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Wohnen in München: Wunsch und Wirklichkeit

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Zentrumsnah leben - vielleicht im schönen Lehel (l.), mit guter Verkehrsanbindung und nicht zu teuer: Davon träumen die Münchner.
Zentrumsnah leben - vielleicht im schönen Lehel (l.), mit guter Verkehrsanbindung und nicht zu teuer: Davon träumen die Münchner. © dpa / imago

München - Dann eben doch ohne U-Bahn-Anschluss und am Stadtrand - bei der Wohnungssuche müssen die Münchner oft Abstriche machen. Wir geben Tipps, wie's mit der Traumwohnung doch noch klappt.

Wohnungsknappheit, hohe Mieten: Wer in der Landeshauptstadt wohnen will, kommt um Kompromisse nicht herum. Jetzt haben Wissenschaftler der TU München erforscht, wie sich Münchner ihre Traumwohnung vorstellen – und was sie am Ende gefunden haben. Zwischen 2009 und 2012 wurden 1800 Münchner zur Wohnungssuche befragt. Die Ergebnisse:

Lage: Die Münchner mögen’s zentral. Aber: Nur 45 Prozent derjenigen, die innerhalb des Mittleren Rings nach einer Wohnung suchen, werden dort fündig. Die meisten müssen – vor allem wegen der hohen Mieten – ihre Ansprüche zurückschrauben, ziehen statt nach Schwabing nach Freimann, statt nach Haidhausen nach Berg am Laim. Im Schnitt liegen 5,8 Kilometer zwischen dem Wunschstandort und der tatsächlichen Bleibe. Die Anbindung an den Öffentlichen Nachverkehr ist für alle Befragten ein wichtiges Kriterium – allein bei den Singles legen darauf 91,6 Prozent Wert.

Diese Kriterien sind den Münchnern wichtig (VERGRÖßERUNG)
Diese Kriterien sind den Münchnern wichtig (VERGRÖßERUNG) © -

Miet-/Kaufpreis: Beim Budget drücken die Münchner ein Auge zu: Mieter zahlen im Schnitt rund 100 Euro mehr Miete (brutto warm), als sie wollten. Innerhalb des Mittleren Rings kostet die Wohnung am Ende pro Quadratmeter im Schnitt einen Euro Miete mehr als gewünscht. Wohnungskäufer innerhalb des Mittleren Rings legen für ihre neue Bleibe im Schnitt 53 000 Euro mehr hin als gedacht, außerhalb sind es noch 22 000 Euro mehr.

Stadtviertel: Einige Stadtviertel sind begehrter als andere: 9,5 Prozent der Suchenden etwa würden gerne nach Schwabing-West ziehen – tatsächlich finden aber nur 6,6 Prozent hier eine Wohnung. Ähnlich ist die Lage in beliebten

Die Wunsch-Stadtteile...(VERGRÖßERUNG)
Die Wunsch-Stadtteile...(VERGRÖßERUNG) © -

Vierteln wie Maxvorstadt (9,7 Prozent/3,1 Prozent) oder Au-Haidhausen (7,5 Prozent/4,2 Prozent). Dafür suchten etwa in Neuhausen-Nymphenburg ursprünglich nur 7,6 Prozent nach einer Wohnung – fündig wurden aber 23,6 Prozent, also fast ein Viertel der Suchenden! Auch Viertel wie Schwabing-Freimann (2 Prozent/9 Prozent) oder Berg am Laim (1,8 Prozent/5,2 Prozent) stehen zwar anfangs nicht ganz oben auf der Wunschliste, werden dann aber die Alternative.

"Unverbaute Lage" und "gut erhalten": Das bedeuten Immobilien-Codes

Familien: Vor allem Familien zieht es raus aus der Stadt: Unter allen, die von der City in die Region umziehen, stellen sie mit 46 Prozent die größte Gruppe. „Familien suchen oft nach größeren Wohnungen, die besonders im Stadtzentrum teuer sind“, sagt Prof. Alain Thierstein von der TU München.

... und hier sind sie gelandet (VERGRÖßERUNG).
... und hier sind sie gelandet (VERGRÖßERUNG). © -

Für 96,1 Prozent der Familien ist die Größe entscheidend. Auch freie Spielflächen (69 Prozent), eine nette Nachbarschaft (65 Prozent) und die Nähe von Schulen und Kitas (88,1 Prozent) sind für sie wichtige Kriterien. Dafür zahlen Familien deutlich mehr Miete als gewünscht (im Schnitt 180 Euro).

Fazit: Günstig, zentral, gut angebunden: So stellen sich viele Münchner die ideale Wohnung vor, werden aber zunehmend an den Stadtrand gedrängt. Die Wissenschaftler fordern nun, dass die Stadt entlegene Viertel aufwertet. Stadtbaurätin Elisabeth Merk zur tz: „Wir richten großes Augenmerk auf die Studie. Natürlich kann nicht überall Schwabing sein. Aber es ist weiter wichtig, die Peripherie zu stärken. Dazu gehört etwa, dort schöne Plätze zu errichten – wie es uns an der Nordheide mit dem Einkaufszentrum Mira bereits gelungen ist.“

So klappt es: Acht Tipps zur Wohnungssuche

Im Schnitt suchen die Münchner 9,5 Monate nach einer Wohnung – oft kommt am Ende nicht das raus, was sie wollten. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Forschungsinstituts, und Anja Franz vom Mieterverein München geben Tipps für die Wohnungssuche:

1. Mundpropaganda: „70 Prozent der Wohnungen gehen unter der Hand weg“, schätzt Anja Franz. „Erzählen Sie allen, vom Arbeitskollegen bis zu Freunden, dass Sie eine neue Wohnung suchen!“

2. Annoncen aufgeben: Viele Wohnungseigentümer inserieren nicht, weil sie sonst von Interessenten überlaufen werden. „Geben Sie einfach selbst eine Anzeige in der Zeitung oder im Internet auf“, rät Anja Franz. Um kein Angebot zu verpassen, am besten nicht die Wunschmiete angeben.

3. Besichtigungstermin: „Der kommt einem Vorstellungsgespräch gleich“, sagt Anja Franz. Deshalb gilt: Pünktlich sein und was Ordentliches anziehen.

4. Selbst aktiv werden: Wenden Sie sich selbst an große Wohnungsgesellschaften oder Immobilienunternehmen. „Lassen Sie sich auf die Wartelisten setzen“, rät Stephan Kippes. „Dann sind Sie nicht mehr einer von 100 Interessenten, sondern nur noch einer von 10.“

5. Rechtzeitig anfangen: Die Suche nach einer neuen Bleibe braucht ihre Zeit. „Fangen Sie früh genug an“, sagt Stephan Kippes. „Dann müssen Sie nicht nehmen, was kommt.“

6. Stauraum dazumieten: Die Wohnung wäre schön, ist aber zu klein? Nicht gleich abhaken! Auch in München gibt es mittlerweile die Möglichkeit, günstig zusätzlichen Lagerraum anzumieten (z.B. bei Lager-Land oder My Place).

7. Wohnungstausch: Biete zwei Zimmer in Haidhausen gegen eine Maisonette-Wohnung in Laim! Einige Münchner bieten ihre Wohnung im Internet zum Tausch gegen eine größere oder kleinere Bleibe (z.B. www.homeswopping.de).

8. Doch kaufen: Wer einen sicheren Arbeitsplatz hat und über die nötigen Ersparnisse verfügt, sollte sich überlegen, in Wohneigentum zu investieren. Stephan Kippes: „Das kann sich lohnen. So günstig wie jetzt waren die Zinsen noch nie.“

Christina Schmelzer

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