Lebensabend in Würde: Hospiz schenkt alten und sterbenskranken Hunden letzte Liebe
Damit betagte und unheilbar kranke Hunde einen schönen Lebensabend in Würde verbringen können, hat Valerie Reid aus Missouri für diese Vierbeiner ein Hospiz eröffnet.
Die meisten Hospize sind bekanntermaßen sehr traurige Einrichtungen. Nicht so in den Vereinigten Staaten: Dort gibt es seit sechs Jahren ein ganz besonderes Hospiz, in dem sich die älteren Bewohner nochmal jung, fit und munter fühlen dürfen und außerdem unter zahlreichen Artgenossen leben. In das Whispering Willows Senior Dog Sanctuary in Hickory County, Missouri kommen alte oder todkranke Hunde, damit sie nicht in Einsamkeit sterben müssen.
Persönliches Erlebnis öffnete Valerie Reid die Augen
Alles begann mit Valerie Reids Vater, der an Krebs erkrankt war und schließlich verstarb. Seine alternde Dobermannhündin Stayley wich ihm dabei zu keiner Zeit von der Seite, begleitete ihn durch schlimme Phasen des Schmerzes und blieb ihm bis zu seinem Tod ein großer Trost. Nach dem Tod ihres Vaters war Valerie für Stayley auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft – keines der angefragten Tierheime war in der Lage, sie aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters unterzubringen. Sie selbst konnte die Hündin nicht bei sich aufnehmen, weil sie die städtische Obergrenze für Haustiere bereits erreicht hatte.
Auf einem Bauernhof mit zwei ebenfalls älteren Hunden wurde Valerie fündig: Die Besitzerin erklärte sich bereit, die Dobermann-Dame zur Pflege aufzunehmen. Die schwierige Suche öffnete Valerie die Augen. Gegenüber SWNS sagt sie: „Ich habe darüber nachgedacht, was mit älteren Hunden geschieht, die einst geliebte Haustiere waren.“ Ihr seien die Augen geöffnet worden, wie viele Hunde in dieser letzten Lebensphase Hilfe bräuchten: „Es ist wirklich ein vergessenes Segment der Rettungswelt.“
Valerie hat ihr Haus in ein Hopiz für Tierheimhunde verwandelt
Gemeinsam mit Ehemann Josh eröffnete Valerie im Jahr 2017 eine gemeinnützige Auffangstation für ältere Hunde – das Whispering Willows Senior Dog Sanctuary. Das eigens dafür gekaufte Haus bot mit 3.000 Quadratmetern Fläche ausreichend Platz für zahlreiche Hunde, die hier ihren Lebensabend in tierischer Gesellschaft verbringen können. Seitdem wird den Vierbeinern dort ermöglicht, ihre letzten Tage friedlich und möglichst angenehm zu verleben.
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Viele der Hunde sind schwer traumatisiert, wenn sie im Sanctuary ankommen: „Wenn sie zu uns kommen, haben sie ein gebrochenes Herz, sind seelisch oder körperlich gebrochen“, berichtete Valerie laut Oe24. Die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich, eine Eigenschaft verbindet jedoch alle Hunde: „Wir nehmen Hunde auf, die 12 Jahre und älter sind. Manchmal sind es Hunde mit besonderen Bedürfnissen, manchmal Hospizhunde.“ Valerie Reid bietet den Hunden neben einer Unterkunft vor allem eines – pure Liebe: „Manchmal kommen sie einfach zu uns, weil sie einen Platz brauchen, wo sie ihren Kopf hinlegen und einschlafen können.“
Das Whispering Willows Senior Dog Sanctuary wächst
Mit den Jahren wuchs die Auffangstation über den ursprünglichen Plan hinaus: Inzwischen arbeiten im Hospiz 17 Mitarbeiter in Vollzeit, die sich in Hochzeiten um 80 Senioren-Hunde kümmern. Einer davon ist Hündin Callie – ihre dramatische Lebensgeschichte veröffentlicht das Sanctuary auf Instagram (@whisperingwillows_sds):
