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Blockabfertigung und Dauerstau – ADAC will Gespräche forcieren

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LKWs stauen sich am Brenner.
An der Grenze zu Österreich kommt es regelmäßig zu Staus. © Bildagentur PantherMedia / Maximilian Boschi

LKW-Kolonnen, Blockabfertigung und Dauerstau an der Grenze zu Österreich: Der ADAC Südbayern will jetzt dazu beitragen, dass die Gespräche forciert werden.

Seit Jahren kommt es regelmäßig zur Blockabfertigung am Grenzübergang Kiefersfelden/Kufstein, was das Verhältnis zwischen Bayern und Tirol stark belastet. Tirols Landeshauptmann Günther Platter hatte kürzlich Bayern und Deutschland mangelnde Kooperation vorgeworfen. Die deutsche Seite tue zu wenig, um das extreme Lkw-Aufkommen auf der Brenner-Route durchs Inntal zu drosseln. Auslöser für den stark zunehmenden Güterverkehr über den Brenner (2016: 2,008 Millionen LKW; 2019: 2,469 Millionen LKW) ist die Tatsache, dass die Gotthard-Route für die Speditionen wesentlich höhere Kosten und mehr Zollformalitäten verursacht. Nach einer aktuellen Studie nehmen rund 880.000 LKW die wirtschaftlichere Brenner-Route als eine der anderen Alpenquerungen. „Im Rahmen der Blockabfertigung haben die österreichischen Behörden auf der Inntalautobahn A12 in Richtung Süden in Höhe der Ausfahrt Kufstein-Nord eine sogenannte Dosierstelle eingerichtet. Diese dürfen an den mindestens 35 Dosiertagen im Jahr pro Stunde maximal circa 300 Lkw passieren. Wird diese Grenze erreicht, müssen die Brummis anhalten. Da dann für den übrigen Verkehr nur noch eine Fahrbahn zur Verfügung steht, sind beträchtliche Staus die Folge“, so Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher beim ADAC Südbayern.

Die bayerischen Grünen äußerten zuletzt bei einem Vor-Ort-Termin viel Verständnis für die Haltung Tirols und kritisierten stark die bayerische Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern. Doch die Problematik ist weit komplexer. Auch das sektorale Fahrverbot, das Nachtfahrverbot oder das generelle Samstagsfahrverbot ab 15 Uhr machen es für die Lkw-Fahrer schwierig. Durch die Blockabfertigung kommt es zu massiven Staus auf der A93 (Inntalautobahn) zwischen Inntaldreieck und der Landesgrenze bei Kiefersfelden/Kufstein und auf der A8 ab Weyarn/Irschenberg bis zum Inntaldreieck, was auch zu Behinderungen auf der A8 Richtung Salzburg führt.

Informationen zu der Allianz Pro Mobilität finden Sie unter: adac.de/gemeinsam-mobil

Laut ADAC Staubilanz gab es 2021 über 1.100 Kilometer Stau allein an Dosiertagen mit einer Dauer von rund 200 Stunden. „Die daraus resultierende Luft- und Lärmbelastung aufgrund der langen Standzeiten der Lkw und der Staus ist nicht nur für die Anwohner schwer zu ertragen, sondern konterkariert somit auch das Ziel des Umweltschutzes. Darüber hinaus ist durch die Blockabfertigung kein Lkw weniger unterwegs, stellt die Brenner-Route doch eine der wichtigsten europäischen Güterverkehrsadern dar. Ferner hat das auch negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit und führt zu einer Verlagerung des Verkehrs auf das nachgeordnete Straßennetz und Ortsdurchfahrten in Bayern“, so Kreipl.

Auch Georg Dettendorfer als betroffener Spediteur aus dem bayerischen Inntal fordert, die Situation endlich mit konstruktiven Lösungsansätzen anzugehen. „Das zarte Pflänzchen der politischen Gespräche zwischen Bayern und Tirol muss weiter gepflegt werden und so schnell als möglich zu sichtbaren Erfolgen für alle Bürger und die Lkw-Fahrer führen, die sich in den stunden- teilweise auch tagelangen Staus einreihen müssen“, so Dettendorfer.

Doch die Lkw-Maut ist Bundesangelegenheit und aus dem Verkehrsministerium in Berlin hieß es, ob und auf welchen Streckenabschnitten hiervon Gebrauch gemacht werden könnte, werde derzeit noch geprüft. „Es ist Zeit, dass es zu Verbesserungen im alpenquerenden Güterverkehr kommt. Gerne unterstützen wir als ADAC Südbayern dabei die Bemühungen. Die Belastungsgrenze ist auf beiden Seiten der Grenze tatsächlich erreicht. Es ist daher zwingend notwendig, dass wir alle Optionen zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene ausschöpfen. Idealerweise sollte dies bereits im Norden von München geschehen. Aber auch kleinere Maßnahmen wie die Aufhebung oder Lockerung von Fahrverboten an regionalen Feiertagen in Italien, Österreich und Bayern oder zusätzliche Lkw-Abstellplätze in Bayern und Tirol könnten zur Entlastung aller Betroffenen beitragen“, betont Kreipl.

Tirol will mit einer Maut von München bis Verona über höhere Gebühren den ständig wachsenden Lastwagen-Verkehr auf der Brennerstrecke verringern. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich zuletzt offen für eine Prüfung. „Wenn muss eine solche Maut allerdings nicht nur für die deutsche Seite gelten, sondern für den gesamten Korridor, also auch in Österreich und in Italien, was die Strecke München nach Verona verteuert“, so Kreipl. Doch die Zustimmung aus Italien hierzu ist zumindest fraglich. (Rafael Freckmann)

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