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Miet-Wucher in der Stadt? Mini-„Penthouse“ über Münchner Promi-Meile zum Verkauf - für einen Hammer-Preis

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Das verspiegelte Holzhaus thront auf dem Dach des Münchner Parkhauses.
Das verspiegelte Holzhaus thront auf dem Dach des Münchner Parkhauses. © Facebook „Penthaus à la Parasit“

„Penthouse à la Parasit“ - so heißt die Immobilie in bester Münchner Lage, die jetzt zum Verkauf steht. Das Objekt dürfte viele überzeugen - trotz vieler Eigenheiten.

Update vom 9. Juli 2020: Mieten in München* - ein schon lange bestehendes Problem der bayerischen Landeshauptstadt. Um gegen eine der größten Baustellen der Stadt ein Zeichen zu setzen hat wie berichtet (weiter unten im Text) der Nürnberger Künstler Jakob Wirth auf dem Dach eines Parkhauses mitten in der Stadt ein Haus gebaut. Dort lebt er wie ein „Parasit“ und protestiert gegen Miet-Wucher.

München: Miet-Wucher in der Stadt? Protest-Haus in bester Lage steht zum Verkauf

Jetzt die überraschende Entwicklung: Das Protest-Haus in bester Münchner Lage steht zum Verkauf. Für satte 44.900 € bietet der Künstler seine 3.6 m² zum Verkauf. Das eigens betitelte „Penthouse“ wird im Inserat auf immobilienscout24.de entsprechend angepriesen: „Treten sie die Flucht nach oben an. Sichern sie sich ihr Recht auf Weitblick,“ so die Beschreibung des Objekts. Mit einem Zimmer ist das ungewöhnliche Objekt vermutlich für die breite Masse eher ungeeignet, jedoch wird es dem potentiellen Käufer mit schlagfertigen Argumenten nicht leicht gemacht, wegzuschauen „Gönnen sie sich den Luxus der Reduktion. Seien sie am Puls der Zeit. Lassen sie ungenutzte Räume mit dem Penthouse a la Parasit lebendig werden. Tragen sie zur Lösung des angespannten Wohnungsmarktes bei und investieren sie in Eigentum unabhängig vom Boden.“

Eine einschneidende Corona-Maßnahme soll laut Ministerpräsident Söder weiterhin gelten. In unserem News-Ticker halten wir Sie über die Entwicklung in München auf dem Laufenden.

München: Miet-Wahnsinn in der Stadt - Hammer-Preis für Objekt in bester Lage

Das Protest-Haus mitten in der Münchner Innenstadt ist dem Inserat nach außerdem „neuwertig“. Bleibt abzuwarten, ob sich in Zukunft ein Käufer für das Objekt finden lässt.

Ursprungsmeldung vom 10. Juni 2020

München - Häufig sprengen die Mieten in vielen Großstädten - insbesondere in München - den finanziellen Rahmen potenzieller Mieter. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen und zu provozieren hat sich der Nürnberger Künstler Jakob Wirth etwas ganz besonderes ausgedacht. Er hat sich ein verspiegeltes Häuschen auf das Dach eines Parkdeck mitten im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt gebaut. Dort hat er jetzt zwei Wochen lang den besten Ausblick auf Münchens Schickeria.

Kunstaktion in München: Als Parasit über den Dächern der Stadt

München ist nicht die erste Station für sein 3,6 Quadratmeter großes Domizil. Bereits in Berlin und Weimar hat er mit der Kunstaktion „Penthouse à la Parasit“ Station gemacht. Jetzt wird er zwei Wochen gleich gegenüber des Fünf-Sterne-Hotels Mandarin Oriental und unweit von München Promimeile der Maximilianstraße wohnen. Er selbst nennt es „Quarantäne mit Promiblick“, wie er dem Münchner Stadtmagazin Mucbook verraten hat. Denn der Grund für seinen zweiwöchigen Aufenthalt in München ist ein Kurztrip in die USA. Als Corona-Vorsichtsmaßnahme muss er jetzt in Quarantäne bleiben. 

Der Grund, warum der Nürnberger sein etwa 500 Kilogramm schweres Häuschen regelmäßig auf Hausdächer zerrt, ist einfach. Im obersten Stockwerk eines Hause findet sich häufig das Penthouse. Also der Ort, wo normalerweise die Besserverdiener und reichen Erben hausen, so Wirth. Und er hat sich jetzt mit seinem Parasiten-Häuschen einen Platz zwischen den Schönen und Reichen gesucht.

Häuschen auf  Parkhaus: Kunstaktion in München dient als Protest gegen zu hohe Mieten

Mit seiner Kunstaktion will Jakob Wirth ein wichtiges Thema in den Vordergrund rücken: Zu hohe Mieten in Großstädten*. Ähnlich wie ein Parasit weißt er auf ein Problem hin, so der Künstler. Gut, dass er für seine selbst zusammengeschraubte Hütte keine Miete zahlen muss. Denn da es sich um eine zeitlich begrenzte Kunstaktion handelt, hat der Parkhausbesitzer nichts dagegen einzuwenden. Das Parkdeck wird ohnehin Ende des Jahres abgerissen und soll neunen Wohnungen Platz machen. Wirth meint, es wäre schön, wenn dann dort eine soziale Durchmischung stattfinden und nicht nur die Reichen eine Wohnung finden würden. 

Wohin Wirth als nächstes mit seinem Modularhaus ziehen wird, verriet er noch nicht. Sicher wird er sich aber wieder einen Platz über den Dächern der Stadt suchen. Die Teile des Häuschens seien alle so handlich, dass sie durch jede Dachluke passen würden, so der Künstler. 

*tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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