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Machtwechsel in der Komödie im Bayerischen Hof

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Von: Katrin Basaran

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René Heinersdorff (58) leitet bereits Theater in Düsseldorf und Köln.
René Heinersdorff (58) ist ab sofort neuer Geschäftsführer in der Komödie im Bayerischen Hof © babiradpicture/ roman babirad

Paukenschlag in der Komödie im Bayerischen Hof: Der umstrittene Intendant Thomas Pekny hat die Mehrheit seiner Anteile an der Boulevardbühne an den rheinländischen Theatermacher René Heinersdorff verkauft. Der 58-Jährige ist ab sofort neuer Chef des Privattheaters am Münchner Promenadeplatz.

In der Komödie im Bayerischen Hof dürften heute die sprichwörtlichen Korken knallen. Abgesehen von der Premiere des Stücks „Vier Stern Stunden“ mit Günther Maria Halmer und Janina Hartwig am Abend kann das Haus durchatmen. Die Machtverhältnisse ändern sich: Der umstrittene Intendant Thomas Pekny bleibt zu 49 Prozent Inhaber, tritt aber von seinem Amt zurück, René Heinersdorff wird Geschäftsführer. Mehr noch: Der 58-jährige Rheinländer, Direktor des Theaters an der Kö, des Theaters am Rathaus in Essen und des Theaters am Dom in Köln, hält ab sofort mit 51 Prozent der Anteile die Mehrheit an der Bühne und ist damit neuer Chef des Münchner Boulevardtheaters. Gestern unterzeichneten beide um 17 Uhr bei einem Notartermin in Düsseldorf ein entsprechendes Papier.

Bleischwer hing zuletzt der Strafprozess gegen Thomas Pekny wegen schweren sexuellen Missbrauchs über ausgerechnet jener Bühne, die für Lebensleichtigkeit stehen soll. Und auch wenn der emeritierte Professor der Hochschule Pforzheim vom Landgericht München Ende Juli aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde und die Staatsanwaltschaft doch keine Revision einlegte, waren Amt und Ansehen des Intendanten gesellschaftlich mehr als nur beschädigt. Etliche Schauspieler distanzierten sich, Karten verkauften sich in der allgemeinen Corona-Krise noch zäher – das Schicksal der Komödie schien zur Tragödie zu werden (wir berichteten).

Ein Wechsel an der Spitze schien da der einzig richtige Ausweg, und mit René Heinersdorff war relativ schnell auch ein Nachfolger gefunden – übrigens auf Betreiben Peknys, wie es heißt. Beide kennen sich aus Heinersdorffs München-Zeit, als dieser gemeinsam mit Margit Bönisch an der Komödie inszenierte oder produzierte und Pekny dazu Bühnenbilder schuf.

Ganz einsichtig zeigte sich der 69-jährige Pekny dennoch nicht, als er Ende August vor der Presse verkündete: „Ich habe einen Freispruch, ich müsste mich gar nicht völlig zurückziehen.“ Wenn aber so eine Stimmung herrsche, halte er es für opportun, Heinersdorff „ranzulassen“. Die Leitung sei bei diesem in „allerbesten Händen“. Seither tat sich jenseits dieser Absichtserklärung jedoch – nichts. Heinersdorff zeigt dafür sogar ein gewisses Maß an Verständnis, wie er gestern sagte: „Es ist schon nachvollziehbar, dass Herr Pekny nicht mit fliegenden Fahnen zum Notar rast, um sein Eigentum abzugeben.“ Allerdings könnte man jetzt schon „in viel ruhigeren Gewässern schwimmen, wenn er den Akt der Übergabe nicht so lange hinausgezögert hätte“.

Nun ist er also endlich da, der herbeigesehnte Befreiungsschlag für Haus und Mitarbeiter. An dem trägt auch die Chefin des Hotels Bayerischer Hof, Innegrit Volkhardt, ihren Anteil. Die Theaterbetriebe Margit Bönisch GmbH mit der Komödie sind im luxuriösen Quartier am Münchner Promenadeplatz nur Mieter – der aktuelle Vertrag währt noch bis 2024. Nun scheint für das Boulevardtheater auch eine Zukunft jenseits dieses Datums denkbar. Volkhardt erklärte am Abend: „Wir freuen uns, dass die Beurkundung des Anteilsverkaufs erfolgte, René Heinersdorff somit nun mit 51 Prozent an der Theaterbetriebe Margit Bönisch GmbH beteiligt ist und die Geschäftsleitung übernehmen wird. In den vergangenen Tagen und Wochen haben wir mit Nachdruck erfolgreich an die Vernunft von Thomas Pekny appelliert.“

Besucher werden vom Wechsel an der Spitze der Komödie zunächst wenig bemerken, außer dass das Personal abseits der gewohnten Professionalität vielleicht öfter lächelt. „Der Spielplan steht ja schon fürs Jahr – das ist normal und üblich“, sagt Heinersdorff. Erst nach einer gewissen Übergangszeit wird seine Handschrift vollends sichtbar, den frischen Wind wird man also vor allem hinter den Kulissen bemerken.

Welche Art Zusammenarbeit er sich künftig mit Pekny wünsche? „Dass er die Kraft hat, sich zu sammeln, sich zurückzuziehen und innerlich zu reinigen“, sagt der neue Komödien-Chef. „Ich würde ihn über alles gewissenhaft informieren.“ Und sicher werde es auch Dinge etwa im technischen Bereich geben, da sei man auf Pekny und sein Können angewiesen. „Da hoffe ich dann, dass er mir mit seinem Rat zur Seite steht – aber nicht mit Tat.“

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