Grönemeyer begeistert ausverkaufte Olympiahalle - Und positioniert sich gegen Rechts

Bei seinem Konzert in der Münchner Olympiahalle begeistert Herbert Grönemeyer sogar seine Skeptiker. Der Sänger positioniert sich auf der Bühne aber auch klar gegen Rechts.
Update vom 16. September: Bei einem Konzert in Wien hat sich Herbert Grönemeyer wie in München eindeutig politisch positioniert. Doch damit entfachte er eine große Debatte - wegen seines Tonfalls.
Ursprungsartikel vom 20. März: München - Er hat keine Lust. Der Mann rechts unten vor der Bühne der Münchner Olympiahalle strahlt es aus, mit seinen verschränkten Armen, seinem skeptischen Blick, dem Bandshirt am Körper, das signalisiert, wo er jetzt lieber wäre. Hardrock statt Herbert; Angus Young statt „Grölemeyer“.
Grönemeyer begeistert auch die Skeptiker
So steht er da, Dienstagabend um kurz nach acht. Und dann? Zwei Lieder. Zwei Lieder braucht es, da sind die Arme nicht mehr verschränkt und scheinbar unbemerkt beginnt sein rechter Fuß zu wippen. „Sekundenglück“, „Bist du da“, die Songs vom neuen Album zeigen Wirkung. Noch zwei Lieder mehr und leicht schwingt die Hüfte. Dann: Herbert Grönemeyer, seit knapp 20 Minuten Dauersprint von einem Bühnenende zum anderen und Vollberserker-Singen, setzt zum Achtziger-Jahre-Medley an: „Bochum“, „Männer“, „Was soll das?“, „Vollmond“. Der Skeptiker? Tanzt! Umarmt seine Begleitung, die ihn unverkennbar hergeschleppt hatte. Und als Herbert im ersten ruhigen Moment des Abends am Flügel „Du bist mein Lebensstrahlen“ schwärmt, gibt es gar ein Küsschen an die Freundin vom gar nicht mehr so Skeptiker. Das schafft nur Herbert Grönemeyer.
Fast alle anderen in der ausverkauften Olympiahalle hat er ja sowieso. Aber auch die paar zu überzeugen, die nichts mit seiner Musik anfangen können - bis sie ihn live erleben. Das ist seine große Kunst. Weil er erstens immer alles gibt und sich zweitens nie selbst so ganz ernst nimmt. Bevor es nach einem rührenden Liebeslied zu schmusig wird, kommentiert er, der alte Westfale, grinsend: „Ist doch ganz hübsch, oder?“
Der Entertainer wird auch politisch: „Keinen Millimeter nach Rechts“
Und klar, ein Grönemeyer-Konzert ist auch immer politisch. Mit seinem neuen Album „Tumult“ hat er sich einmal mehr in der seit 2015 währenden Flüchtlingsdiskussion positioniert. Und tut es auch an diesem Abend mit eindringlichen Erinnerungen daran, „keinen Keinen Millimeter nach Rechts“ driften und dürfen. „Es geht darum, gegen den Populismus anzugeben. Spielerisch-lustvoll, langsam und geduldig, ganz entspannt, freudig, wir stehen zusammen - denn nur so dreht man den Rechten das Wasser ab“, ruft er den Münchnern zu - und die jubeln zustimmend. Wie sie ihn überhaupt feiern, ihren Tanzbär Herbert. Egal, in welche Ecke der Halle er sich wendet: Kreischen! Verzücken! Klatschen!
„Und das am Montag!“, freut er sich mit typischer Grönemeyer-Siegerpose. Egal, ob Montag, Dienstag oder Mittwoch - mit Herbert fühlt sich jedes Konzert wie Samstag an. „Das ist, was man Sekundenglück nennt.“
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Katja Kraft