Durch neuromuskuläres Training verringert sich das Risiko, eine schwere Knieverletzung zu erleiden, erheblich
Knie-Spezialisten haben allerdings auch eine ermutigende Erkenntnis gewonnen. So ließe sich ein Großteil der Kreuzbandrisse vermeiden, erläutert DKG-Präsident Professor Dr. Rüdiger von Eisenhart-Rothe. Der Orthopädie-Chefarzt im Münchner Uniklinikum rechts der Isar geht davon aus, dass sich durch gezieltes Training mindestens jeder dritte Knie-GAU verhindern ließe. Der Schlüssel dazu sei neuromuskuläres Training. Diese speziellen Übungen fördern Kraft, Schnellkraft, Balance und Koordination. „Dadurch verringert sich das Risiko, eine schwere Knieverletzung zu erleiden, erheblich“, weiß von Eisenhart-Rothe. Das Training sei auch eine wertvolle Investition in den langfristigen Erhalt des Kniegelenks. Denn Kreuzbandverletzungen befeuern Arthrose, die im Endstadium oft das Einsetzen eines künstlichen Gelenks erfordert. Bewährte neuromuskuläre Trainingsprogramme sind „FIFA 11+“ und „STOP-X“. Zu diesen Aufwärmprogrammen und Verletzungsprophylaxen gibt es im Internet ausführliche Informationen und Trainingsvideos auf den Websites www.dfb.de und www.stop-x.de.
Eine weitere interessante Erkenntnis: Die meisten Knieverletzungen beim Fußball passieren nicht in Zweikämpfen. „Das Knie wird in den meisten Fällen nicht vom Gegenspieler verletzt“, erläutert Knie-Spezialist Professor Philipp Niemeyer von der Orthopädischen Chirurgie München (OCM), Leiter der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA). „Oft treten Knieverletzungen beim Landen eines Sprunges oder bei plötzlichen Drehbewegungen auf. Das Knie ist nach innen geknickt und es entsteht ein X-Bein. Der Fuß ist flach aufgesetzt und nach außen gedreht.“
Wenn das Kreuzband gerissen ist, gibt es eine konservative und eine operative Behandlungsmöglichkeit. „Bei jungen Patienten mit einem hohen sportlichen Anspruch wird in der Regel operiert“, berichtet von Eisenhart-Rothe. Das gerissene Band wird nicht genäht, wie viele Menschen irrtümlich annehmen, sondern durch eine Sehne aus dem Oberschenkel ersetzt, genauer gesagt durch einen verzichtbaren Sehnenanteil. „Dieser wird aus der Quadrizepssehne am vorderen Oberschenkel oder aus der Semitendinosussehne, den sogenannten Hamstrings, auf der Rückseite des Oberschenkels entnommen“, erklärt von Eisenhart-Rothe.
Nach der OP müssen die Patienten ihr Bein nur wenige Woche mit Gehstützen entlasten. Im Profi-Fußball kehren die Fußballerinnen und Fußballer mitunter nach sieben bis acht Monaten auf den Rasen zurück, im Freizeitsport dauert es oft ein Jahr oder sogar noch länger. „Es ist wirklich Geduld angebracht“, rät von Eisenhart-Rothe, „denn wenn man zu früh wieder voll ins Training und in den Wettkampf einsteigt, droht ein erneuter Riss des Kreuzbands.“