„Unglaubliche Abzocke“: Strafzettel beim Bücherflohmarkt ärgert Senior enorm

Ein Puchheimer war auf dem Gröbenzeller Bücherflohmarkt und hat einen Strafzettel kassiert. Da war er nicht der Einzige. Rechtlich ist das völlig legitim, dennoch ärgert sich der Rentner.
Gröbenzell – Damit hatte Franz Grimm nicht gerechnet, als er nach dem Besuch des Gröbenzeller Bücherflohmarktes zu seinem Auto zurückkehrte. Der Puchheimer hatte ein Knöllchen über 20 Euro am Scheibenwischer, weil er auf dem Wildmoosparkplatz die Parkscheibe vergessen hatte. An einem solchen Tag sei das Abzocke, findet Grimm. Kontrollen sind üblich, hält wiederum Bürgermeister Martin Schäfer entgegen.
Schild weist auf Parkscheibe hin: „Eine unglaubliche Abzocke im Auftrag der Gemeinde“
Ein Schild weist die Besucher darauf hin: „Parken nur mit Parkscheibe“ steht darauf. Und die Höchstparkdauer: zehn Stunden. „Sicherlich gilt das dort“, sagt Grimm. Er sieht beim Bücherflohmarkt aber besondere Umstände: „Die Besucher kommen von irgendwo her, bleiben ein oder zwei Stunden, behindern niemanden und überschreiten die maximale Parkzeit von zehn Stunden nicht.“
Offenbar tappten mehrere Bücherfans in die Falle. An vielen anderen Autos hätten ebenfalls Strafzettel geklemmt. „Hier wurden vermutlich in einer Stunde mehr Verwarnungen erteilt, als sonst über einen ganzen Monat in Gröbenzell.“ Er schimpft: „Eine unglaubliche Abzocke im Auftrag der Gemeinde.“
Überwachung beim Bücherflohmarkt diene der Sicherheit
In der Tat wird der ruhende Verkehr vom Zweckverband Kommunale Verkehrsüberwachung Südostbayern kontrolliert. Der arbeitet im kommunalen Auftrag – in der Regel selbstständig, wie Bürgermeister Schäfer erklärt. „Die Gemeinde hat die monatliche Überwachungsgesamtzeit festgelegt, der Zweckverband teilt daraufhin die Mitarbeiter monatlich ein.“
Die Gemeinde kann dem Zweckverband jedoch Örtlichkeiten mitteilen, die kontrolliert werden sollen – so geschehen beim Bücherflohmarkt. „Ja, die Verkehrsüberwachung wurde explizit für beide Tage angefordert“, bestätigt Schäfer auf Tagblatt-Nachfrage. Die Mitarbeiter waren am Samstag von 8 bis 12 Uhr und am Sonntag von 10.15 bis 12.15 Uhr eingeplant. Schäfer dazu: „Es ist auch in anderen Gemeinden üblich, dass bei großen Veranstaltungen die Parküberwachung verstärkt im Einsatz ist.“
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Die Überwachung beim Bücherflohmarkt diente laut Schäfer vor allem der Sicherheit. Demnach sei vorrangig überprüft worden, ob angeordnete Halteverbote im Umfeld ignoriert und die Durchfahrt für Feuerwehr und Rettungsdienste verstellt worden seien. In der Vergangenheit habe während des Flohmarkts mit tausenden Besuchern oft ein Verkehrschaos geherrscht, „weil Halteverbote ignoriert wurden, in Grünflächen ohne Rücksicht auf Absperrbänder geparkt wurde und die Zufahrten durch parkende Autos versperrt waren“. Die Parksünder auf dem Wildmoosparkplatz wurden allerdings gleich mit verwarnt.
Mit Augenmaß
Verkehrskontrollen mit Augenmaß, wie Grimm sie fordert, seien generell schwierig. „Dies käme einer Willkür schnell nahe“, sagt der Gröbenzeller Rathauschef. Er verstehe zwar, dass eine Strafe ärgerlich sei, wenn man die Parkscheibe nur für ein paar Minuten vergessen habe. „Aber ist das nicht oftmals der Fall, zum Beispiel beim kurzen Einkauf am Wochenmarkt oder beim Abholen der Kinder vom Sporttraining?“ Genau daher würden die Regeln für alle im gleichen Maße gelten.
Grimm und allen anderen Verwarnten wird also nicht viel anderes übrig bleiben, als den Ärger zu schlucken und das Ticket zu bezahlen – und beim nächsten Bücherflohmarkt an die Parkscheibe zu denken. Übrigens: Darüber, wie viel die Gemeinde Gröbenzell an Verwarngeldern an den beiden Tagen des Bücherflohmarkts eingenommen hat, liegen Schäfer keine Informationen vor.
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