Mein Lauf zurück ins Leben

Diagnose Vorhofflimmern - Tim Cole ist herzkrank. Doch er gab die Hoffnung trotzdem nie auf. Im Juni lief der 62-Jährige sogar beim Stadtlauf mit. Eine Laser-OP konnte ihm helfen:
Der Mann ist zwar passionierter Langstrecken-Läufer, aber von verbissener Askese meilenweit entfernt. Ein erfrischendes Weißbier weiß er ebenso zu schätzen wie ein gutes Glas Wein oder ein leckeres Essen. Um trotzdem körperlich in Form zu bleiben, schnürt Tim Cole regelmäßig seine Joggingschuhe.
Schlemmen und schinden – das eine tun, aber das andere nicht lassen: Jahrelang ging diese Lebensstrategie für den heute 62-Jährigen perfekt auf. Bis sein eigentlich gut trainiertes Herz aus der Reihe tanzte. Vorhofflimmern – die Diagnose seiner Ärzte traf ihn wie aus heiterem Himmel. Urplötzlich drohte dem Ausdauersportler ein lebenslanges Laufverbot.
„Für mich ist erst mal eine Welt zusammengebrochen“, berichtet Cole. Doch dank moderner Hightech-Medizin bleibt dem Patienten diese Höchststrafe erspart – im Isar Herz Zentrum unterzog er sich einer sogenannten Laser-Ablation. Gerade mal ein halbes Jahr nach der speziellen OP per Herzkatheter lief Cole wieder bei einem Halbmaraton in München durchs Ziel, und im Herbst will er beim Berlin-Marathon an den Start gehen. Sein Lauf zurück ins Leben – in der tz erzählt Cole, wie er’s geschafft hat.
Plötzlich zeigt die Pulsuhr 250
Der Albtraum des Hobbysportlers – er beginnt an einem Sommertag mitten auf der Straße. Im Juni 2011 ist Cole wieder mal beim Laufen, als plötzlich seine Pulsuhr verrückt spielt. Sie zeigt eine Herzfrequenz von 250 an. Und das, obwohl der Jogger nicht mal sonderlich außer Atem ist. Zunächst gibt Cole nicht viel auf sein elektronisches Hilfsmittel – bis er bei den nächsten Trainingseinheiten irgendwann spürt, dass er früher schlappmacht als sonst. Er geht zum Arzt. „Das Ergebnis der Untersuchungen war niederschmetternd“, erinnert sich Cole. „Ich erfuhr, dass ich an Vorhofflimmern leide. Das kann unter anderem einen Schlaganfall auslösen.“
Erste Hilfe bei Herzinfarkt
Diese schwere Herzrhythmusstörung lässt sich zwar medikamentös behandeln, die Patienten müssen zur Vorbeugung Betablocker schlucken. „Aber dadurch wird der Puls praktisch auf einen Wert von 120 gedeckelt. Ich hätte nie wieder so wie früher laufen können“, weiß Cole. Was das Sportverbot auf Dauer bedeutet hätte, konnte er auch an seiner Waage ablesen. „Allein in dem halben Jahr Zeit, in dem ich nicht laufen durfte, habe ich zehn Kilo zugenommen.“
Die Aussicht, ein Leben lang auf Tabletten angewiesen zu sein, belastet Cole auch psychisch: „Es war einfach eine frustrierende Vorstellung, meinen Sport nie mehr machen zu können.“
Als der Buchautor, Journalist und Vortragsredner von der Laser-Ablation als Alternative zu den Medikamenten erfährt, zögert er keine Sekunde. Im Isar Herz Zentrum lässt er den Eingriff durchführen. Dabei schaltet der Herzspezialist Professor Dr. Thorsten Lewalter die Nervenenden in der Aorta aus, die die chaotischen Herzbewegungen auslösen (siehe unten).
