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Gesundheit: Vermesse dich selbst!

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Von: Susanne Stockmann

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Self-Tracking (Selbstvermessung)
Der Begriff Self-Tracking (Selbstvermessung) stammt aus den USA, wo 2007 die Bewegung „The Quantified Self“ (Das gemessene Selbst) gegründet wurde. Der Tracker zählt jeden Schritt Pulsmessen und misst auch die Herzfrequenz. © Withings.com

Wie hoch ist Ihr Blutdruck? Rast Ihr Puls? Wie viele Schritte sind Sie heute marschiert und wie lange haben Sie letzte Nacht geschlafen? Mit ihrem Handy können Sie alle Daten sammeln.

Florian Schumacher
Florian Schumacher Florian ­Schumacher hat die ersten Gruppen in München, Berlin, Köln und Hamburg ins ­Leben gerufen. © privat

Nanu, Sie haben keine Ahnung? Dies alles könnten Sie mit einem Blick auf Ihr Smartphone beantworten – wenn, ja wenn Sie Self-Tracker wären. Einer derjenigen, die sich und ihren Körper vermessen. Es werden immer mehr, die mit kleinen Sensoren am Körper oder Programmen auf ihrem Handy oder Computer Daten über ihren Gesundheitszustand sammeln. Wir erklären, was Self-Tracking bedeutet und für wen es nützlich sein könnte. Der Produktentwickler Florian Schumacher (33) aus München hat das Self-Tracking zum Beruf gemacht. Er entwickelt und testet am Körper tragbare Sensoren und die dazugehörigen Software-Anwendungen. Da ist es schon mal nötig, dass er fünf Schrittmesser gleichzeitig an den Handgelenken herumträgt – egal ob er Einkäufe erledigt, im Kino sitzt oder im Fitness-Studio trainiert.

Self-Tracking
Self-Tracking © alimdi.net

Wer mit dem Datensammeln anfangen möchte, sollte zunächst überlegen, in welchem Bereich er sich und seinen Körper besser kennen- lernen will oder was die größten persönlichen Problemzonen sind: Machen Sie beim Treppensteigen schnell schlapp, wird der Bauch immer dicker, oder schlafen Sie schlecht? Die Gemeinschaft der Selbstvermesser besteht im Wesentlichen aus zwei große Gruppen – Hobbysportler bzw. Gesundheitsinteressierte und chronisch Kranke. Die Sportinteressierten möchten allgemein ihre Fitness verbessern oder sie haben ein Ziel (z. B. einen Marathon) vor Augen, das sie erreichen möchten. Dafür messen sie Pulsschläge, Herzfrequenz und zeichnen auf, wie lange sie mit welcher Geschwindigkeit unterwegs waren. Andere wollen ihr Gewicht kontrollieren. Dabei helfen Programme, bei denen man ausrechnen lassen kann, wie viele Kalorien das gerade verzehrte Essen hatte. Für chronisch Kranke gibt es Self-Tracking Anwendungen, die ihnen helfen ihre Krankheit zu managen, ihnen z. B. sagen, wann sie welche Tabletten nehmen müssen. Einige Blutdruckpatienten müssen regelmäßig den Blutdruck messen, Diabetespatienten den Blutzucker. Moderne Messgeräte speichern die Daten oft schon automatisch in eine Datenbank wodurch zusätzliche Arbeit zum Aufzeichnen der Messwerte entfällt. Drahtlos übermitteln sie ihre Daten an Empfangsgeräte wie Smartphones oder Computer. Viele Ärzte stehen diesen elektronischen Hilfsmitteln sehr aufgeschlossen gegenüber und sehen darin eine gute Möglichkeit, ihre Patienten zu unterstützen (siehe Interview unten).

