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Muddy What? im Münchner Werksviertel: eine Frage der Haltung

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Von: Michael Schleicher

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Muddy What? mit Ina Spang, Michi Lang und Fabian Spang beim Konzert in München
Spielten im Münchner Werksviertel auf (v. li.): Ina Spang, Michi Lang und Fabian Spang, hier auf einem Archivbild. © Helmut Soltau

Das Blues-Trio Muddy What? hat sein neues Album „Spider Legs“ bei einem ausverkauften Auftritt im Münchner Werksviertel vorgestellt. Unsere Konzertkritik:

Sprechen wir also über Mut. Keine Ahnung, ob die Geschwister Ina und Fabian Spang sowie Michi Lang im Privaten mutige Menschen sind – auf der Bühne, als Blues-Trio Muddy What?, sind sie es. Sonst hätten sie wohl kaum bei ihrem zu Recht umjubelten Konzert am Samstag (4. Februar 2023) im Münchner Werksviertel „Jumpin’ Jack Flash“ als dritten Titel des Abends gebracht. Mehr noch: Sie haben den Über-Hit der Stones, 1968 erstmals veröffentlicht, in einer wunderbar verschleppten Version gespielt. Sie sind also nicht den sicheren Weg gegangen, haben das Publikum nicht mit dem reißenden Klassiker sattgefüttert, sondern haben die Nummer auf ihre Weise interpretiert, deren Leitmotiv freigelegt, dieses traumschwer dekliniert – und so zum Neuhören eingeladen.

Muddy What? haben gerade das Album „Spider Legs“ veröffentlicht

Vor wenigen Wochen hat das Münchner Trio sein neues, abwechslungsreiches Album „Spider Legs“ vorgelegt. Beim Auftritt jetzt in Eddy’s Rock Club (ausverkauft – was sonst?) zeigt die Band zudem ihre enormen Live-Qualitäten. Dass die Haustechnik zu Beginn noch Probleme mit der Soundmischung hat und vor allem die tiefen Töne mitunter derbe scheppern lässt: ja, mei! Der Laune auf der Bühne und im Publikum tut das nichts.

Muddy What? in München: Das Heimspiel ist ausverkauft

Sänger und Rhythmusgitarrist Fabian Spang ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler, der seine Stimme vielseitig schillern lassen kann – eine Eigenschaft, die im Blues ein echtes Pfund ist. Michi Lang ist so etwas wie der Mr. Gelassenheit am Schlagwerk, dessen Spiel sich dennoch (oder gerade aufgrund seiner Unaufgeregtheit) durch einen für das Genre überraschend großen Variantenreichtum auszeichnet. Die beiden Männer bauen ein sehr solides Fundament – das ideale Sprungbrett für die virtuosen, aber nie selbstverliebten Soli von Leadgitarristin Ina Spang, die zudem an der Mandoline eine völlig neue Farbe in diese traditionelle Musik bringt. So interpretieren die Drei das Genre gegenwärtig, ohne je akademisch zu sein oder dessen Wurzeln zu verdaddeln. Die Band hat dabei längst ihren Ton gefunden – eindrucksvoll zu hören bereits bei der ersten Nummer „Dead Cigars“, die sich charmant anschleicht, bevor sie explodiert, und beim Titelsong der aktuellen Platte: „Spider Legs“ ist ein Blues-Bandwurm, der unbedingt noch ein paar Runden drehen sollte.

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