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„Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser)“ am Münchner Volkstheater: Und es hat Blubb gemacht

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Von: Michael Schleicher

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„Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser)“ am Münchner Volkstheater
Bunte Unterwasserwelt: „Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser)“ am Münchner Volkstheater. © Arno Declair/Münchner Volkstheater

Hugh Grant und „Tatsächlich ... Liebe“ treffen auf „Arielle“ und „Findet Nemo“: Am Münchner Volkstheater wurde die Romcom „Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser)“ uraufgeführt.

Etwa zur Mitte dieses feucht-fröhlichen Abends am Münchner Volkstheater taucht die Frage auf: „Welcher Guppy hat sich das denn ausgedacht?“ Die Antwort ist so einfach zu geben wie ein Fischstäbchen zuzubereiten: Regisseur Bonn Park und Komponist Ben Roessler sind die Käpt’n Iglos auf der Brücke des Meerjungfrauen-Musicals „Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser)“, das am Freitag (27. Januar 2023) Stapellauf auf Bühne 1 hatte. Nach 90 Minuten ist klar: Es hat Blubb gemacht. Der Kahn schwimmt – und wie!

„Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser)“ hatte Premiere im Münchner Volkstheater

In der vergangenen Spielzeit hat das Duo Park/Roessler am Haus das Highschool-Musical „Gymnasium“ eingerichtet. Für ihren neuen Streich haben sie nun zunächst die Segel in Richtung Vergangenheit gesetzt. Vor allem in den Nullerjahren war das Kinopublikum weltweit verschossen in Romcoms, also ins Genre der „Romantic Comedy“. Diese Liebeskomödien funktionierten stets nach derselben Rezeptur: Die zwei Hauptfiguren, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, liegen sich am Ende in den Armen. Bis dahin gilt es, ein paar Hindernisse, Ärgernisse und anderes Ungemach zu umschiffen. Aber es geht gut aus. Immer. Natürlich.

„Tatsächlich ... Liebe“ mit Hugh Grant ist die Mutter aller Romcoms

Die Mutter aller Romcoms ist „Tatsächlich ... Liebe“ von Richard Curtis aus dem Jahr 2003. Hugh Grant (das Gesicht des Genres) schusselt sich als britischer Premier durch die Szenerie und ins Herz seiner Hausangestellten in 10 Downing Street. Diesen Film nutzen Bonn Park und Ben Roessler als Blaupause. Sie lassen die Geschichte zu Wasser, spülen ein bisschen „Arielle, die Meerjungfrau“ und „Findet Nemo“ dazu – und erhalten einen glitzernden, perlenden Mix, der bei der Uraufführung keinen Augenblick kieloben treibt.

Der Regisseur und sein Komponist nehmen ebenso wie das quietschfidele Ensemble das Genre ernst und haben auch ordentlich Kitsch in den Kiemen. Die Botschaft von „Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser)“ ist klar wie ein Gebirgsbach: Die Welt – egal, ob über oder unter Wasser – ist grausig und traurig genug („Ihr habt die Hoffnung verbrannt, wie der Truck den Diesel“): Davon muss man sich einfach mal freischwimmen. Und wie geht das besser als mit Leichtigkeit, Lachen, Laune und Liebe? Eben.

Erzählt wird von einem Reich am Meeresgrund, wo Premierministerin Hugh am ersten Arbeitstag mit Kaiserin Li ihren ersten Staatsbesuch empfängt. Nichts ist vorbereitet, vieles geht schief – ach, Sie wissen ja inzwischen, wie der Hase läuft beziehungsweise welche Bahnen der Delfin zieht. Zusammengehalten wird das Plätschern und Treiben von einer Riesenkrake, die Laura Kirst in die Mitte ihrer schillernden Atlantisbühne gebaut hat. An deren Tentakeln hängen Sonja Lachenmayr (Harfe), Nino Stübinger (Synthesizer), Patrick Stapleton (Marimbaphon) sowie Akari Nomizu (Kontrabass) und spielen einen Regenbogenfisch-Mix à la „Aquarius“, Filmmusik und poppigen Perlen. Auch wenn nicht jede Stimme im Ensemble trägt – einfach mal abzutauchen (oder abzuheben): Das macht Spaß, und alles wird ... . Applaus wie ein Wasserfall.
(Noch mehr Theater? Lesen Sie hier unsere Premierenkritiken zur „Valentiniade“ am Münchner Residenztheater sowie zu „Die Brüder Karamasow“ am Münchner Volkstheater.)

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