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Neue Studie: Ecstasy-Wirkstoff unterstützt die Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörung

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Die Partydroge MDMA kann möglicherweise bei psychischen Erkrankungen helfen. Eine aktuelle Studie liefert nun wichtige Beweise.

Die illegale Partydroge MDMA, auch Ecstasy genannt, könnte in Zukunft bei verschiedenen psychologischen Erkrankungen in der Therapie eingesetzt werden. Forscher der University of California fanden heraus, dass die Substanz Methylendioxymethamphetamin, besser bekannt als MDMA, Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nachhaltig hilft – insofern diese von einer psychotherapeutischen Behandlung begleitet wird. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse im Wissenschaftsjournal „Nature Medicine“.

Partydroge MDMA: Ecstasy kurbelt den Serotonin-Haushalt an

Es sind verschiedene Tabletten, Drogen und Medikamente zu sehen.
Bisher ist MDMA hierzulande nur als Partydroge bekannt. In Zukunft könnte der Wirkstoff allerdings auch in der Psychotherapie eingesetzt werden. © Pond5 Images/Imago

MDMA wirkt auf das Serotonin-System im Gehirn. Die Effekte haben dabei vor allem Folgen für das soziale Verhalten. Wer die Droge einnimmt, fühlt sich empathischer und euphorisiert. Der Wirkstoff ruft so einen Bewusstseinszustand hervor, der Menschen empfänglicher für die therapeutische Arbeit macht. „Bis jetzt konnte MDMA nur in der Schweiz als Medikament außerhalb von Studien in sehr begrenztem Rahmen angewendet werden, und neuerdings auch in Australien. MDMA gilt als ein Betäubungsmittel und der Verkauf und oft auch der Konsum sind in vielen Ländern kriminalisiert,“ so Professor Gregor Hasler, Ordinarius für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Freiburg (Schweiz) gegenüber dem Science Media Center Germany (SMC). Bereits 2021 publizierte das Forschungsteam um Jennifer Mitchell aus San Francisco die Ergebnisse einer ersten Phase-3-Studie zur Effektivität einer MDMA-unterstützten Psychotherapie bei PTBS.

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Diese Ergebnisse konnten nun an einer breiten Gruppe an Probanden bestätigt werden. Anders als bei vorangehenden Studien wurden nun allerdings auch Personen eingeschlossen, die in klinischen Untersuchungen häufig unterrepräsentiert sind. Genau diese Personengruppen haben allerdings ein höheres Risiko, eine PTBS zu entwickeln. Dazu zählen zum Beispiel Transgender-Personen, ethnischen Minderheiten, Rettungskräfte, Militärangehörige, Veteranen oder Opfer von chronischem sexuellem Missbrauch. Die Bestätigungsstudie, welche die US-amerikanischen Forschenden nun publizieren, umfasst eine ethnisch vielfältige Population mit mittelschwerer bis schwerer PTBS.

Behandlung mit MDMA kann Symptome verringern

Im Rahmen der aktuellen Studie erhielten die Teilnehmer über 18 Wochen hinweg mehrere psychotherapeutische Sitzungen. Diese wurden dreimal entweder mit MDMA oder einem Placebo unterstützt. Ähnlich wie bei der Vorgängerstudie aus 2021 war die Therapieform im Allgemeinen gut verträglich und konnte die Schwere der PTBS-Symptome und funktionelle Beeinträchtigungen verringern. Im Vergleich zur Therapie mit Placebo konnte die MDMA-unterstützte Therapie die PTBS-Symptome reduzieren, wie das Ärzteblatt berichtet. Am Ende der Studie erfüllten 71 Prozent der Probanden in der MDMA-Therapiegruppe die diagnostischen Kriterien für PTBS nicht mehr, gegenüber 48 Prozent der Probanden in der Placebo-Gruppe.

„Die Studie bestätigte die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von MDMA-unterstützter Psychotherapie unabhängig vom Schweregrad und der ethnischen Zugehörigkeit der Betroffenen. Am Studienende hatten 87 Prozent der Teilnehmenden eine bedeutsame klinische Verbesserung und 71 Prozent hatten keine PTBS-Diagnose mehr. Nebenwirkungen waren mild und vorübergehend“, erklärt Professor Gregor Hasler. Offen bleibt laut dem Experten Professor Gerhard Gründer vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit Mannheim lediglich die Frage, wie lange die Therapieeffekte anhalten. Um die Dauerhaftigkeit des Therapieeffektes zu bestimmen, seien demnach längere Beobachtungszeiträume notwendig – und der Vergleich mit dem derzeitigen Goldstandard, der traumafokussierten Psychotherapie.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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