Neue Therapien für Myome

München - Sie sind wenige Millimeter klein oder wachsen bis zur Größe einer Honigmelone heran: Myome sind die häufigsten gutartigen Tumore im Becken der Frau
Mindestens 25 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter haben diese Wucherungen in oder an der Gebärmutter. Bei jeder vierten Betroffenen kommt es zu so starken Beschwerden, dass eine Behandlung nötig wird. Während früher sehr oft zur Gebärmutterentfernung geraten wurde, wünschen sich heute die meisten Frauen, das Organ zu erhalten. Dafür steht eine ganze Reihe von Therapien zur Verfügung. Zwei neue Verfahren aus dem Fachbereich der Radiologie etablieren sich gerade in Deutschland. tz-Redakteurin Susanne Stockmann sprach mit dem Radiologen und Oberarzt Dr. Christoph Trumm vom LMU-Klinikum Großhadern über diese neuen Möglichkeiten:
Wann sollten Myome behandelt werden?
Dr. Christoph Trumm: Die individuelle Diagnose ist wichtig. Wenn das Myom auf die Blase oder einen Nerv drückt, Blutungsbeschwerden verursacht oder ein unerfüllter Kinderwunsch vorliegt, ist eine Behandlung sinnvoll. Die Größe des Myoms ist eher in zweiter Linie entscheidend: Große Myome können unproblematisch sein, kleine aufgrund ihrer Lage große Probleme bereiten. Ob für eine Patientin radiologisch-minimalinvasive Methoden oder gynäkologische Therapieverfahren infrage kommen, wird individuell in der Myom-Sprechstunde am Klinikum Großhadern besprochen. Wir bieten ein breites Spektrum an Behandlungen an, für jede Frau kann die geeignete Therapie gefunden werden.
Welche Möglichkeiten haben Sie als Radiologe, Myome unblutig zu entfernen?
Trumm: Bei der Myomembolisation wird das Myom von seiner Blutversorgung abgeschnitten. Diese Behandlung eignet sich daher für gut durchblutete Wucherungen, die allerdings höchstens zehn Zentimeter groß sein sollten. Wir setzen unter örtlicher Betäubung einen kleinen Schnitt in die Leiste und führen über die Beckenarterie einen Katheter bis zur Gebärmutter und zur Blutversorgung des Myoms. Über den Katheter werden kleine Kunststoffkügelchen eingeschwemmt, die die Myomgefäße verstopfen. Das Ganze geschieht unter Röntgenkontrolle. Es kommt zu einem Infarkt des Myoms, es schrumpft und wird nach wenigen Wochen schließlich vom Körper abgebaut. Die gesunde Gebärmutterschleimhaut wird nicht geschädigt. Oft kommt es Minuten bis Stunden nach dem Eingriff zu Beschwerden, die als Postembolisations-Syndrom bezeichnet werden, dabei können Unterleibsschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber auftreten. Diese Beschwerden lassen sich sehr gut lindern. Es ist wichtig, dass die Patientin darauf vorbereitet und mit Medikamenten versorgt wird.
Was passiert bei der Behandlung mit hochfokussiertem Ultraschall?
Trumm: Beim Magnetresonanztomographie-gesteuerten hochintensiven fokussierten Ultraschall (MRgFUS bzw. MR-HIFU) sind die Wellen 10 000-mal stärker als beim diagnostischen Ultraschall. Dadurch kann in einem sehr kleinen Areal gezielt Hitze zwischen 60 und 80 Grad erzeugt werden. Das Myomgewebe wird langsam erwärmt und so weit geschädigt, dass es abstirbt. Für diese Behandlung eignen sich nicht so stark durchblutete Wucherungen, die nicht größer als zehn Zentimeter sein sollten. Sonst dauert die Behandlung zu lang. Das Faszinierende an dieser Methode ist, dass Gewebe gezielt behandelt werden kann, die umliegenden Organe und Gewebe bleiben völlig unversehrt. Die Patientin liegt auf einem Gelkissen auf dem Bauch im Magnetresonanztomographen, so wird die Anatomie genau überwacht und die Temperaturerhöhung in dem behandelten Gewebe kontrolliert. Eine Narkose ist nicht erforderlich, allerdings bekommt die Patientin ein Beruhigungsmittel, denn die Behandlung kann drei bis vier Stunden in Anspruch nehmen. Anschließend kann die Patientin heimgehen. Die Kosten der Behandlung von circa 4000 Euro übernehmen leider erst wenige Krankenkassen, eine davon ist die AOK Bayern. In Deutschland wird die Behandlung mit hochfokussiertem Ultraschall an drei Zentren durchgeführt, im FUS- Center am Klinikum Dachau, am Institut für Klinische Radiologie (Campus Innenstadt) der LMU München und am Institut für Radiologie der Charité in Berlin.
Wie groß ist das Risiko, dass Myome wieder auftreten?
Trumm: Es besteht, außer man entfernt die ganze Gebärmutter, bis zur Menopause immer das Risiko, dass Myome erneut zu wachsen beginnen. Bei der Ultraschallbehandlung weiß man, dass der Erfolg vom Volumen des zerstörten Gewebes abhängt. Werden die Myomzellen zu über 60 Prozent zerstört, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Folgebehandlung notwendig wird, bei unter zehn Prozent.
sus