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Wirbel um Xavier-Naidoo-Konzert in München: Kritiker protestieren vor Olympiahalle

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Naidoo-Kritiker protestierten vor der Olympiahalle.
Naidoo-Kritiker protestierten vor der Olympiahalle. © Sigi Jantz

Das Xavier-Naidoo-Konzert in München erhitzte die Gemüter. Kritiker protestierten gegen den umstrittenen Künstler.

Update 2. Dezember, 7 Uhr: Xavier Naidoo hat den Saal gleich nach dem ersten Lied im Griff. Nachdem er mitten unter dem Publikum nur vom Bass begleitet „Führ mich ans Licht“ gespielt hat, pilgert er quer durch die fast ausverkaufte Olympiahalle zur Bühne. Mitten durch die Massen, die bei der Jubiläumstour dabei sein wollen. 

Seit einem Vierteljahrhundert ist der 48-jährige Mannheimer der Meister des Erbauungspop. Aber: Er polarisiert auch! Seine Kritiker werfen ihm unter anderem Antisemitismus vor, einige wenige demonstrierten deshalb am Sonntag vor der Olympiahalle. Naidoo liefert aufgeräumt eine Hit-Revue und präsentiert seine Erfolge in leicht rockigem Gewand. 

Dazu einige neue Lieder, die Naidoo mit seiner wirklich bemerkenswerten Soulstimme so klingen lässt, als wären es Klassiker. Die Fans feiern – und die mitunter konfusen Privat­theorien von Naidoo, die im Vorfeld für medialen Wirbel sorgten, interessieren an diesen Abend niemanden in der Halle.

zg

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München: Umstrittener Auftritt von Xavier Naidoo - Bündnis schlägt Alarm

Ursprungsmeldung vom 28. November 2019:

München - Baron Totschild gibt den Ton an, und er scheißt auf euch Gockel/Der Schmock ist’n Fuchs und ihr seid nur Trottel“ – Zeilen aus Xavier Naidoos Song Raus aus dem Reichstag aus dem Jahr 2009. Die Ähnlichkeit mit dem Namen „Rothschild“ ist wohl nicht zufällig. Für das „Linke Bündnis gegen Antisemitismus München“ Beleg für die antisemitische Gesinnung des Sängers. Ein Gericht hatte im Jahr allerdings geurteilt: Xavier Naidoo darf nicht mehr Antisemit genannt werden.

Video: Xavier Naidoo darf nach Urteil nicht Antisemit genannt werden

Am kommenden Sonntag wird Naidoo im Rahmen seiner aktuellen Tour auch in der Münchner Olympiahalle gastieren. Das nimmt das „Bündnis“ zum Anlass, für den gleichen Abend um 20 Uhr zu einer Kundgebung gegen den Auftritt aufzurufen. Der genaue Ort werde noch bekannt gegeben, „soll aber in der Nähe der Olympiahalle sein“. 

Dass das Konzert „nur wenige Wochen nach dem rechtsterroristischen antisemitischen Anschlag in Halle ermöglicht wird, noch dazu in einer öffentlichen städtischen Einrichtung, ist nicht hinzunehmen“, schreiben die Verfasser. Der 48-Jährige „gießt Öl ins Feuer unserer Gesellschaft“, so der Vorwurf. 

Er singe von Verschwörungstheorien um die jüdische Bankiersfamilie Rothschild, relativiere die Shoa, indem er Muslime als „neue Juden“ bezeichne, äußere sich homophob, behaupte, Deutschland sei ein von den USA besetztes Land, und halte Reden vor Reichsbürgern. 

Xavier-Naidoo-Konzert in München: „Ihn jetzt noch auftreten zu lassen, ist ein Skandal“

„Ihn jetzt noch, in Zeiten des wachsenden und sich verschärfenden Hasses auf Jüdinnen und Juden, auf öffentlichen Bühne auftreten zu lassen, ist ein Skandal.“ 

„Bündnis“-Sprecher Andreas Rentz erhofft sich von dem Protest auch eine Sensibilisierung der Konzertbesucher, wie er auf tz-Anfrage erläutert. Es gebe sicher Fans, „die sich mit der Problematik nie weiter auseinandergesetzt haben und schlichtweg seine Musik hören, ohne die Inhalte zu teilen“. Naidoos Einfluss stehe und falle mit der Zahl seiner Anhänger: „Schwindet diese Basis jedoch dahin, erhalten er und seine Aussagen weniger Reichweite in der Öffentlichkeit.“

rog

Konzert der Superlative: Am 15. August 2020 plant Naidoos Musikerkollege Andreas Gabalier in München eine ganz besondere Show.

Weltweit herrscht derzeit außerdem Trauer um den Star-Dirigenten Mariss Jansons. Er verstarb in St. Petersburg.

Die Skandal-Meldungen um Xavier Naidoo reißen indessen nicht ab. Nachdem der Ex-Juror nach seinem DSDS-Rauswurf zwei Wochen verschwunden war, taucht jetzt ein neues Interview auf. Darin offenbart er, warum er wirklich bei DSDS in der Jury saß.

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