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Dachau: Sonne, Meer und Blaue Grotte - diese Capri-Schau macht gute Laune!

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Von: Katja Kraft

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Die Blaue Grotte auf Capri von Friedrich Thöming in Öl auf Leinwand (1833).
Sehnsuchtsort: Die Blaue Grotte auf Capri ist häufig gemalt worden. Hier von Friedrich Thöming in Öl auf Leinwand (1833). © Gemäldegalerie Dachau

Wenn das Wetter mies ist und die Stimmung winterlich-trist braucht es ein bisschen Sonnenschein. Den gibt‘s Gemäldegalerie und Neuer Galerie Dachau in rauen Mengen: In einer Doppelausstellung zeigen die Häuser Kunst aus und über Capri.

Und jetzt: Streicher! Chor! Akkordeon! Wenn die Fischerrrr mit ihren Booten ins Meer hinausziehen – und das alte Lied erkliiiingt. Ach, Rudi Schuricke würde gefallen, was es gerade in Dachau zu sehen gibt. Der Faden, der sich durch die Ausstellung in der Gemäldegalerie zieht, ist Capri-Sonne- Rot. Und es fehlt eigentlich nur, dass Frank Sinatra mit Sommerhut um die Ecke schippert. Noch so ein Sänger, der sein Herz auf der Felseninsel im Golf von Neapel verloren hat. Gerade einmal 10,4 Quadratkilometer ist sie groß, doch die ließen sich locker gleich mehrfach mit all den Malereien, Fotografien, Postkarten pflastern, die in den vergangenen Jahrhunderten das Kleinod im Mittelmeer bildlich festgehalten haben. Die Gemäldegalerie Dachau zeigt nun rund 80 Gemälde und Grafiken deutscher und italienischer Maler aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Auch der Massentourismus auf Capri wird kritisch betrachtet

Aber am besten fangen wir in der Neuen Galerie an, Teil zwei dieser Doppel-Schau. Ist chronologisch zwar nicht korrekt, für das von dunklen Wintertagen geplagte Herz aber gescheiter. Nach dem Motto: Erst die Denkarbeit, dann das Vergnügen. Schließlich möchte man vergnügt nach Hause gehen. Und so widmen wir uns zuerst der nicht ganz so vergnüglichen Moderne. In der Neuen Galerie erlebt man zeitgenössische Fotokunst, die sich kritisch mit dem aberwitzigen Massentourismus auseinandersetzt, der Saison für Saison die nächste Besucherwelle auf die Insel schwappt. Die Fotografien der 1961 in Neapel geborenen Raffaela Mariniello zeigen eindrucksvoll, welche Spuren die Gäste während ihrer Sommerfrische hinterlassen. Gespenstisch wirkt der menschenleere Aussichtspunkt auf ihrem Werk „Eremo/Osservatorio“ (2016). Die bröckelnden Mauern sind übersät mit Kritzeleien, die Fenster geben den diesigen Blick frei auf die im Nebel liegenden berühmten Felsformationen Faraglioni. Ein Spiel von Licht und Schatten, einer Friedhofsszene gleich. Und meilenweit entfernt vom Klischee des blumenbunten Paradieses. So ist dieser Teil der Doppelausstellung Mahnung, was passiert, wenn dem maßlosen Tourismus nicht Einhalt geboten wird.

„Tosende Gischt (Marina Piccola)“ in Öl auf
 Leinwand von Paul von Spaun (1876-1932).
Voller Kraft: „Tosende Gischt (Marina Piccola)“ in Öl auf Leinwand von Paul von Spaun (1876-1932). © Gemäldegalerie Dachau

Nachdenklich geht man ein paar Meter die Straße der Dachauer Altstadt entlang – und hinein in die Idylle. In der Gemäldegalerie kann man gar nicht anders, als die Fenster des Herzens weit aufzureißen. Und die Wärme hereinzulassen. Eine große Dosis Vitamin D strömt hier direkt von den Leinwänden auf die Betrachter. Von Ludwig Dill (1848- 1940) bis Leo von Klenze (1784-1864): Dass besonders viele deutsche Künstler dem Charme der Mittelmeerinsel erlagen, spiegelt die starke Verbindung zwischen Capri und Deutschland wider. Seit der Wiederentdeckung der Blauen Grotte 1826 wurde die Insel gerade für Romantiker zum Sehnsuchtsort. Immer wieder: blühende Landschaften, plätscherndes Wasser in der Abendsonne, Wellen, die voller Leben gegen die Kalkfelsen schlagen.

Carl Breitbachs „schöne Costanza“ (1884)
Capresin: Carl Breitbachs „schöne Costanza“ (1884). © Gemäldegalerie Dachau

Doch selbst das wärmste Licht kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Leben hier auch damals nicht nur goldig war. Es sind besonders die Werke der italienischen Maler, die zeigen, dass zum Alltag auf Capri harte Arbeit gehört. Zum Beispiel von den Fischern, die sich im Dunkel der Nacht auf den Weg machen. Bella, bella, bella, bella Marie wartet mit sehnsuchtsvollem Blick. Und Karl Theodor Boehmes „Fischerstation auf Capri“ (1894) versichert uns: Bella, bella, bella, bella Marie bleibt ihm treu. Bellissimo! Bis 12. März 2023 in der Gemäldegalerie Dachau und der Neuen Galerie Dachau

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