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Moderne Therapien für den Rücken: Schmerzfrei ohne OP

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München - Das Kreuz mit dem Kreuz: Zwei von drei Deutschen haben immer mal wieder Rückenschmerzen. Wir stellen moderne Therapien vor, mit denen Sie ohne Operation schmerzfrei werden können.

Etwa 15 Prozent klagen sogar täglich über Beschwerden. Wenn diese Patienten zum Arzt gehen, wird ihnen häufig eine OP empfohlen – quasi als einzige Alternative, um ihre Lebensqualität zurückzubekommen. „Dabei sind die meisten Operationen an der Wirbelsäule gar nicht erforderlich. Oft dient der Eingriff mehr den wirtschaftlichen Interessen als der Gesundheit des Patienten“, behauptet Dr. Martin Marianowicz. Seine Diagnose klingt ernüchternd: „Etwa 80 Prozent der Operationen sind überflüssig. Man könnte die Beschwerden genauso gut konservativ in den Griff bekommen.“ Schmerzfrei ohne OP – in der großen tz-Serie über Spitzenmedizin in München stellt der Münchner Wirbelsäulen-Spezialist Marianowicz innovative Behandlungsmethoden vor.

Rücken-Kärcher und Eigenblut-Therapie

Die Epiduroskopie: Mit diesem Verfahren können die Mediziner den Wirbelsäulenkanal genau unter die Lupe nehmen. Das Prinzip ist vergleichbar mit dem einer Darmspiegelung: Ein dünner Schlauch wird bis an die Stelle vorgeschoben, die untersucht und behandelt werden soll. An der Spitze befindet sich eine Optik – ein Glasfaserkabel, das wie eine Minikamera wirkt.

Als Zugang nutzt der Wirbelsäulen-Spezialist eine kleine Knochenöffnung oberhalb des Steißbeins (Hiatus sakralis). Der Mini-Schlauch gelangt in den Epiduralraum. „So nennt man den Bereich zwischen dem knöchernen Wirbelsäulenkanal und der Rückenmarkshaut“, erklärt Dr. Marianowicz. „Hier befinden sich häufig Entzündungen, die beispielsweise von Bandscheibenvorfällen, knöchernen Einengungen oder Vernarbungen nach Operationen verursacht worden sind.“

Das Epiduroskop hat einen Außendurchmesser von 2,7 Millimetern. Vom Grundsatz her ist es aufgebaut wie ein Endoskop. Der Arzt kann damit eine genauere Diagnose stellen und das Problem auch gleich angehen. „Zum Beispiel, indem man Medikamente genau an die entzündete Stelle leitet“, erläutert Marianowicz.

Die Hydrocision: Diese Methode stammt aus den Hightech-Labors amerikanischer Ingenieure und Computerspezialisten. „Man kann sich das Prinzip vorstellen wie bei einem Hochdruckreiniger von Kärcher, allerdings für die Wirbelsäule“, sagt Marianowicz. Bei der Hydrocision erzeugt ein Hightech-Gerät mit einem Druck von drei Atü – offiziell heißt die Maßeinheit heute „Bar Überdruck“ – einen ganz feinen Wasserstrahl. „Durch die besondere Form der Nadel entsteht ein Wirbel, mit dem sich Bandscheibengewebe lösen lässt“, erklärt der Rückenprofi. Das Wasser gelangt wie bei der Epiduroskopie durch einen kleinen Schlauch zum Einsatzort.

Die Methode eignet sich laut Dr. Marianowicz vor allem für gedeckte Bandscheibenvorfälle. „Das sind Vorfälle, bei denen der Faserring um den Bandscheibenkern noch nicht durchbrochen, aber bereits ausgewölbt ist und auf die Nerven drückt.“ Mit dem Wasserstrahl wird der Galertkern der Bandscheibe gelöst und durch den Schlauch abgesaugt. „Das Gerät schafft etwa ein Gramm Bandscheibengewebe pro Minute“, erläutert Marianowicz. „Zwei bis drei Gramm holt man in der Regel heraus. Die Behandlung geht also relativ schnell.“ Sie wird bei örtlicher Betäubung durchgeführt, die Mediziner sprechen von Lokalanästhesie. Wenn der Patient aufgeregt ist, kann er sich eine sanfte Dämmerschlafnarkose verabreichen lassen.

