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„The 355“: Diese Agentinnen machen James Bond Konkurrenz!

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Von: Katja Kraft

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Die Heldinnen in „The 355“: Graciela (Penélope Cruz), Mace (Jessica Chastain), Khadijah (Lupita Nyong’o) und Marie (Diane Kruger)
Sexy und talentiert: (v.li.) Graciela (Penélope Cruz), Mace (Jessica Chastain), Khadijah (Lupita Nyong’o) und Marie (Diane Kruger). © Leonine

„The 355“ ist die weibliche Antwort auf „James Bond“. Aber keine Sorge, liebe Männer: In dieser starbesetzten Action-Sause kommen weibliche und männliche Zuschauer voll auf ihre Kosten. Unsere Kritik.

Der Begriff „Aufschrei“ trifft’s nicht ganz. Es war eher so ein brunftiges Brummen, das die Kinowelt erfasste. Vor ein paar Jahren, als Daniel Craig seinen Ausstieg aus der James-Bond-Reihe verkündete. Und die Spekulation aufkam, dass der nächste 007 kein Agent, sondern – Oh! Mein! Gott! – eine Agentin, sprich: dass James Bond von einer Frau gespielt sein könnte. Viel Testosteron gemischt mit purer Angst. Davor, dass Ian Flemings fürs Kino adaptierte Märchen für große Jungs ausgeträumt sein könnten. Inzwischen ist Craig als 007 den Filmtod gestorben (die Kritik zu Craigs letztem „James Bond: Keine Zeit zu sterben“ lesen Sie hier) und in diesem Jahr wird sein Nachfolger verkündet. Nein, dies ist kein generisches Maskulinum, wir dürfen davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um einen Nachfolger, also wieder um einen männlichen Darsteller handeln wird. Gut so. Lassen wir den Männern (und auch uns weiblichen Bond-Fans) den maskulinen Helden. Ab jetzt haben wir schließlich einen Action-Spielplatz, auf dem auch Frauen ganz selbstverständlich mehr als nur als hübsche Sidekicks mitmischen dürfen. „The 355“ macht’s möglich.

Taffe Ladys: (v. li.) Marie (Diane Kruger), Mace (Jessica Chastain) und Khadijah (Lupita Nyong’o) in „The 355“
Taffe Ladys: (v. li.) Marie (Diane Kruger), Mace (Jessica Chastain) und Khadijah (Lupita Nyong’o) in „The 355“ © Leonine

Der Titel dieser gelungenen Agentinnen-Sause bezieht sich auf den Codenamen einer der ersten Spioninnen der USA. Schauspielerin Jessica Chastain inspirierte die Geschichte der realen The 355 dazu, einen Film zu produzieren, der Menschen wie diese Agentin feiert. Frauen und Männer, die ihr Leben riskieren, um den Frieden auf der Welt zu sichern. Klingt pathetisch, ist „The 355“ auch in wenigen Momenten. Die meisten der 123 Filmminuten aber sind witzig, spritzig, actionreich – und, liebe Männer, kein Feminismus mit dem Holzhammer. Diese Ladys erledigen das Thema Gleichberechtigung wesentlich raffinierter. Einfach, indem sie ihren Job machen – und das mindestens genauso gut wie ihre männlichen Kollegen. Noch dazu auf hohen Hacken.

Regisseur Simon Kinberg hat sich von Bond inspirieren lassen. Auch „The 355“ nimmt uns mit auf eine Reise um die Welt. Erster Stopp: Kolumbien. Doch wer denkt, hier geht’s um illegalen Rauschgift-Handel im großen Stil, liegt falsch. Die Droge der Zukunft heißt Technologie. Und wirklich alle wollen sie haben. Es ist nur ein kleiner Chip, den kolumbianische Mafiosi entwickelt haben, doch der ermöglicht es dem jeweiligen Besitzer, die Welt zu beherrschen. Ganzen Ländern kann man damit beispielsweise den Strom abschalten. Mace vom US-amerikanischen Geheimdienst (Jessica Chastain), Marie vom deutschen (Diane Kruger) und Khadijah vom britischen (Lupita Nyong’o) sind unabhängig voneinander auf die Sache angesetzt – und erkennen jede für sich bald, dass die Fronten heute nicht mehr so klar sind wie im Kalten Krieg. „Die Gegner sind überall, wie Geister in einer Maschine“, formuliert es Mace. Und so machen sich die drei und eine kolumbianische Therapeutin (Penélope Cruz), die unfreiwillig in die Sache hineingeraten ist, gemeinsam auf Geisterjagd.

„The 355“ wird Frauen UND Männern gefallen

Für die Zuschauer fühlt sich’s an wie ein maschinenpistolenschneller Sprint durch ein Labyrinth, in dem aus jeder Ecke neue Gefährder springen. Erfrischend ist, dass die Frauen tun, was Frauen überhaupt viel öfter tun sollten, um all ihre Kräfte auszuspielen: sie arbeiten zusammen und erkennen die Stärken der jeweils anderen an. Ebenso erfrischend: Sie dürfen sexy und brillant sein. Die „Ghostbusters“ wurden 2016 mit Frauen in den Hauptrollen neu verfilmt. Das war nix. Diese Geisterjägerinnen schlagen ein völlig neues Kapitel auf – weil sie nicht einfach eine Kopie früherer Agentenhelden mit anderen geschlechtlichen Vorzeichen sind. So entsteht ein sehenswertes Märchen für Frauen und Männer. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann dürfen sie in einer Fortsetzung gerne weiterleben.

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