein neues Outfit oder wenn Möbel umgestellt wurden.
- … nimmt die Stimmungen anderer Menschen deutlich wahr. Sie nehmen die Emotionen auf und übernehmen die Gefühle, als wären es ihre eigenen.
- … hat Schwierigkeiten damit, intensive Gefühle wie Wut oder Sorgen abzuschütteln.
- … beschwert sich, wenn sich Dinge unangenehm anfühlen (z. B. kratzende Bettwäsche, juckende Kleidungsetiketten, enge Hosenbünde).
- … fühlt sich in lauten, geschäftigen Umgebungen wie Einkaufszentren oder auf Märkten wegen der starken Gerüche gestresst und ermüdet.
- … hasst es, sich gehetzt zu fühlen, und zieht es vor, Dinge sorgfältig zu erledigen.
- … reagiert besser auf sanfte Korrekturen als auf harte Disziplin.
- … gibt schlüssige Kommentare ab und wirkt für sein Alter sehr weise.
- … hat einen cleveren Sinn für Humor (übrigens: Humor hilft auch den Eltern bei der Erziehung).
- … kann Menschen gut einschätzen und mit überraschender Genauigkeit erkennen, was sie denken oder fühlen.
- … weigert sich, bestimmte Lebensmittel wegen des Geruchs oder der Beschaffenheit zu essen.
- … erschrickt leicht bei plötzlichen Geräuschen, z. B. wenn sich jemand an sie heranschleicht.
Wichtig: Die Liste ersetzt in keinem Fall den Besuch beim Kinderarzt.
Hochsensibles Gehirn: Wie Eltern ihren Kindern helfen können
Familie.de gibt Hilfestellung, sollte sich der Verdacht vom hochsensiblen Kind bestätigt haben. Eltern können zum Beispiel:
- Rituale/Regeln schaffen: Eine feste Struktur gibt Kindern Sicherheit und hilft ihnen, die für sie gefühlt chaotische Welt zu ordnen.
- Ruhepausen einräumen: Den Nachmittag besser nicht mit Aktivitäten durchorganisieren, sondern lieber freihalten.
- Weniger ist mehr: Weniger Medien, weniger Besuch, weniger Spielzeug. Das hilft bei der Reizverarbeitung, weil von vornherein weniger auf euer Kind einprasselt.
- Allein sein ist ok: Ein Kind ist nicht gleich einsam und traurig, nur weil es sich zurückzieht. Es braucht diese Pausen, um sich zu regenerieren und zu verarbeiten.
Das Kind in Watte zu packen und gar nichts mehr zu unternehmen sei allerdings ein Fehler, schreibt Familie.de. Den schließlich müsse das Kind lernen, wie es am besten mit seiner Hochsensibilität umgeht. Der beste Rat ist für Eltern wohl einfach: Alles ist möglich, einfach nur weniger davon. Planen Sie nicht jeden Nachmittag einen Ausflug oder eine Verabredung zu Spielen. Lassen Sie das Kind auch einfach mal „sein“. Tipp: Mit denrichtigen Äußerungen unterstützen Sie Ihr Kind in dieser Entwicklung.
Hochsensibilität als Vorteil begreifen
Im Beitrag von CNBC sind sich die Autoren aber sicher, dass man eine Hochsensibilität auch als Vorteil begreifen kann. Sie schreiben zum Beispiel, dass „hochsensible Kinder sind nicht nur kreativer, aufmerksamer und offener als weniger sensible Kinder“ sind und außerdem über eine unterschätzte Eigenschaft verfügen würden: Empathie.
In verschiedenen Studien wurde geprüft, wie Kinder auf lächelnde oder weinende Menschen reagierten. Hochsensible Teilnehmer reagierten hier besonders stark. Dies deutet darauf hin, dass sie – wie sensible Menschen auch selbst sagen – einen fremden Menschen nicht in seinem Schmerz beobachten konnten, ohne den starken Wunsch zu verspüren, ihm zu helfen. Bei CNBC steht dazu: „Da sensible Kinder von ihren Erfahrungen stärker betroffen sind als ihre Altersgenossen, profitieren sie mehr von Unterstützung, Training und Ermutigung. Dieser Verstärkungseffekt macht sie zu Leistungsträgern.“
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.