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Kunstklau in München: Ex-Mitarbeiter des Deutschen Museums stiehlt Gemälde und versteigert sie

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Ein Mitarbeiter des Deutschen Museums in München stahl Gemälde aus der Sammlung und versteigerte sie.
Ein Mitarbeiter des Deutschen Museums in München stahl Gemälde aus der Sammlung und versteigerte sie. © Reinhard Krause Deutsches Museum

Ein Mitarbeiter des Deutschen Museums in München stahl Gemälde aus der Sammlung, ersetzte sie durch Fälschungen und versteigerte die Originale. Nun wurde er verurteilt.

Es ist eines der größten Wissenschafts- und Technikmuseen der ganzen Welt: Das Deutsche Museum in München zieht jährlich mehr als eine Million Besucher an. Doch ausgerechnet aus den eigenen Reihen kommt ein Krimineller. Wie das Münchner Amtsgericht nun bekannt gab, hat ein Mitarbeiter des Museums mehrere Gemälde aus einem Depot durch Fälschungen ersetzt und die Originale versteigern lassen. Dafür wurde er nun zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt.

Der Angeklagte gestand seine Taten

Der Strafprozess hatte bereits am 11. September 2023 stattgefunden. Darin legte der Angeklagte ein Geständnis ab. Er war von Mai 2016 bis April 2018 als technischer Mitarbeiter in der Sammlungsverwaltung des Deutschen Museums beschäftigt und hatte dort Zugriff auf das Magazin, in dem Gemälde verwahrt werden. Laut Gericht nutzte er diesen Zugang, um unter anderem das Bild „Es war einmal“ von Franz von Stuck gegen eine Fälschung auszutauschen. Das Original bot der Mitarbeiter zur Versteigerung in einem Münchner Auktionshaus an. Nach Recherchen unserer Zeitung handelt es sich dabei um das Auktionshaus Ketterer Kunst. Das Werk des berühmten Malerfürsten, das dieser 1891 angefertigt hatte, wurde für 70 000 Euro an eine Galerie in der Schweiz versteigert. Fette Beute für den Angeklagten: Wie Ketterer Kunst bestätigt, erhielt er hierfür nach Abzug der Versteigerungskosten 49 127,40 Euro in bar.

Außerdem klaute der heute 30-Jährige laut Gericht die Gemälde „Die Weinprüfung“ von Eduard von Grützner sowie „Zwei Mädchen beim Holzsammeln im Gebirge“ und „Dirndl“ von Franz von Defregger. Dreist: Eines der Werke ließ er ebenfalls versteigern, das andere verkaufte er direkt an ein Münchner Auktionshaus, was ihm weitere 12 000 Euro einbrachte. „Das Geld verwendete der Angeklagte, um Schulden zu tilgen und sich einen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren“, teilte das Gericht mit. „Er leistete sich unter anderem eine neue Wohnung, teure Armbanduhren und kaufte sich einen Rolls Royce.“ Was angesichts der verhältnismäßig geringen Gesamtsumme von 60 617,90 Euro doch etwas verwundert.

Wie war so ein Kunst-Klau überhaupt möglich?

Im Prozess vor dem Amtsgericht hatte der Museumsmitarbeiter zwar „ehrliche Reue und Einsicht“ gezeigt. „Er gab an, ohne Nachdenken gehandelt zu haben. Er könne sich sein Verhalten heute nicht mehr erklären“, sagte Gerichtssprecher Martin Swoboda. Neben der Freiheitsstrafe hat das Gericht auch noch die Einziehung des gesamten Geldes angeordnet, das der Mann mit seinen illegalen Machenschaften verdient hatte. Das Urteil ist rechtskräftig.

Offen bleibt die Frage, wie ein Kunst-Klau in dieser Form eigentlich möglich ist. Und warum bei den Auktionshäusern niemand Verdacht geschöpft hat. „Wir sind schon seit einiger Zeit mit dem LKA in Kontakt“, sagte eine Sprecherin von Ketterer Kunst auf Anfrage. Und betonte: „Jedes Werk, das uns zur Versteigerung angeboten wird, wird von unseren Experten umfassend geprüft. Auch das betreffende Gemälde ,Es war einmal‘.“

Gerade die Provenienzforschung werde beim Auktionshaus Ketterer Kunst groß geschrieben. Das heißt, die jeweiligen Besitzerwechsel werden nachverfolgt – was angesichts vieler Fälle von Raubkunst zur Zeit des Nationalsozialismus besonders wichtig ist. „Hier hatten wir es einfach mit einem sehr gewieften Betrüger zu tun.“

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