Ein Wechsel an der Spitze schien da der einzig richtige Ausweg, und mit René Heinersdorff war relativ schnell auch ein Nachfolger gefunden – übrigens auf Betreiben Peknys, wie es heißt. Beide kennen sich aus Heinersdorffs München-Zeit, als dieser gemeinsam mit Margit Bönisch an der Komödie inszenierte oder produzierte und Pekny dazu Bühnenbilder schuf.
Ganz einsichtig zeigte sich der 69-jährige Pekny dennoch nicht, als er Ende August vor der Presse verkündete: „Ich habe einen Freispruch, ich müsste mich gar nicht völlig zurückziehen.“ Wenn aber so eine Stimmung herrsche, halte er es für opportun, Heinersdorff „ranzulassen“. Die Leitung sei bei diesem in „allerbesten Händen“. Seither tat sich jenseits dieser Absichtserklärung jedoch – nichts. Heinersdorff zeigt dafür sogar ein gewisses Maß an Verständnis, wie er gestern sagte: „Es ist schon nachvollziehbar, dass Herr Pekny nicht mit fliegenden Fahnen zum Notar rast, um sein Eigentum abzugeben.“ Allerdings könnte man jetzt schon „in viel ruhigeren Gewässern schwimmen, wenn er den Akt der Übergabe nicht so lange hinausgezögert hätte“.
Nun ist er also endlich da, der herbeigesehnte Befreiungsschlag für Haus und Mitarbeiter. An dem trägt auch die Chefin des Hotels Bayerischer Hof, Innegrit Volkhardt, ihren Anteil. Die Theaterbetriebe Margit Bönisch GmbH mit der Komödie sind im luxuriösen Quartier am Münchner Promenadeplatz nur Mieter – der aktuelle Vertrag währt noch bis 2024. Nun scheint für das Boulevardtheater auch eine Zukunft jenseits dieses Datums denkbar. Volkhardt erklärte am Abend: „Wir freuen uns, dass die Beurkundung des Anteilsverkaufs erfolgte, René Heinersdorff somit nun mit 51 Prozent an der Theaterbetriebe Margit Bönisch GmbH beteiligt ist und die Geschäftsleitung übernehmen wird. In den vergangenen Tagen und Wochen haben wir mit Nachdruck erfolgreich an die Vernunft von Thomas Pekny appelliert.“
Besucher werden vom Wechsel an der Spitze der Komödie zunächst wenig bemerken, außer dass das Personal abseits der gewohnten Professionalität vielleicht öfter lächelt. „Der Spielplan steht ja schon fürs Jahr – das ist normal und üblich“, sagt Heinersdorff. Erst nach einer gewissen Übergangszeit wird seine Handschrift vollends sichtbar, den frischen Wind wird man also vor allem hinter den Kulissen bemerken.
Welche Art Zusammenarbeit er sich künftig mit Pekny wünsche? „Dass er die Kraft hat, sich zu sammeln, sich zurückzuziehen und innerlich zu reinigen“, sagt der neue Komödien-Chef. „Ich würde ihn über alles gewissenhaft informieren.“ Und sicher werde es auch Dinge etwa im technischen Bereich geben, da sei man auf Pekny und sein Können angewiesen. „Da hoffe ich dann, dass er mir mit seinem Rat zur Seite steht – aber nicht mit Tat.“