Lehrling dringend gesucht!
Berlin - „Lehrling gesucht“, heißt es vielerorts. Nach Jahren des Mangels an Ausbildungsplätzen werden jetzt die Bewerber rar. Doch noch immer gibt es Engpässe und Probleme in bestimmten Branchen.
Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres haben die Arbeitsagenturen bundesweit noch immer 101 100 unbesetzte Lehrstellen im Angebot. Das sind fast elf Prozent mehr als vor einem Jahr, meldet die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg. Das neue Ausbildungsjahr beginnt zum 1. September.
Zugleich gibt es aber noch immer 90.860 unversorgte Bewerber (plus 3,5 Prozent). Weitere 56.000 Jugendliche ohne Lehrstelle konnten alternativ in Schulen oder Weiterbildung untergebracht werden (plus 6 Prozent). Sie hielten aber gegenüber den Arbeitsagenturen ihren Vermittlungswunsch in eine Lehrstelle aufrecht.
DGB warnt vor "falscher Euphorie"
„Der positive Trend auf dem Ausbildungsstellenmarkt setzt sich fort“, schreibt die Bundesagentur für Arbeit in ihrem Monatsbericht. Gleichwohl gebe es je nach Region, Berufswunsch und Qualifikation Unterschiede.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte vor „falscher Euphorie“. Zwar habe sich für viele Bewerber die Lage leicht entspannt, sagte die DGB-Vize-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock der Nachrichtenagentur dpa. Doch noch immer hätten 1,5 Millionen junge Menschen zwischen 20 bis 29 Jahren überhaupt keinen Berufsabschluss und absolvierten auch keine Nachqualifizierung mehr. Zudem befänden sich knapp 300 000 Jugendliche in zum Teil fragwürdigen Warteschleifen oder Ersatzmaßnahmen, obwohl sie zum großen Teil von den Arbeitsagenturen als „ausbildungsreif“ eingestuft worden seien.
Handwerk meldet Plus von vier Prozent bei Neuverträgen
477.600 Lehrstellen boten Betriebe und Verwaltungen den Arbeitsagenturen von Oktober 2011 bis zum August zur Vermittlung an (plus 2,2 Prozent). Im gleichen Zeitraum fragten 541.600 junge Menschen nach einem Ausbildungsplatz (plus 3,3 Prozent). Den Bewerberanstieg führt die Bundesagentur vor allem auf die doppelten Abiturientenjahrgänge in Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Brandenburg und Teile Hessens zurück, ebenso auf das Aussetzen der Wehrpflicht.
Industrie und Handel berichteten der Bundesagentur Ende Juli über ein Plus bei den neuen Vertragsabschlüssen von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Handwerk meldete gar einen Zuwachs von vier Prozent bei den Neuverträgen. Die August-Daten liegen noch nicht vor.
dpa