Schauspieler Felix Vörtler über seinen „Polizeiruf“-Dreh: „Ich bekam keine Luft mehr!“

Als Chef von Claudia Michelsen im Magdeburger ARD-„Polizeiruf“ spielt Felix Vörtler eher eine Nebenrolle. Doch in „Du gehörst mir“ ist das anders. Auch dank seiner schauspielerischen Leistung ist dieser Krimi großes Kino geworden. Ein Gespräch über Vörtlers fesselndsten Fall.
Die Chefs der (Fernseh-)Ermittlerinnen und -Ermittler spielen nur selten eine zentrale Rolle, oft beschränkt sich ihre Funktion mehr oder weniger darauf, von ihrem Team „schnell Ergebnisse“ zu fordern. In diesem „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg ist das anders. Kriminalrat Uwe Lemp, gespielt von Felix Vörtler, steht in „Du gehörst mir“ fast ständig im Mittelpunkt, allerdings nicht als Handelnder, sondern als Opfer. Er gerät in die Hände seiner Nachbarin Inga Werner (Franziska Hartmann), die befürchten muss, dass er genau weiß, welche Straftat sie begangen hat, und den völlig Arglosen deshalb brutal überwältigt.
Über fast 90 Filmminuten buchstäblich hilflos zu sein, sei einerseits „eine faszinierende Reise“, andererseits schauspielerisch eine Herausforderung gewesen, wie Vörtler im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert. „Genauso mühsam, wie es sich in der Realität stirbt, genauso mühsam fesselt und knebelt es sich. Und ich habe darauf bestanden, dass wir das authentisch darstellen.“ So authentisch, dass sich der 62-Jährige einmal während einer kurzen Drehpause sogar an einem Knebel verschluckte: „Diese drei, vier Sekunden, in denen man keine Luft bekommt, machen einem bewusst, wie ernst die Lage für jeden ist, der tatsächlich einmal in eine solche Situation kommt.“ Dennoch sei die Kindesentführerin in „Du gehörst mir“ kein Monster, sondern eine zutiefst traumatisierte Frau, wirbt Vörtler für die Figur seiner Gegenspielerin: „Aus Angst, sonst aus dieser Nummer nicht mehr lebend herauszukommen, versucht er sogar, sie zu verstehen. Das ist verrückt.“

Als Boss nur ausnahmsweise – wie in diesem Fall – eine gleichberechtigte Rolle neben der von Claudia Michelsen verkörperten Kommissarin Doreen Brasch zu spielen geht für den aus dem oberfränkischen Naila stammenden Schauspieler nach zehn Jahren und insgesamt 18 gemeinsamen Fällen in Ordnung. „Auch wenn wir uns beide als Gastgeber fühlen und ja beide von Anfang an dabei sind, ist das, das möchte ich ganz klar sagen, Claudias Format. Es gab mal mehr, mal weniger für mich zu spielen, aber ich hatte nie Anlass zu sagen: So Leute, jetzt möchte ich auch mal drankommen.“
Er spüre „keine Defizite“, sei er doch in seiner Rolle als Uwe Lemp derjenige, der Brasch entdeckt habe: „Der hat erkannt, was in ihr steckt, nämlich eine brillante Ermittlerin.“ Immerhin bereits zwei renommierte Kollegen, Sylvester Groth alias Jochen Drexler und Matthias Matschke als Dirk Köhler, hat das ungleiche, kongeniale Duo aus Magdeburg im Lauf der Zeit hinter sich gelassen.
Dass er, wie ihm schon einmal bescheinigt wurde, häufig „robuste Figuren“ wie „leitende Polizeibeamte“ verkörpere, will Vörtler so nicht stehen lassen: „Der das geschrieben hat, hat dann wohl nicht alles gesehen, was ich gemacht habe.“ Er wolle als Schauspieler nicht immer derselbe sein, deshalb habe er vor seiner Fernsehkarriere viele Jahre auf der Theaterbühne gestanden. Der Mann mit der eher stabilen Statur war seit Mitte der Achtzigerjahre unter anderem am Bayerischen Staatsschauspiel, am Jungen Theater Göttingen und am Schauspielhaus Bochum engagiert. Die Gefahr, festgelegt zu werden, gibt es nach seinen Worten da wie dort: „Dagegen anzukämpfen geht am Theater allerdings leichter, ich habe da auch manchmal gepokert und angekündigt, ansonsten zu gehen. Im Fernsehen ist es schwieriger, da entscheidet nicht der Intendant, sondern das Publikum.“
Was seine Zukunft in der Film- und Fernsehbranche im Allgemeinen und beim „Polizeiruf“ im Besonderen angeht, lässt Felix Vörtler die Dinge auf sich zukommen: „Im Moment kann ich verschiedene Sachen machen, hinter denen ich stehe. Es müssen sowieso nicht immer Hauptrollen sein.“ Zumal manchmal, wie in diesem brillanten Magdeburger Fall, aus dem Auftritt eines „kleinen“ (TV-)Kriminalrats ganz großes Kino wird.