Der Bandscheiben-Laser: Der Galertkern der Bandscheibe besteht zu etwa 90 Prozent aus Wasser. Dieses Wasser kann man mit einer speziellen Lasertechnik praktisch verdampfen. Dadurch schrumpft die Bandscheibe. „Die Lasertechnik hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt“, weiß der Orthopäde. „Die Energie-Dosen, die der Laser braucht, sind geringer geworden. Dadurch ist die Gefahr, dass bei dieser Behandlung un­erwüschte Gewebeschäden entstehen, gegen null gesunken.

Die ACP-Therapie: Die Abkürzung steht für autologes conditioniertes Plasma – besser bekannt als Eigenblut-Behandlung. Dabei zapft der Arzt dem Patienten ungefähr zehn Milliliter Blut aus der Armvene ab. „Im Labor werden dann aus bestimmten Blutbestandteilen sogenannte Regenerine gezüchtet. Diese körpereigenen Substanzen spritzt man schließlich an die entzündeten Stellen im Wirbelsäulenbereich“, berichtet Dr. Marianowicz. „Die ACP-Therapie ist eine gute Alternative für Patienten, die Entzündungshemmer nicht vertragen – beispielsweise kortisonhaltige Arzneimittel.“

Die Spritze verabreicht der renommierte Rückenspezialist mit Hilfe eines sogenannten C-Bogens. Das ist ein mobiles Röntgengerät. Dr. Marianowicz: „So sieht man während der Behandlung genau, wo man sich mit der Nadel befindet und kann die Substanz exakt an die Problemstelle bringen.

So stärken Sie Ihren Rücken

Bewegen Sie sich – das ist die beste Vorbeugung gegen Rückenleiden! Denn nichts verstärkt Schmerzen mehr als Zwangshaltungen. Für alle Schreibtischtäter bedeutet dies: Während der Arbeit immer wieder kurze Pausen einlegen, selbst zur Kaffeemaschine laufen, zum Telefonieren aufstehen, Treppen steigen statt den Fahrstuhl zu nehmen!

Eine gesunde Ernährung ist die Basis für einen gesunden Rücken. Gerade Übergewichtige haben vermehrt Rückenschmerzen. Weniger Gewicht bedeutet auch weniger Belastung für die Wirbelsäule. Trinken Sie viel Wasser, essen Sie Milchprodukte – so wird die Wirbelsäule mit ausreichend Flüssigkeit und dem wichtigem Kalzium versorgt.

Genießen Sie das Licht! Auch die Wirbelsäule braucht Licht. Bewegen Sie sich also viel im Freien, denn Licht aktiviert das für die Wirbelsäule wichtige Vitamin D. Und es verringert ganz automatisch Stress.

Überlastung im Beruf, Druck zu Hause, psychische Anspannung – alle Arten von Stress gefährden einen gesunden Rücken. Der Grund: Stress führt zwangsläufig zu Verspannungen – und Verspannungen führen wiederum zur Aussschüttung von Stoffen, die Entzündungen und das Schmerzempfinden verstärken.

Arbeiten Sie an Ihren Muskeln! Sie sind die Stützen der Wirbel und somit äußerst wichtig für einen gesunden Rücken. Das bedeutet allerdings nicht, dass nur gesund lebt, wer seinen Rücken in der Muckibude stählt. Das Gegenteil ist der Fall: Achten Sie immer darauf, unter fachkundiger Anleitung zu trainieren. Es kommt darauf an, Dehnung, Koordination und Kraft in Einklang zu bringen. Wer sich vor dem Training ausreichend dehnt, der beugt Zerrungen und Muskelkater vor. Im Fitnesstudio nur Kraft an den Geräten zu „bolzen“, macht keinen Sinn.

Andreas Beez

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