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Die Literaturhandlung feiert ihren 40. in den Münchner Kammerspielen

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Von: Michael Schleicher

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Festakt „40 Jahre Literaturhandlung“ in den Münchner Kammerspielen: Rachel Salamander (re.), Ariella Chmiel (li.) und Charlotte Knobloch.
Hatten in die Kammerspiele geladen: Rachel Salamander (re.) und Ariella Chmiel (li.). Charlotte Knobloch hielt die Festrede zum Jubiläum der Literaturhandlung. Patrick Guttmann © Patrick Guttmann

Vor 40 Jahren hat Rachel Salamander in München ihre Literaturhandlung gegründet. Es war die erste jüdische Fachbuchhandlung der Bundesrepublik. Nun wurde das Jubiläum in den Kammerspielen gefeiert.

„Irgendwann“, sagt Rachel Salamander in ihrer bewegt-bewegenden Rede an diesem späten Dienstagnachmittag (13. Dezember 2022), „irgendwann werde ich alles glauben, was hier erzählt wurde“. Die Publizistin und Literaturwissenschaftlerin hat ins Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele geladen, um den 40. Geburtstag ihrer Literaturhandlung zu feiern. Wie berichtet, hatte Salamander, 1949 in einem Lager für Displaced Persons nahe Deggendorf geboren, nach Germanistik-Studium und Promotion 1982 in München die erste jüdische Fachbuchhandlung der Bundesrepublik gegründet. Diese hat längst Filialen in ganz Deutschland und sich zu einem weit leuchtenden „Leitstern jüdischer Kultur“ entwickelt, wie Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, in ihrer Festrede betont.

1982 gründete Rachel Salamander die Literaturhandlung in München

Dabei war diese Entwicklung zu Beginn der Achtziger, gerade mal 37 Jahre nach der Befreiung Deutschlands durch die Alliierten, alles andere als absehbar und vorgezeichnet. Salamander erinnert sich: Sie und ihr Team hätten zunächst alle fünf Jahre die Gründung der Literaturhandlung gefeiert, durchaus als eine Art „Beschwörung“. Doch längst ist aus etwas Fragilem eine Selbstverständlichkeit geworden – allein das ist ein enormes Glück und ein Gewinn für München, den Freistaat, das Land. Und weil dem so ist – sind sie auch alle gekommen, um Salamander und die Literaturhandlung hochleben zu lassen: Eine hochkarätige, vielseitige Gästeschar aus Kultur und Politik erlebt diesen kurzweiligen Festakt. Darunter etwa der Schriftsteller und ehemalige Hanser-Verleger Michael Krüger, der einst, am 17. November 1982, die erste Lesung in der Literaturhandlung moderierte; zu Gast war damals der israelische Dichter David Rokeah. Lyriker Albert Ostermaier ist da und rezitiert seine „Ode an Rachel Salamander“. Historiker Norbert Frei feiert mit, ebenso wie Monacensia-Chefin Anke Buettner, die gerade Salamanders Archiv erhalten hat, und Barbara Mundel, Intendantin der Kammerspiele: Im Anschluss an den Empfang besucht die Festgesellschaft die Vorstellung der Adaption von Gabriele Tergits fantastischem Roman „Effingers“.

Rachel Salamander beim Festakt „40 Jahre Literaturhandlung“ in den Münchner Kammerspielen
Bewegt-bewegender Rückblick auf die ersten vier Dekaden ihrer Literaturhandlung: Rachel Salamander. © Patrick Guttmann

Die Politik ist vertreten unter anderem durch Münchens Alt-Oberbürgermeister Christian Ude, Kulturreferent Anton Biebl, Ex-Minister Ludwig Spaenle, heute Antisemitismus-Beauftragter des Freistaats, und durch den ehemaligen Stadtrat Marian Offman, der heuer seinen Debütroman „Mandelbaum“ vorgelegt hat. Unter den Gästen sind freilich auch Vertreter jener Zunft, ohne die kein Buchladen existieren könnte: Dirk und Marlene Ippen, Verleger unter anderem unserer Zeitung, sowie Thomas Zuhr, Chef des Kunstbuchverlags Hirmer. Sie alle applaudieren, als Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden bemerkt, Rachel Salamander habe nicht nur eine Buchhandlung geschaffen, sondern einen „Ort der Begegnung“.

Heute führt Ariella Chmiel die Literaturhandlung

Das soll (und wird) diese Institution des Geistes- und Kulturlebens, die heute am St-Jakobs-Platz zu finden ist, auch künftig bleiben. Ariella Chmiel, die charmant durch die Feier führt, lenkt inzwischen die Geschicke der Literaturhandlung: „Wissen kommt nie aus der Mode“, stellt sie – völlig zu Recht – fest. Die Literaturhandlung ist 40 geworden, und wir wünschen: ad me’ah v’esrim – bis 120! Mindestens.

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