„Sie hat jeden Moment ihres dreizehnjährigen Lebens in Gefangenschaft verbracht. Sie wurde immer wieder für die Zucht verwendet, bis sie entsorgt wurde, als man mit ihr fertig war. Dieses arme Mädchen wurde nie tierärztlich versorgt, gepflegt oder in irgendeiner Weise geliebt und unterstützt. Nach der Pflege ihres stark verfilzten Fells kamen sehr große Brustgeschwüre zum Vorschein. Auch ihre Zähne sind völlig verrottet und fehlen größtenteils, ihr Maul ist voller Fäulnis. Callie leidet außerdem an Demenz im Endstadium. Sie dreht sich oft im Kreis. Wir haben sie bei jedem Schritt während ihres Übergangs in ihr neues Leben hier bei Whispering Willows begleitet. Trotz all der gesundheitlichen Probleme dieses süßen Mädchens hört sie nicht auf, mit dem Schwanz zu wedeln. Callie weiß endlich, wie es sich anfühlt, zu Hause zu sein, und sie wird hier bei WWSDS so viel Liebe und Fürsorge erfahren ... bis zu ihrem letzten Atemzug.“
Valeries Hospiz ist Zufluchtsort voller Liebe für sterbende Hunde
Auf seiner Homepage schreibt das Hunde-Hospiz: „WWSDS ist ein lebenslanger Zufluchtsort, der Unterkunft, medizinische Versorgung und vor allem Liebe bietet, bis der ältere Hund stirbt. Die Rettungsorganisation hat sich auf die Hospizbetreuung von Senioren am Ende ihres Lebens spezialisiert und ermöglicht es einigen, zum ersten Mal Liebe zu erfahren.“
Käfige gibt es im Hunde-Sterbehaus nicht, aber alle Vierbeiner müssen eine Reihe von Kriterien erfüllen, um aufgenommen zu werden (beispielsweise Alter ab 12 Jahren oder unheilbar krank). Als Non-Profit-Organisation ist das Whispering Willows Senior Dog Sanctuary auf Spenden von Tierliebhabern und Fundraising angewiesen. Im Jahr 2022 konnte auf diese Weise über 1.095 Hunde-Senioren ein würdevoller Lebensabend bereitet werden. Die Bewohner und Pfleger leben wie eine große Familie alle zusammen in einem Haus – ein endgültiges, aber grenzenlos liebevolles Zuhause.
„Bei Whispering Willows wird die Liebe bis zum letzten Atemzug geflüstert …“
Das Team gibt sein Bestes, um den Tieren die bestmögliche Pflege zu ermöglichen. Das schließt ein, dass Valerie und ihre Kollegen rund um die Uhr für die Ü12-Hunde da sind und entscheiden müssen, wann der Zeitpunkt für einen der Vierbeiner gekommen ist, über die Regenbogenbrücke zu gehen, um ihnen unnötiges Leid und Schmerzen zu ersparen. Ihre engsten Bezugspersonen weichen ihnen bei diesem letzten Schritt nicht von der Seite, sodass die Fellnasen in Frieden einschlafen können. Wie lange ein Hund bis zu seinem Tod dort gelebt hat, spielt dabei keine Rolle: „Manche Senioren sind nur einen Tag bei uns, andere können jahrelang bei uns sein – so oder so werden sie alle über alles geliebt!“
Einige der Tiere erholen sich nach Jahren im Tierheim durch viel Liebe, Fürsorge und Zuneigung sogar und verbringen im Hospiz eine erfüllte Rente im Kreise ihrer neuen Familie.
Im WWSDS gibt es einen festangestellten Veterinärtechniker, ein Team aus Tierärzten besucht die Hunde für Untersuchungen und Check-ups regelmäßig. Sie sind es auch, die entscheiden, ab wann ein Hund nur noch leidet. Für Operationen, spezielle Untersuchungen und andere notwendige Behandlungen werden sie ins Krankenhaus gebracht.
60 bis 100 Anfragen pro Woche
Die Nachfrage an Plätzen in der sogenannten End-of-Life-Betreuung von Whispering Willows für sterbende und todkranke Hunde ist riesig. Pro Woche gehen 60 bis 100 Anfragen für Hundeplätze bei Valerie und ihrem Team ein. Bisher können leider nicht alle Tiere aufgenommen werden, weshalb das Hospiz beispielsweise Führungen für Besucher anbieten, um die Einnahmen und das Bewusstsein der Öffentlichkeit für diese Arbeit zu steigern.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Mit ihrem Zuhause für ältere und sterbenskranke Hunde hat Valerie Reid sich ihren großen Traum erfüllt – gleichzeitig ist es ihr aber auch gelungen, eine Nische im Bereich der Tierrettung zu bedienen.