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3000 Euro Kaltmiete für 50 m² - Anzeige ist Schwindel

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Von: Felix Mildner, Ulrich Lobinger

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© Screenshot immobilienscout24.de

München - Mietpreise in astronomischer Höhe: In einem Immo-Portal ist eine "Traumwohnung" im Glockenbachviertel für stolze 3.000 Euro Kaltmiete inseriert. Dabei hat sie nur 50 Quadratmeter. Aber kann eine solche Annonce tatsächlich echt sein?

Update vom 30. März 2017: Immer häufiger kommt es zu Betrug bei Immobilienanzeigen im Internet. Wir haben für Sie hier zusammengefasst, wie sich Verbraucher vor Abzocke schützen können und wie die Betreiber von Immo-Portalen gegen Fake-Inserate vorgehen.

Sie sind ein herausragendes Symbol für die Gentrifizierung Münchens: die so genannten „Glockenbachsuiten“ an der Fraunhofer-/Erhardtstraße. Dort entstehen gerade 25 luxuriöse Wohnungen für Ultra-Betuchte. Schon Mitte des Jahres teilte der Bauträger mit, dass alle Wohnungen verkauft sind – zu Preisen bis 20.000 Euro pro Quadratmeter.

Am Montag tauchte dann im Internet ein Inserat für ein Apartment in den „Glockenbachsuiten“ auf. Feilgeboten wurde eine 50 Quadratmeter große „Traumwohnung“ mit herrlichem Blick über München und feinster Ausstattung. Kostenpunkt: 3000 Euro pro Monat, kalt.

Rund 14 Euro beträgt der Mietspiegel in München, im Falle der Luxuswohnung wären 60 Euro für den Quadratmeter Nobelherberge fällig geworden. In sozialen Netzwerken wurde das Inserat vielfach geteilt und mit drastischen Worten kommentiert. Von „Hochpreis-Slum“, „Luxusburg“ und „Reichenghetto“ war die Rede.

Der Sturm der Entrüstung war in diesem Fall jedoch unbegründet, denn bei dem Inserat handelte es sich um einen Schwindel, wie die Internet-Plattform Immoscout24.de dem Münchner Merkur bestätigte. Mittwochmittag wurde das Inserat aus dem Netz genommen, „das Kundenkonto mit Betrugsverdacht gesperrt“, so eine Sprecherin von Immoscout24. Das Unternehmen lässt über alle Angebote Filter laufen, um Betrüger zu entlarven. In der Regel werden Betrugsobjekte wesentlich günstiger als marktüblich eingestellt, um potenzielle Interessenten anzulocken. Im Fall der „Glockenbachsuiten“ war der Preis im Gegenteil exorbitant hoch – möglicherweise, um auf den aus den Fugen geratenen Münchner Immobilienmarkt aufmerksam zu machen. Oder um nochmal gegen das Projekt „Glockenbachsuiten“ Stimmung zu machen.

Das Luxus-Haus an der Isar, dem ein 100 Jahre alter Biergarten zum Opfer fiel, ist vielen Anwohnern ein Dorn im Auge. Den ganzen Sommer über prangte der Schriftzug „Glockenbachsuiten angreifen“ auf der Corneliusbrücke. Dass Bauarbeitern im Mai wochenlang ihr Lohn vorenthalten wurde, so dass sie von der Münchner Tafel versorgt werden mussten, trug auch nicht gerade zur Akzeptanz des Projekts im Viertel bei.

Alteingesessene Glockenbach-Bewohner sehen die Gentrifizierung ihres Viertels mit Sorge. „Aufhalten wird man diese Entwicklung nicht können, nur abbremsen“, sagt Alexander Miklosy (Rosa Liste), Vorsitzender des Bezirksausschusses Isarvorstadt/Ludwigsvorstadt. Er verweist auf die Erhaltungssatzungen, die für viele Münchner Straßenzüge erlassen worden seien. „Damit lassen sich Luxussanierungen verhindern.“ Dort, wo keine Satzungen greifen, sind der Politik weitgehend die Hände gebunden. Projekte wie die „Glockenbachsuiten“ dürften deshalb erst der Anfang einer Entwicklung sein, wie sie von vielen Münchner gefürchtet wird.

Übrigens: Im Immobilien-Portal auf merkur.de wird diese Wohnung nicht angeboten.

Hier befindet sich das Luxus-Projekt:

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