„Die drei Fragezeichen - Erbe des Drachen“ startet in den Kinos: Das ist der neue Justus Jonas!

„Der Junge muss an die frische Luft“-Star Julius Weckauf spielt Justus Jonas in „Die drei ??? - Erbe des Drachen“. Unser Interview mit dem Kinderstar.
Starten wir mit Caroline Link. Der Frau, die die Autobiografie des Komikers Hape Kerkeling, „Der Junge muss an die frische Luft“, 2017 unter gleichem Titel verfilmt hat. Und der Frau, die einen kleinen Burschen dadurch über die Premierennacht zum Kinostar machte. Julius Weckauf heißt der gar nicht mehr so kleine Kerl, der damals als junger Hape glänzte. 15 ist er mittlerweile. Hat seither in fünf weiteren erfolgreichen Filmen mitgespielt und ist jetzt wieder auf Werbetour. Am 26. Januar 2023 startet „Die drei ??? – Erbe des Drachen“. Julius übernimmt die Rolle von, na klar, Justus Jonas, dem ersten Detektiv. Auf dem Plakat sitzt er in der Mitte, eingerahmt von seinen Mitspielern Nevio Wendt und Levi Brandl. Bei der Premiere in München wurden viele Fotos der drei gemeinsam gemacht, doch immer wieder krakeelte einer aus dem Fotografen-Pulk: „Julius!“ Einzelmotiv bitte. Der aufgeweckte Julius ist inzwischen das, was man einen Kinderstar nennt.

Aber wie erfrischend: Wenn man ihn zum Interview trifft, drei Jahre, nachdem man sich zuletzt gesprochen hatte, stellt man erleichtert fest: Der hat sich gar nicht verändert. Also, natürlich hat er sich verändert. Ein Glück. Ist körperlich und menschlich gewachsen. Hat sich aber nicht vom Zirkus, der um seine Person gemacht wird, versauen lassen. Fragt man ihn, wie das kommt, dass er nicht abhebt angesichts des vielen Lobes, mit dem man ihm an den Filmsets dieses Landes die Seele streichelt, antwortet Julius auf die sympathischste Art, auf die man auf diese Frage antworten kann: „Ja, da könnte man abheben. Aber dann wäre ich ja blöd. Ich bleibe schön aufm Dorf, dort, wo mich jeder kennt und so nimmt, wie ich bin.“
Caroline Link hat Julius Weckauf einst entdeckt
Diese Antwort würde seiner Entdeckerin Caroline Link gefallen. Sie hat ein unvergleichliches Gespür dafür, Kinder vor der Kamera zu führen. Kein Film von ihr, bei dem die Kleinen nicht groß rauskommen. Danach ist die Fallhöhe entsprechend hoch. Auch Julius Weckauf schwärmt von der Münchner Regisseurin: „Sie hat offene Arme, und da lässt man sich gerne reinfallen. Caroline ist sehr, sehr lieb, sie erklärt dir die Sachen wirklich eins a. Das ist ein Träumchen mit Caroline. Sie hat eine Art, mit Kindern umzugehen, egal, was für ein Kind, sag’ ich mal. Sie weiß, wie man mit Kindern redet.“ In Wahrheit sagt Julius das nicht genau so. Aus „sag’ ich mal“ wird bei ihm „sach’ ich mal“, ein „das“ schon mal zum „dat“. Und wenn er von köstlichen Dingen schwärmt, benutzt er reizende Wörter wie „Schmackofatz“. Das Dorf, in dem Julius aufgewachsen ist und von dem er sehr liebevoll erzählt, liegt zwischen Mönchengladbach und Grevenbroich. Niederrhein. Unüberhörbar.

