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Initiative Kulturzukunft Bayern: Sie planen die Revolution!

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Von: Katja Kraft

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Anna Kleeblatt und Markus Michalke mit Mitgliedern der Initiative Kulturzukunft Bayern
Gemeinsam in die Zukunft: Anna Kleeblatt (roter Schal) und Markus Michalke (re. n. Kleeblatt) haben die Initiative Kulturzukunft ins Leben gerufen. Etliche Freundes- und Förderkreise großer bayerischer Kulturinstitutionen haben sich bereits angeschlossen. © Robert Haas

Oper, Museen, Theater: Etliche bayerische Kulturinstitutionen müssen bald sanierungsbedingt geschlossen werden. Die Initiative Kulturzukunft pocht auf ein klares Konzept in der Kulturpolitik.

Da kommt was auf uns zu in den kommenden Jahren. Nationaltheater: sanierungsbedürftig. Residenztheater: sanierungsbedürftig. Herkulessaal: sanierungsbedürftig. Und mit der desaströsen Planung von Gasteig-Renovierung und neuem Konzerthaus wollen wir gar nicht erst anfangen. Derweil laufen Sanierungen des Stadtmuseums, der Neuen Pinakothek. Und was ist eigentlich mit den Universitätsgebäuden an der Theresienstraße, die geleert werden sollen, damit Museum Brandhorst und Pinakothek der Moderne sie nutzen können? Beispielsweise die in der Pinakothek der Moderne beheimatete Staatliche Graphische Sammlung? „Es müssen Stahlschränke angeschafft werden, um sicherzustellen, dass, sollte es in deren maroden Depots zu Wasser- oder Feuerschäden kommen, wenigstens ein Teil der Kunstschätze gerettet werden kann. Weil das Haus nicht so ausgestattet wird, dass sich zumindest die Substanz erhält“, staunt Markus Michalke. Seit Jahrzehnten engagiert sich der heutige Vorsitzende der Stiftung Pinakothek der Moderne ehrenamtlich für die Kultur in dieser Stadt. Genau wie Anna Kleeblatt, unter anderem Vorstand des Vereins Münchner Kulturveranstalter, ärgert sich Michalke zunehmend über die fehlenden Visionen der bayerischen Kulturpolitik.

Das Würzburger Mainfranken Theater wird saniert
Für die Sanierung des Würzburger Mainfranken Theaters waren 2018 noch 72 Millionen Euro veranschlagt worden, inzwischen geht man von 103 Millionen Euro aus. Das Haus soll in ein Staatstheater umgewandelt werden. © Karl-Josef Hildenbrand

Deshalb haben Anna Kleeblatt und Markus Michalke im vergangenen Herbst die Initiative Kulturzukunft ins Leben gerufen. Sie könnte der Anstoß sein zu einer – klingt großtönend, ist aber so – Revolution. Rund 20 Förderkreise wichtiger bayerischer Kulturinstitutionen haben sich der Initiative bereits angeschlossen. Vom Verein der Freunde des Bayerischen Staatsschauspiels über die Freunde und Förderer der Münchner Philharmoniker, die PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne bis zu den Freunden Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Sie fordern nicht das, was man jetzt vielleicht erwarten würde – mehr Geld nämlich. Sondern sie fordern, dass das Geld, das aus Steuermitteln und damit von uns allen in Kunst und Kultur investiert wird, sinnvoll eingesetzt wird. „Wir möchten spartenübergreifend darauf einwirken, dass dieses zögerliche und planlose Vorgehen auf staatlicher Ebene unterbrochen wird. Wir wünschen uns ein Innehalten und eine Diskussion über die Frage, wie die Kulturlandschaft Bayern in 20, 30 Jahren aussehen soll. Denn dafür werden heute die Grundlagen gelegt.“ Es reiche eben nicht, wie etwa 2012 geschehen, zwei Jahre lang 50 Millionen Euro für Kultur im ländlichen Raum auszugeben. Man müsse ein Gesamtkonzept haben, bayernweit. Und ja, auch kritisch hinterfragen, welche staatlichen Förderungen wirklich sinnvoll seien – und welche nicht. „Das wird schmerzhaft werden. Aber anders geht es auf Dauer nicht weiter“, gibt Michalke zu bedenken.

Szene aus „Die Unerhörten“ im Münchner Marstall
Wie lange kann man im sanierungsbedürftigen Marstall Stücke wie „Die Unerhörten“ spielen? © Sandra Then

Bis zum großen Kunstareal-Fest im Sommer lädt die Initiative Kulturzukunft alle sechs Wochen zu öffentlichen Veranstaltungen ein, bei denen Vertreter aus Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft konstruktiv darüber beraten, was sich verändern muss, damit Bayerns außergewöhnlich großer Kulturschatz in Zukunft weiter strahlt. Explizit sind auch Bürgerinnen und Bürger eingeladen, mitzumachen, mitzudenken, mitzudiskutieren. „Unsere erste Veranstaltung am kommenden Montag soll darüber informieren, warum es überhaupt so wichtig ist, dass wir handeln, und einen Einblick in den Status quo geben. Denn selbst viele kulturinteressierte Bürgerinnen und Bürger wissen gar nicht, welche großen Baustellen in München und Bayern anstehen. Und wo es sonst noch hapert, Stichwort: Digitalisierung und Kunst- und Kulturvermittlung.“

Bayerns kulturelle Schätze sollen auch in Zukunft weiter strahlen

Deshalb suchen die Initiatoren von Kulturzukunft das Gespräch mit den Verantwortlichen der Politik. Weil sie es sind, die die Vision gemeinsam mit Kulturschaffenden und Bürgerschaft erarbeiten müssen. „Wir leben in einer Demokratie, wir wählen Politiker, damit sie sich darüber Gedanken machen, und Parteien, um Vorschläge zu bereiten. Wir haben Ministerien für die Kultur, Menschen, dir wir dafür bezahlen, dass sie sich damit befassen“, betont Anna Kleeblatt. Es sei schließlich ein „irres Gut“, hier in Bayern öffentliche Kulturinstitutionen zu haben, die nicht privat von den Interessen weniger gesteuert werden. „Das gilt es zu bewahren. Aber gemeinsam müssen wir neue Formen finden, wie wir dieses Gut in die Zukunft bringen.“

Es wird also nicht das große Jammern werden bei der ersten Veranstaltung am 30. Januar 2023. Sondern auch ein Freuen darüber, wie reich Bayern mit Kunst und Kultur gesegnet ist. Michalke erinnert: „Kultur ist eine der großen Säulen in Bayern, die uns von den anderen Bundesländern unterscheiden. Aber wir setzen das aufs Spiel, indem wir ohne Strategie vorgehen und glauben, Kultur sei eh da und wir müssten uns nicht darum kümmern und nur den Jetztzustand bewahren.“ Denn die vielfältige Kulturlandschaft sei ja nur deshalb so gewachsen, weil es immer wieder Politiker gegeben habe, die wussten, dass sie gepflegt und gehegt werden muss. „Es wird höchste Zeit, da wieder anzusetzen.“

Die Initiative Kulturzukunft Bayern lädt am Montag, 30. Januar, um 19 Uhr zur ersten Veranstaltung im großen Saal des Akademischen Gesangsvereins ein, Ledererstraße 5, in München. Der Eintritt ist frei. Anmeldung ist hier möglich

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