Wie schlafe ich? Die Sensoren am Arm bleiben die ganze Nacht wach.
Wie schlafe ich? Die Sensoren am Arm bleiben die ganze Nacht wach. © Withings.com

Florian Schumacher hat vor einigen Jahren selbst mit einem Schrittzähler angefangen. Um die Schrittmenge zu erhöhen, hat er damals beschlossen, „alles in einem Radius von 20 Minuten zu Fuß zu gehen“. Dabei ist es geblieben: „Es gibt die Macht der Gewohnheit. Erst bin ich gelaufen, um das Ergebnis später am Computer sehen zu können. Heute laufe ich, weil ich mit der U-Bahn oder dem Bus oft auch nicht viel schneller wäre und zu Fuß viel unabhängiger bin – außerdem bin ich an der frischen Luft und tue auch etwas Gutes für meine Gesundheit.“ Es gibt Studien aus den USA, nach denen Self-Tracker 40 Prozent mehr zu Fuß gehen! Am Anfang hat Schumacher seine Aktivitätswerte täglich angeschaut und sie mit seinem Self-Tracker-Freundeskreis verglichen. Mittlerweile ist das nicht mehr so wichtig – er sammelt nun die Daten eher für die Zukunft: „Wenn in ein paar Jahren die ersten Vorsorgeuntersuchungen fällig werden, können dem Arzt meine Werte vielleicht helfen, gewisse Entwicklungen zu verstehen.“

Wer ein Selbstvermesser werden möchte, braucht ein bisschen Spaß an technischer Spielerei und meist auch ein Smartphone. Die am Körper tragbaren Geräte gibt es in verschiedenen Formen: Als Armbänder, als Anhänger an Halsketten oder zukünftig eingearbeitet in Kleidungsstücke. Davon ist der Trendscout Schumacher noch nicht komplett überzeugt: „Um Werte wie die Herzfrequenz zu messen, müssen diese Shirts eng am Körper anliegen. Für Risikopatienten, die rechtzeitig vor einen Herzinfarkt gewarnt sein wollen, ist diese Einschränkung im Tragekomfort sicher akzeptabel. Für Freizeitsportler oder zur Beobachtung der Gesundheit im Alltag sind diese Shirts bisher meist noch zu unbequem.“

S. Stockmann

Self-Tracking – Tipps für Einsteiger von Florian Schumacher

FunktionProgrammWas das Programm kannInfos und Preis
Aktiver werdenfitbitEin kleiner Clip mit Sensor, der die Aktivität oder den Schlaf misst und die Daten automatisch an die Basisstation (Computer, Smartphone) überträgt. Man kann auch eintragen, was man isst und sein Gewicht kontrollieren.www.fitbit.com50 bis 100 Euro
AbnehmennoomEffektive Hilfestellung für Menschen, die abnehmen wollen. Eine App fürs Smartphone mit Rezepten, Wiegeplänen und vieles mehr.www.noom.comgratis
SchlafenbedditEin Sensor, der unter das Leinentuch gelegt wird, misst wie lange geschlafen wird, wie oft der Schläfer sich umdreht. Er misst auch Helligkeit und Schallpegel, um Störquellen zu identifizieren.www.beddit.comEnde 2013 neu auf den Markt, ca. 150 Euro
Medikamenten-einnahmemytherapyDie Münchner Firma Smartpatients hat eine App entwickelt, mit der Patienten ihre Medikation organisieren können, um Fehler bei der Einnahme zu vermeiden.www.smartpatients.degratis App by iTunes und Google Play
Professionelles WiegenwithingsWaagen mit WiFi und Analysefunktionen (Fettanteil z. B.), auch Pulsmessgeräte, Blutdruckmessgeräte und einiges mehrwww.withings.comcirca 100 bis 150 Euro

Self-Tracking

Der Begriff Self-Tracking (Selbstvermessung) stammt aus den USA, wo 2007 die Bewegung „The Quantified Self“ (Das gemessene Selbst) gegründet wurde. Florian ­Schumacher hat die ersten Gruppen in München, Berlin, Köln und Hamburg ins ­Leben gerufen. Wer mitmachen möchte, kann sich auf seinem Blog und unter qsdeutschland.de  informieren.

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