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Chaos um 9-Euro-Ticket in München: „Problemstrecken“ im Fokus - Bahn-Sprecher gibt ehrlichen Ausblick

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Heiß begehrt: Für das 9-Euro-Ticket stellten sich die Münchner in die Schlange.
Heiß begehrt: Für das 9-Euro-Ticket stellten sich die Münchner in die Schlange. © Markus Götzfried

Der Andrang auf das 9-Euro-Ticket ist enorm. Auch vor den Infocentern des Münchner Verkehrsverbunds kam es am Montag in der Landeshauptstadt zu langen Schlangen.

München - Gibt’s da was umsonst? Schaut so aus – und stimmt auch fast. Montagvormittag bildeten sich lange Schlangen vor den Info-Centern des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) am Hauptbahnhof und am Marienplatz, weil sich die Münchner das 9-Euro-Ticket sichern wollten. Das gilt zwar erst ab 1. Juni, aber kaufen kann man es schon jetzt. Seit Sonntag an den Automaten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), seit Montag an den Service-Schaltern sowie übers Handy.

Der Andrang auf allen Wegen ist riesig. Ab 10 Uhr war das Ticket in der App des MVV erhältlich – bereits um 10.30 Uhr seien schon knapp 600 Tickets nur über diesen Kanal verkauft worden, sagt Sprecherin Franziska Hartmann. Das war dann sogar zu viel des Guten: Die Server waren dem Ansturm phasenweise nicht gewachsen, die App überlastet – und wer sich reinklickte, bekam Fehlermeldungen.

Das sagen die Münchner zum 9-Euro-Ticket:

Ursula Glinski (Gröbenzell): „Ich nutze die öffentlichen Verkehrsmittel viel zu wenig. Das will ich aber ändern – vielleicht ist das 9-Euro-Ticket ja genau der Anreiz, den es braucht, mehr mit den Öffentlichen zu fahren. Man kann ja mit dem Ticket auch richtig schöne Ausflüge machen. Ich habe den Vorsatz, es ausgiebig zu nutzen.“

Nikolai Schulz (München): „Ein Monatsticket kaufe ich regelmäßig, deswegen werde ich durch das Ticket jetzt nicht unbedingt öfter öffentlich fahren – das mache ich ohnehin schon. Aber die Aktion ist auf jeden Fall eine richtig tolle Sache. Ich habe mir am Automaten gleich alle drei Tickets für Juni, Juli und August geholt.“

Vom Chaos waren auch Kunden betroffen, die mit dem Handy nicht das 9-Euro-Ticket, sondern eine andere elektronische Fahrkarte kaufen wollten. Zeitweise war das nicht möglich. Hartmann sagt: „Wir haben sowohl auf der Website als auch in der App einen Hinweis platziert, in dem wir die Kundinnen und Kunden bitten, das Ticket auch erst in den kommenden Tagen zu kaufen. Gleichzeitig arbeitet unser Dienstleister daran, die Server-Kapazitäten zu erhöhen.“

9-Euro-Ticket: MVG-Sprecher Maximilian Kaltner ist erstaunt über die hohe Nachfrage

Auch MVG-Sprecher Maximilian Kaltner ist erstaunt über die hohe Nachfrage: „Wir haben damit gerechnet, dass Tickets in etwa diesem Ausmaß gekauft werden, sind allerdings erstaunt darüber, dass so viele es gleich an den ersten Tagen kaufen – da der Vorverkauf ja noch mehr als eine Woche läuft.“ An den MVG-Automaten seien von Sonntag bis Montag um 11.30 Uhr rund 15.500 9-Euro-Tickets verkauft worden.

Nicht nur auf den Kanälen des MVV ist der Schein erhältlich, auch die Deutsche Bahn erreichten viele Anfragen fürs 9-Euro-Ticket. Der Fahrschein ist seit Montag auf bahn.de, im Navigator, an den Automaten und in den Reisezentren erhältlich. DB Regio-Chef Jörg Sandvoß sagt: „Wir erleben einen historisch großen Zugriff auf unsere Vertriebskanäle. Bereits am frühen Morgen waren 200 000 Tickets verkauft.“ Auch für die Bahn gilt laut einem Sprecher: „Vereinzelt kann die Online-Buchung etwas länger dauern.“

Bahn warnt vor hohen Auslastungen wegen 9-Euro-Ticket

Auf stark frequentierten Verbindungen sowie rund um beliebte Ausflugsziele könne es zu hohen Auslastungen kommen, teilt die Bahn mit. Insbesondere auf folgenden Verbindungen: Werdenfelsbahn (München – Kochel, München – Garmisch-Partenkirchen), in der Region Allgäu (München – Lindau, München – Oberstdorf sowie München – Augsburg – Ulm und München – Nürnberg. Reisende sollten gerade vor Wochenenden und in den Ferien rechtzeitig planen.

Bahn rechnet für die kommenden Monate mit deutlich mehr Andrang auf Züge

Die Bahn rechnet für die kommenden Monate mit deutlich mehr Andrang auf Züge. „Wir fahren mit allem, was wir haben“, sagt Sandvoß. Das Unternehmen engagiert zusätzliche Mitarbeiter. Trotzdem wird’s eng: „Natürlich werden wir durch den Andrang eine schlechtere Quote bei der Pünktlichkeit haben.“ Teils könne es zu längeren Umsteigezeiten kommen.

Das 9-Euro-Ticket ist Teil des bundesweiten Entlastungspakets aufgrund der starken Inflation. Für 9 Euro pro Monat fährt man mit Bus, Tram, U-Bahn sowie S-Bahn und Regionalzügen. VON LEONI BILLINA UND ANDREAS THIEME

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