1. tz
  2. Leben
  3. Gesundheit

Dieser Forscher erklärt: Darum ist Fasten so gesund

Erstellt:

Kommentare

Stolzer Nobelpreisträger: Yoshinori Ohsumi erläutert seine Arbeit.
Stolzer Nobelpreisträger: Yoshinori Ohsumi erläutert seine Arbeit. © AFP

Stockholm - Dank des Medizin-Nobelpreisträgers Yoshinori Ohsumi lernen wir etwas über unser Essverhalten. Denn auch Fasten kann gesund sein.

Als Laie fragt man meistens etwas ratlos, wenn die Nobelpreise für Medizin, Chemie oder Physik vergeben werden: "Was hat das mit mir zu tun?" In diesem Jahr ist das anders - wir erfahren, warum Fasten vor Krankheiten schützen kann. Der japanische Zellforscher Yoshinori Ohsumi (71) erhält den Medizin-Nobelpreis für die Erfoschung der Autophagie in Zellen. Dabei handelt es sich um einen eingebauten Putzplan in den Zellen. Alles was nicht mehr gebraucht wird, kann die Zelle selbst verdauen und gleich wieder verwenden. Eine von mindestens 35 Genen perfekt gesteuerte Recycling-Anlage.

Oshumi hat die Bedeutung dieses Prozesses für alle Lebewesen vom Einzeller bis zum Menschen schon vor Jahrzehnten erkannt - an Hefezellen. Davon zeigte sich das Karolinska-Institut in Stockholm, das den Medizin-Nobelpreis zuerkennt, beeindruckt. Oshumis Studien können z. B. erklären, warum der Mensch gewisse Fastenzeiten einhalten sollte. In Notzeiten (wenn der Nachschub an Nährstoffen stockt) greift die Zelle auf eigene Ressourcen zurück. Sie zerlegt, was nicht benötig wird, und verwendet es für dringendere Aufgaben. Dabei verjüngt sich die Zelle und bleibt gesund. Insulin, wie es zur Verdauung nötig ist, hemmt den Prozess der Selbstverdauung in den Zellen. Daher sind Pausen zwischen Mahlzeiten sinnvoll.

Vorbeugen gegen Krebs und Diabetes

Aber auch bei der Embryonalentwicklung spielt die Autophagie

Verkündung des Preisträgers.
Verkündung des Preisträgers. © AFP

eine wichtige Rolle, um benötigte Bausteine schnell parat zu haben. Es zeigte sich, dass, wenn der Putzplan der Zelle nicht gut funktioniert, Krebserkrankungen begünstigt werden können. Die Zelle wird zum Schuttablageplatz defekter Eiweiße. Auch die Entstehung von Diabetes wird damit in Zusammenhang gebracht. Im Alter scheint die Autophagie-Aktivität der Zellen nachzulassen. Ist die Müllabfuhr der Nervenzellen im Gehirn behindert, begünstigt dies Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson. Neue Medikamente sollen den Reinigungsprozess der Zellen wieder ankurbeln, um Alterserkrankungen zu lindern. All diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass das Feld der Autophagie in den letzten Jahren boomt.

Oshumi jedoch war der Allererste, der sich mit diesen Prozessen beschäftigte. "Er war seiner Zeit lange weit voraus", wurde er nun gelobt. Er selbst sagte dazu mal in einem Interview: "Ich mag Konkurrenz nicht, ich kämpfe nicht gern, also suchte ich mir ein Gebiet, das andere nicht interessiert hat. Außerdem beobachte ich einfach gern unterm Mikroskop die Arbeit der Zellen." Oshumi lehrte jahrelang an der Universität von Tokio, zu der er nach seiner Pensionierung als Ehrenprofessor zurückgekehrt ist.

Autophagie: Was ist das?

Autophagie bedeutet auf deutsch "Selbstverdauung" - im Mikroskop ist dieser Vorgang im Inneren von Zellen gut zu beobachten. In einem ersten Schritt umwächst eine spezielle Hülle die Bestandteile, die zerstört werden sollen. Das können ältere Mitrochondrien (Kraftwerke der Zelle), Bestandteile von Proteinen und andere Zellbestandteile sein, die nicht mehr benötigt werden. Diese Hülle schließt sich und wird zum Autophagosomen, dem Wertstoffhof der Zelle. Damit die Arbeit beginnt, verschmilzt der Autophagosom mit sogenannten Lysosomen, das sind kleine Säckchen voller Enzyme mit der Fähigkeit die Zellbestandteile aufzuknacken z. B. in Aminosäuren und Lipide, die neu verbaut werden können. Abfallstoffe werden ­abtransportiert.

Kurioses über Nobelpreise und ihre Gewinner

Jedes Jahr gibt es wilde Spekulationen darüber, wer die Nobelpreise bekommt. Doch es lohnt auch ein Blick zurück. Denn in der langen Geschichte der Wissenschaftspreise ist einiges passiert:

Die jüngsten Genies: Als Physiker kann man schon im jungen Alter viel erreichen. Fünf der sechs jüngsten Nobelpreisträger stammen aus dieser Disziplin. Bis zum vergangenen Jahr hielt William Lawrence Bragg den Rekord als jüngster Geehrter überhaupt: Bei der Vergabe des Physik-Preises war er 25 Jahre alt. 2014 überholte ihn die damals 17-jährige Friedens-Nobelpreisträgerin Malala Yousafzai.

Doppel geehrt: Einige Wissenschaftler haben den Nobelpreis gleich zweimal bekommen - sogar in verschiedenen Kategorien: Die Französin Marie Curie etwa wurde 1903 gemeinsam mit ihrem Mann Pierre für ihre Forschung zu radioaktiver Strahlung mit dem Physik-Preis geehrt. Acht Jahre später sprach man ihr alleine den Chemie-Nobelpreis zu. Sie ist die einzige Frau, der dieser Doppel-Erfolg jemals gelang.

Frauenpower: Unter den seit 1901 bislang 900 Preisträgern sind 49 Frauen. Doch die wenigsten von ihnen waren Naturwissenschaftlerinnen! Nur fünf Frauen haben bisher eine Auszeichnung für ihre Forschungen in der Physik oder Chemie bekommen. Zwölf konnten sich mit dem Medizin-Nobelpreis schmücken.

Familiensache: Dass Ehepaare zusammen forschen und dafür den Nobelpreis bekommen, trifft nicht nur auf die Curies zu. 2014 wurden die Norweger May-Britt und Edvard I. Moser mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. 1947 ging die Auszeichnung an die US-Amerikaner Carl Ferdinand Cori and Gerty Theresa Cori. Die Curies sind die erfolgreichste Nobelfamilie: Tochter Irène Joliot-Curie heimste ebenfalls eine Auszeichnung ein - für die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität.

Auch interessant

Kommentare