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Neun Tote und 27 Verletzte nach Amoklauf in München

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Die Polizei war mit mehr als 2300 Beamten im Einsatz und sicherte den Tatort.
Die Polizei war mit mehr als 2300 Beamten im Einsatz und sicherte den Tatort. © dpa

München - Am Morgen danach steht München noch immer unter Schock: Ein 18-Jähriger Amokläufer hat am Olympia-Einkaufszentrum im Norden der Stadt neun Menschen erschossen und 27 weitere verletzt.

Die Polizei sprach am Freitagabend zunächst von einer Terrorlage, die Stadt befand sich im Ausnahmezustand. Am Tag nach der schrecklichen Bluttat deuten alle Hinweise darauf hin, das es sich um den Amoklauf eines vermutlich psychisch kranken Einzeltäters handelt. Auch gebe es keinerlei Hinweise, dass mehr als der eine Täter aktiv gewesen seien, so Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä.

Die Spurensuche am Tatort ging auch am Samstagmorgen weiter, das Gebiet um das Einkaufszentrum war weiträumig abgesperrt. Im Stadtteil Maxvorstadt durchsuchte die Polizei das Zimmer des Amokläufers. Die Eltern des Täters waren Andrä zufolge bis Samstagmittag nicht vernehmungsfähig. Der Täter lebte gemeinsam mit seinem Bruder und den Eltern in der Wohnung. Bei der Durchsuchung wurden auch Materialien aus dem Zimmer des Täters sichergestellt.

Das bayerische Kabinett trat am Samstag zu einer Sondersitzung zusammentreten. Ministerpräsident Horst Seehofer zeigte sich „tief erschüttert“. Die „brutale und menschenverachtende Tat“ erfülle alle „mit Trauer und Schrecken“. Bundesinnenminister Thomas de Maizière traf sich am Vormittag mit den Spitzen von Verfassungsschutz, BND und BKA in Berlin zu einer Lagebesprechung und nahm anschließend an einer Sitzung des Bundessicherheitskabinetts teil. Der CDU-Politiker ordnete Trauerbeflaggung in ganz Deutschland an.

Amoklauf in München: Täter schießt um sich

Der 18-Jährige Amokschütze hatte die ersten Schüsse aus einer Pistole am frühen Abend in einem Schnellrestaurant abgegeben, anschließend schoss er auch an dem Einkaufszentrum und ergriff die Flucht. Eine Zivilstreife stellte ihn und schoss auf ihn. Unklar bliebt zunächst, ob der Täter dabei auch getroffen wurde. Seine Leiche wurde etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt in einer Nebenstraße gefunden. Dort wurde auch eine Pistole sichergestellt.

Der Täter hat bereits mehrere Jahre in München gelebt. Der Polizei war er bisher noch nicht aufgefallen. Sie bestätigte, dass es sich bei einem Mann, der auf einem im Internet kursierenden Video auf einem Parkdeck zu sehen ist, um den Täter handeln könnte. Polizeipräsident Andrä rief die Bevölkerung auf, den Ermittlern mögliche weitere Handy-Videos vom Tatort zur Verfügung zu stellen.

Nach den Schüssen am Olympiazentrum war in Teilen der Stadt Panik ausgebrochen. Das Hauptaugenmerk habe nach den Schüssen vor allem darauf gelegen, die Sicherheit in München zu gewährleisten, sagte Andrä. Darum warnte die Polizei zunächst vor einer „akuten Terrorlage“, die Landeshauptstadt rief den „Sonderfall“ wegen einer „Amoklage“ aus. Und: Die Polizei forderte die Anti-Terror-Einheit GSG 9 des Bundes und Spezialeinheiten aus mehreren anderen Bundesländern an.

Schießerei beim OEZ: München stand still

Der öffentliche Nahverkehr - U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen - wurde zeitweise eingestellt, auch der Zugverkehr stand still. Der Münchner Hauptbahnhof wurde evakuiert, Ärzte und Schwestern wurden in die Krankenhäuser gerufen. Restaurants in der Innenstadt schlossen aus Sicherheitsgründen.

Die Landeshauptstadt forderte die Bürger nach den Schüssen zunächst per Smartphone-Warnsystem Katwarn auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Facebook aktivierte den „Safety Check“ („Sicherheitscheck“) für München. Damit können Bewohner darüber informieren, dass sie in Sicherheit sind. Etliche Münchner twitterten den Hashtag #OffeneTür, um anderen Menschen Unterschlupf zu gewähren.

Es ist bereits die zweite schwere Gewalttat in Deutschland innerhalb weniger Tage. Erst am Montagabend hatte ein 17-jähriger Flüchtling mit einer Axt und einem Messer vier Touristen aus Hongkong in einem Regionalzug bei Würzburg schwer verletzt. Einsatzkräfte erschossen den Jugendlichen. Diese Tat soll einen islamistischen Hintergrund haben.

Bilder: Schüsse am Münchner OEZ

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