An Münchens Stadtgrenze: Ego-Eltern nutzen kostenlosen Kindergarten per „Luftbuchungen“ gnadenlos aus

Einige Eltern haben die Großzügigkeit der Gemeinde ausgenutzt, was die Betreuungszeiten in den gemeindlichen Kitas angeht. Das hat nun Konsequenzen.
Putzbrunn – Nach dem Finanzausschuss hat jetzt auch der Putzbrunner Gemeinderat mit großer Mehrheit die Wiedereinführung der Gebühren für die gemeindlichen Kindertageseinrichtungen befürwortet. Ab 1. September werden daher wieder Gebühren fällig. Der Grund ist der verschwenderische Gebrauch von Buchungszeiten durch Eltern.
Eltern nutzen kostenlosen Kiga aus: Bis zu sechs Stunden mussten nicht bezahlt werden
Da der Freistaat Bayern für jedes Kind im Kindergarten 100 Euro erstattet, mussten die Eltern seit 2019 de facto für den Besuch ihrer Kinder bis zu sechs Stunden täglich gar nichts mehr bezahlen. Die Gemeinde betreibt die Kindergärten Rathausstraße und Kiefernstraße als öffentliche Einrichtungen. Für sie werden zwar Benutzungsgebühren erhoben, aber bewusst so, dass abzüglich der 100 Euro vom Freistaat die Eltern kostenfrei blieben. „Unser Ziel war damals die Entlastung aller Eltern, vor allem der einkommensschwachen“, sagt Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD). In der jüngsten Vergangenheit habe es aber massive Beschwerden gegeben. Zum einen von den Beschäftigten der Einrichtungen. „Vor allem aber waren es die Eltern, die keinen Platz für ihre Kinder erhielten. Sie konnten uns sehr detailliert das Verhalten anderer Eltern schildern, die mit einer Bescheinigung ihres Arbeitgebers kamen und so einen Platz bekamen, dies aber offensichtlich mehrfach missbräuchlich.“
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Kindergarten: Kostenfreie Lösung würde der Bürgermeister im Grunde bevorzugen
Hinzu kommt: Immer mehr Eltern buchen laut Klostermeier offenbar täglich viele Stunden für ihre Kinder, holen sie aber viel früher ab. „Wir müssen dafür jeden Tag Personal vorhalten – was angesichts der Situation auf dem Markt der Erzieherinnen sehr schwierig ist.“ Die Gemeinde habe weder das Personal noch das Recht dazu, die Arbeitsbescheinigungen der Eltern zu überprüfen. „Wenn einer kommt und eine von seinem Arbeitgeber unterschriebene Bescheinigung vorlegt, dass er so lange arbeiten muss, dann ist das für uns so. Wenn das nicht stimmt, dann ist das Missbrauch, und gegen diese Luftbuchungen gehen wir jetzt vor“, sagte Klostermeier, der die kostenfreie Lösung nach wie vor bevorzugen würde. Jedes Kind in einer gemeindlichen Einrichtung wird dennoch von der Gemeinde Putzbrunn mit gut 7000 Euro im Jahr gefördert, für alle Kinder zusammen beläuft sich das auf die stolze Summe von insgesamt 1,3 Millionen Euro.
Mit 16:4 Stimmen votierte der Gemeinderat dafür, dass der Kindergarten bis vier Stunden täglich für die Eltern kostenfrei bleibt. Ab fünf Stunden kostet es ab 1. September monatlich zehn Euro, bis sieben Stunden 30 Euro und bis zehn Stunden am Tag 60 Euro im Monat.
Kostenloser Kindergarten gescheitert: Essensgeld ist nicht kostendeckend
Weil das Essensgeld nicht kostendeckend ist, muss der Preis erhöht werden: Isst ein Kind einmal pro Woche in der Kita, dann müssen die Eltern künftig 18 Euro im Monat bezahlen, für drei Essen wöchentlich sind es 54 Euro im Monat und bei fünf Essen in der Woche 90 Euro monatlich. Die Kinderkrippen waren bislang unter sechs Stunden täglich kostenfrei. Ab September müssen die Eltern für bis zu vier Stunden am Tag 270 Euro im Monat bezahlen, bei sechs Stunden täglich sind es 324 Euro und bei bis zu zehn Stunden am Tag werden 432 Euro im Monat fällig. Künftig sollen die Kosten und Gebühren aller Kita-Einrichtungen alle zwei Jahre überprüft werden. BERT BROSCH
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