Grevenbroich? Da ist man schnell bei Horst Schlämmer, Hape Kerkelings kultiger Kunstfigur vom „Grevenbroicher Tagblatt“. Und also wieder bei dem Mann, dessen jüngeres Ich Julius Weckauf als gerade einmal Neunjähriger unnachahmlich gespielt hat. Doch in seiner Gegenwart beschleicht einen das Gefühl: So viel Spiel war das gar nicht, er und Kerkeling sind sich menschlich ziemlich ähnlich. Beide große Entertainer, beide sensibler, als ihre fröhliche Art zunächst scheinen lässt. Man könnte sich mit Julius Weckauf einen Vormittag lang wunderbar die Kalauer-Bälle zuspielen, und wenn wir wieder drei Jahre warten, dann mit Freuden ein paar Bier in irgendeiner Grevenbroicher Kneipe zusammen trinken. Beides ein großer Spaß. Aber man kann in den Zwischentönen auch heraushören, dass es vielleicht gar nicht so leicht ist, immer der Sonnenschein zu sein. Weil ein Leben im Scheinwerferlicht zwangsläufig Schatten wirft.
Manchmal kriegt Julius Weckauf fiese Sprüche zu hören
Wenn man den schlagfertigen Burschen fragt, ob er schon immer derart selbstbewusst war, erzählt er frei heraus, dass er es früher sogar noch ein bisschen mehr war. Vor der Zeit beim Film. Da ist er als Knirps im Laden seiner Eltern herumgehüpft wie in der Rolle des jungen Hape im Geschäft von dessen Oma Änne. „Ich hab’ alle Kunden gefragt: ,Kann ich Ihnen weiterhelfen?‘ Da war ich sehr wortgewandt.“ Ist er heute noch. Doch manchmal nimmt er sich jetzt zurück. Weil mitunter Sprüche kommen, die selbst den selbstsichersten Charakter nicht kalt lassen. Er sagt: „Seitdem ich Filme mache, kriege ich schon auch mal Sprüche reingedrückt, die nicht so schön sind.“ Manchmal geht’s bei diesen nicht so schönen Sprüchen um seine Schauspielerei, häufiger um sein Aussehen. Wie geht er damit um? „Eigentlich fühle ich mich sehr wohl in meinem Körper. Ich bin zufrieden. Doch wenn man diesbezüglich was zu hören kriegt, denkt man natürlich darüber nach. Aber am Ende des Tages bin ich meines eigenen Glückes Schmied – und würde etwas ändern, sollte ich mich in meiner Haut mal nicht mehr wohlfühlen. Ich gucke, dass ich da auf mich selber achte und nicht so viel darauf gebe, was andere sagen“, sagt Julius. Und man wünscht sich sehr, dass er sich das beibehält.
In dieser nicht ganz leichten Situation. Denn gerade, weil er kein dürres, sondern ein pausbäckiges Kerlchen ist, dem man gern wie so eine nervige Tante in die Wange kneifen würde, ist er beim Publikum ja so beliebt. Er ist kein abgehärteter, trainierter Typ, sondern strahlt Wärme aus. In seinem jüngsten Film, dem Drama „Der Pfad“, hat er bewiesen, dass er das kann, in „Der Junge muss an die frische Luft“ sowieso: dieses Pendeln zwischen Komik und Ernsthaftigkeit – da glücken ihm vor der Kamera Momente, die tief berühren.
Ein Glück also, dass die Neidhammel von anderen Schulen, die ihm manchmal hinterherbrüllen, wenn er an deren Bushaltestelle vorbeiradelt, nichts sind gegen die vielen Menschen in Weckaufs Leben, die ihn – Film hin oder her – genau so behandeln wie immer. „Besonders meine Oma achtet sehr darauf, dass ich bescheiden bleibe. Und meine Eltern sind, würde ich sagen, meine größten Kritiker. Die sagen mir immer, wenn sie etwas gut oder nicht gut finden. Und meine Freunde auch.“
Auf diese Weise gelingt es ihm, die Schauspielerei als Hobby zu genießen – und vielleicht eines Tages hauptberuflich zu betreiben. Wenn er von dieser Aussicht spricht, funkeln seine Augen noch ein bisschen mehr. Bis zum Abitur kämpft er sich in jedem Fall durch („Mathe ist eine Katastrophe. Es will einfach nicht so richtig.“). Betreibt nebenbei Gartenkunst in seinem Gewächshaus, gekauft von seiner ersten Gage („Am besten wächst bei mir Kohlrabi. Mit Hühnerkacke kann man Kohlrabi schön düngen. Nur nicht zu viel nehmen, sonst kannst du dir die Pflanzen verderben.“). Und wenn alle Stricke reißen – „dann werde ich Bäcker“. In der Bäckerei hat er ein Praktikum gemacht, noch so ein „Träumchen“. „Wenn du in die Backstube reinkommst und alles duftet – herrlich!“ Schmackofatz.