Bayerns Justizminister Eisenreich auf der Kabarettbühne: Pointen vom Politiker

Der Verein „Münchner für Münchner“ lud zum Benefiz-Kabarettabend in den Augustiner-Keller ein. Neben Django Asül, Angela Ascher und Helmut Schleich stand Bayerns Justizminister Georg Eisenreich auf der Bühne.
Ein bisschen Angst hatte man ja schon. Dass das furchtbar schiefgehen könnte. Soll jetzt gar nicht despektierlich klingen: aber ein Politiker als Kabarettist? Wirkt, als würde sich der Bock zum Gärtner machen. Dann steht Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Montagabend im ausverkauften Saal des Augustiner-Kellers auf der Bühne – und legt ein Programm hin, das richtig Spaß macht; hätte man gern noch länger als die vorgegebene halbe Stunde zugehört.
Der Verein „Münchner für Münchner“ hatte zum Benefiz-Kabarettabend geladen. Vereinsvorsitzende Natalie Schmid kann bereits zu Beginn verkünden, dass allein durch die verkauften Tickets mehr als 11 000 Euro zusammengekommen sind (durch weitere Spenden werden es insgesamt 12 000 Euro). Und weil bei „Münchner für Münchner“ alle ehrenamtlich arbeiten („ganz hemdsärmelig, vom Küchentisch aus“), geht jeder Cent an Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Auch wenn es manche gern verdrängen: Einsamkeit, finanzielle Not gibt’s auch im vom Wohlstand geküssten München viel zu häufig. Das Wirtepaar Vogler hat seinen Saal für die Veranstaltung kostenlos zur Verfügung gestellt. Der ist von der Sommerhitze aufgeheizt. Dann legt Django Asül los. Und geht rhetorisch gleich gen Siedepunkt.

Obwohl Django Asül im Interview mit unserer Zeitung vorab angekündigt hatte, wie für ihn üblich gegen alle Farben des politischen Spektrums austeilen zu wollen, wird’s vor allem eine Abrechnung mit der Ampel. Sprüche wie „Es darf noch so lange mit Holz geheizt werden, solange die Regierung auf dem Holzweg ist“ kommen an diesem Abend, an dem auch viele von Eisenreichs Parteikollegen im Publikum sitzen, naturgemäß gut an. Jubel im Saal – Asül: „Jetzt fühle ich mich etwas wie der Aiwanger bei der Demo in Erding.“
Frenetischer Jubel für Bayerns Justizminister Georg Eisenreich
Auf den Niederbayern folgt Angela Ascher, die sich an ihrem ersten Comedy-Programm versucht, das leider nicht so richtig zünden mag. 20 Minuten Pause. Dann Auftritt des Mannes, auf den die meisten hier gespannt gewartet haben. Dass der Eisenreich pointiert sprechen kann, ist bekannt. Und siehe da: Der kann auch mit viel Witz, vor allem Selbstironie schreiben. Gleichzeitig gelingt ihm, was im Kabarett die vielleicht größte Kunst ist – die Pointen vom Blatt durch passenden Vortrag zum Zünden zu bringen. Am amüsantesten ist das dann, wenn er von seinen Erfahrungen als Politiker erzählt. Ein paar Spitzen gegen die politischen Wettbewerber kann er sich freilich nicht verkneifen. Völlig legitim im Kabarett. Zum Stallgeruch der Grünen etwa habe sich ein neuer Duft hinzugesellt – der der „Abgase vom eigenen SUV“. Stichwort Siedepunkt: Jetzt scheint er fast überschritten. Frenetischer Beifall im Saal.
Ehe in der letzten halben Stunde Helmut Schleich noch mal so richtig loslegt, hat Schmid eine Bitte an den Justizminister: „Er muss uns allen versprechen, dass er nicht erneut 20 Jahre wartet, bis er wieder auf die Kabarettbühne tritt.“ Angesichts seines glücklichen Lächeln beim Schlussapplaus hat man so das Gefühl: Dieser Bitte wird er gern gerecht.