Nach zweimaligem Verschieben der „Dreamland“-Best-of-Tour wegen Corona haben Sänger Neil Tennant (67) und Keyboard-Mastermind Chris Lowe (62) für exakt zwei Stunden die original Achtziger-Disco zurückgeholt. Die Stühle, die in der Arena aufgestellt sind, hätte es gar nicht gebraucht: Schon beim ersten Song, „Suburbia“, stehen alle Ü40er (jüngere Besucher waren fast ausschließlich Kinder und Jugendliche, die von ihren Eltern mitgezogen worden sind), auch auf den Tribünen.
Die Pet Shop Boys sind Superstars des Synthie-Pops, der nicht wehtut und bis heute im Radio rauf und runter läuft. Laufen oder gar rumturnen auf der Bühne, das machen weder Tennant noch Lowe, taten sie noch nie. Sie liefern ab, wie weiland auf Schallplatte. Plus ein paar Interaktionen von Neil Tennant mit dem Publikum, während Chris Lowe den unantastbaren Maschinisten gibt. Dazu eine moderne digitale Lichter-Glitzershow – fertig ist die gelungene Transformation von Achtziger-Pop ins Jahr 2022. War am Samstagabend nicht auch ESC? Pah! In der Olympiahalle ist Pop nach 8!
Während der ersten Songs stehen Tennant und Lowe in weißen Mänteln und mit undefinierbaren Gesichtsmasken am vorderen Rand der Bühne, während die vierköpfige Begleitband zunächst unsichtbar dahinter agiert. Mit den legendären Drum-Synthesizern, die in den Achtzigern ein Muss waren. Später ziehen sich die beiden um und verschmelzen mit der nun sichtbaren Band.
„Suburbia“, „Rent“, „Domino Dancing“, „Heart“, „It’s a Sin“, „West End Girls“, „Go West“, „You are always on my Mind“ – inklusive Zugaben spielen die Pet Shop Boys 26 Stücke. Jedes für sich unsterblich. Und wer die Augen schließt oder sich auf das eine und andere alte Musikvideo der jungen Pet Shop Boys konzentriert, das auf der Leinwand läuft, denkt: „Hey, ich bin ja wieder in meiner Jugenddisco!“ So perfekt singt Tennant noch heute mit seiner unverwechselbaren Stimme. So perfekt liefern die Pet Shop Boys ab. Fuß zur Seite, tippen und zurück: Das Leben kann so einfach schön einfach sein.