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Die Angst vor einem Felssturz an der Isar

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In schwindelerregender Höhe: Mit Seilen gesichert, tragen die Experten einer Würzburger Firma den riesigen Felsblock mit Handgeräten und Presslufthammer ab.
In schwindelerregender Höhe: Mit Seilen gesichert, tragen die Experten einer Würzburger Firma den riesigen Felsblock mit Handgeräten und Presslufthammer ab. © Westermann

München - Viele Radfahrer und Jogger genießen in Grünwald entlang der Isar Tag für Tag die Ruhe der Natur abseits des Großstadttrubels. Doch über der malerischen Kulisse schwebt eine tödliche Gefahr.

„Bei ­routinemäßigen Kontrollen haben wir eine Kluft zwischen zwei Teilen eines Felsblocks am Hang entdeckt“, sagt Dr. Stefan Fiedl vom Baureferat München. „Die Gefahr, dass sich ein ­großes Stück löst und Menschen zuschaden kommen, ist zu groß. Deshalb müssen wir eingreifen.“

Nun schallt seit einigen ­Tagen statt Vogelgezwitscher der Lärm eines Presslufthammers durch den Wald unterhalb der Grünwalder Einkehr. Zwei Männer hängen mit Seilen ­gesichert in schwindelerregender Höhe an der Felswand und hämmern ­gegen einen riesigen Felsblock. Mindestens bis zum Freitag bleibt wegen dieser Hangsicherungsarbeiten der geteerte Weg im Isartal auf ­Höhe Geiselgasteig gesperrt.

Zwar gebe es laut Fiedl die Möglichkeit, ein Auffangnetz über den Felsblock zu spannen, doch das wurde aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Mit der Zeit könnten größere Brocken die Maschen weiten und gefährliches Geröll durchrutschen. Eine Sprengung des Felsblocks sei nicht möglich gewesen, weil ein zu großer Eingriff in die Natur. Das Areal ist Landschaftsschutzgebiet und soll trotz der Entfernung des Felsblocks so wenig wie möglich verändert werden. Dazu gehört auch der Schutz der ­Bäume: Damit die abgetragenen Felsstücke die Pflanzen nicht beschädigen, wurde eine Schutzwand aus Holz installiert.

Das Gestein wird nun also abgetragen. Eine äußerst gefährliche Aufgabe für die Experten der Spezialfirma aus Würzburg! Denn die zwei Männer entfernen den Felsblock mit einem Presslufthammer und mit Handgeräten. Dabei müssen sie stets hellwach sein, da sie jederzeit damit rechnen müssen, dass schweres Gestein herunterstürzt und sie verletzt.

Die Tatsache, dass sich am Isarhochufer Gestein löst, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Die enorme Größe des Felsblocks allerdings schon: bedrohliche drei mal drei mal vier Meter! Fiedl vermutet als Ursache für den aktuellen Riss die strengen Winter der vergangenen Jahre mit ihren häufigen Frostwechsel. Die Steine am Isarufer sind besonders kalkhaltig – und damit auch extrem wasserlöslich. Durch die vielen Temperaturwechsel wurde der Kalk aus dem Gestein gespült, und besagte Risse entstanden.

Die Arbeiten am Felshang finden übrigens trotz des lausigen Wetters, selbst bei Schneefall statt. Schließlich soll der Weg am Isarufer möglichst schnell wieder für Radler und Spaziergänger freigegeben werden.

Carsten Ruge/Petra Markovic

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