Am 27. Oktober 2011 wird der Eingriff durchgeführt, und bereits zwei Wochen später beginnt Cole wieder vorsichtig zu joggen. Mit viel Ehrgeiz und Disziplin steigert der Rekonvaleszent sein Pensum Tag für Tag, lässt sich auch von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen. Bei seinen Trainingseinheiten radelt seine Frau Gabi oft neben ihm her. „Quasi als Begleitfahrzeug“, erzählt Tim Cole schmunzelnd. Sie gibt dem Patienten unterwegs nicht nur Wasser und Proviant zur Stärkung, sondern vor allem Sicherheit und zusätzliche Motivation.
Mitte Januar schafft Cole bereits zehn Kilometer. Am 5. Februar hält er ein Rennen über diese Distanz in Bad Füssing durch – bei acht Grad minus! Und am 24. Juni 2012 trabt Cole dann beim Münchner Stadtlauf über die Ziellinie. Diesen Halbmarathon (21 km) hat er in 2 Stunden 19 Minuten geschafft.
Die Ankunft im Ziel – für Cole ein einziges Glücksgefühl: „Dieser Erfolg hat mir unheimlich viel Selbstvertrauen gegeben: neues Vertrauen in den eigenen Körper!“ Auch Gabi Cole ist stolz auf ihren Mann Tim. Im Ziel empfängt sie ihn mit einer ganz besonderen Belohnung: einem kühlen Weißbier. Cole: „Das hat mir noch nie so gut geschmeckt wie in diesem Moment.“
Andreas Beez
Vorhofflimmern: So hilft der Laser
Schock-Diagnose Vorhofflimmern – sie trifft bis zu zwei Millionen Deutsche. Diese Patienten leiden an einer schweren Herzrhythmusstörung, die Herzrasen und Atemnot verursacht. Sie fühlen sich oft schlapp und körperlich nicht mehr belastbar. „Im schlimmsten Fall kann Vorhofflimmern zu einem lebensgefährlichen Schlaganfall führen“, erklärt der renommierte Kardiologe Professor Dr. Thorsten Lewalter vom Münchner Isar Herz Zentrum.
Um diesem GAU im Gehirn vorzubeugen, verordnen viele Ärzte Betablocker – das sind starke Medikamente, die unter anderem den Blutdruck senken. Es gibt inzwischen aber auch ein Mini-OP-Verfahren, das den Patienten in der Regel ein beschwerdefreies Leben ohne Arzneimittel ermöglicht: die sogenannte Laser-Ablation. Dabei werden Nervenenden im Vorhof ausgeschaltet, die die chaotischen Herzbewegungen verursachen.
Und so funktioniert’s: Zunächst legen die Ärzte dem Patienten einen Herzkatheter. Durch seine Leiste führen sie einen dünnen Kunststoffschlauch ins Venensystem ein. Dann wird er bis ins Herz vorgeschoben. Der Schlauch dient praktisch als Transportschacht für die Instrumente der Operateure.
Bei der Laser-Ablation hat das Isar Herz Zentrum als erste Klinik in Süddeutschland ein neuartiges Verfahren eingesetzt. Das Prinzip: Via Katheter gelangt die Hülle eines kleinen Spezialballons in den Herz-Vorhof, wird dort mit schwerem Wasser gefüllt. Der Ballon wird so exakt in Position gebracht, dass er im Einsatzgebiet des Lasers das Blut verdrängt. Durch eine winzige Kamera hat der Operateur klare Sicht auf die Nervenenden, die er dann mit Hilfe der Hitzequelle verödet. „Diese Methode ermöglicht erstmals eine direkte Kontrolle während der Ablation. Früher musste die genaue Position der Nervenenden vor dem Eingriff mit bildgebenden Verfahren ermittelt werden“, erklärt Lewalter. Zu den sogenannten bildgebenden Verfahren gehören unter anderem Ultraschall-Untersuchungen („Herz-Echo“) und Computertomografien.
Der Patient befindet sich während der Laser-Ablation in einem Dämmerschlaf, verspürt keine Schmerzen. „Bereits nach ein paar Tagen ist er wieder voll einsatzbereit“, erläutert Lewalter, „wenn die OP erfolgreich verlaufen ist, benötigt er hinterher keine Medikamente mehr.“
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