Keine Chance für Impfpass-Fälscher: Apotheker prüfen genau - „Sind wir den Geimpften schuldig“
Seit Einführung der 2G-Regel blüht das Geschäft mit gefälschten Impfausweisen. In Dachau haben sie damit aber wenig Erfolg. Dort kam es bereits zu zahlreichen Anzeigen.
Dachau – Wer in Stadt und Landkreis Dachau derzeit in ein Restaurant, zum Sport, ins Kino oder in seine Lieblings-Boutique gehen möchte, für den gilt die sogenannte 2G-Regel: Einlass nur für Geimpfte oder Genesene, Ungeimpfte müssen draußen bleiben.
Gefälschte Impfpässe: Wenig Erfolg in Dachau - Apotheker prüfen Zertifikate genau
Um dennoch an die begehrten Nachweise zu gelangen, mutieren manche Impfunwillige derzeit zu Fälschern. Um an die digitalen Impfzertifikate samt QR-Code zu gelangen, die in aller Regel von den Apotheken gegen Vorlage eines entsprechenden Nachweises ausgestellt werden, legen sie entweder falsche gelbe Impfpässe oder angebliche ärztliche Bestätigungsschreiben vor.
In Dachau haben sie damit aber wenig Erfolg, wie Apotheker-Sprecher Maximilian Lernbecher und Polizeisprecher Björn Scheid betonen. Lernbecher zufolge würden die Apotheken in Stadt und Landkreis genau prüfen, wem sie das digitale Impfzertifikat ausstellen – und bei Fälschungsverdacht konsequent Anzeige erstatten. „Das sind wir den Geimpften schuldig“, so Lernbecher.
Gefälschte Corona-Impfnachweise: Auf lokalen Bezug wird großer Wert gelegt
Grundsätzlich laufe es bei ihm und seinen Kollegen so, dass bei der Zertifizierung der Impfnachweise „großer Wert auf lokalen Bezug gelegt“ wird, so Lernbecher. Das heißt: Entweder der Apotheker kennt den Kunden, der den digitalen Impfpass möchte, oder er kennt den Arzt, der den angeblichen Nachweis ausgestellt hat. Im Zweifelsfall, so Lernbecher, „rufen wir dann halt auch in der Arztpraxis an und fragen, ob an dem auf dem Zettel eingetragenen Tag auch wirklich geimpft wurde“. Zudem prüfen die Apotheker die Chargennummern der Impfstoffe.
Lernbecher, der in seiner Oberen Apotheke zwei Kollegen extra für dieses Thema abgestellt hat, möchte seine Kunden dabei grundsätzlich nicht unter „Generalverdacht“ stellen oder verprellen. Doch er betont: „Wenn einer kommt mit einem angeblichen Impfnachweis aus Köln, dann sag ich: ,Geh nach Köln und lass es dir dort zertifizieren.’ Ich bin nicht dazu da, Norddeutschen Zertifikate auszustellen.“ Häufig würden die Fälscher aber freiwillig das Feld räumen, etwa wenn man ihnen erkläre, dass man den Nachweis erst noch prüfen müsse und der angebliche Impfling daher doch bitte in ein paar Tagen wieder kommen solle: „Die sehen wir dann nie wieder“, so Lernbecher.
Was der Apotheker im Namen seiner Kollegen klarstellt: Es wird angezeigt! Es sei „ein Murks in manchen Köpfen“ bestimmter Impfgegner-Kreise, dass Apotheker aufgrund ihrer Schweigepflicht nicht zur Polizei gehen dürften, so Lernbecher. Bestehe ein Fälschungsverdacht hinsichtlich vorgelegter Dokumente, müsse er sogar die zuständige Polizeidienststelle kontaktieren.
Gefälschte Impfpässe: Apotheker müssen Fälle melden - „Das ist es nicht wert“
Dies bestätigt auch Polizist Scheid. Von den 14 in diesem Jahr in Dachau zur Anzeige gebrachten Impfpassfälschern seien acht von Apothekern gemeldet worden. Ein Fälscher sei im Zuge einer Wohnungsdurchsuchung in anderer Sache aufgeflogen, der Rest sei von seinem privaten Umfeld an die Polizei verraten worden.
Scheid betont jedoch, dass es weit mehr als die 14 aktenkundigen Fälle geben könnte. Alle seien erst ab November bei der Polizei eingegangen; die Wahrscheinlichkeit, dass es weitere Nachmeldungen gibt, ist daher hoch. Die richtig großen Fische, also diejenigen, die gewerbsmäßig falsche Impfpässe herstellen und verkaufen, würden ohnehin direkt bei der Staatsanwaltschaft landen. Apropos: Einen Verdachtsfall auf einen Impfpassfälscher im großen Stil gibt es Scheid zufolge auch im Landkreis Dachau. Mit Verweis auf laufende Ermittlungen möchte Scheid aber nicht näher auf den Sachverhalt eingehen.
Grundsätzlich, so betont der Polizist, würden die Fälschungen mit ziemlicher Sicherheit auffliegen. „Das ist es nicht wert“, rät auch Apotheker Max Lernbecher. Den Fälschern, die laut Scheid aus „allen Altersgruppen“ stammen, drohen nämlich „sehr empfindliche Strafen“: Diese können von der Geldstrafe bis zu mehreren Jahren Gefängnis reichen. „Das ist kein Kavaliersdelikt“, so Scheid.
In Kirchseeon wurden jetzt gleich 250 gefälschte Impfnachweise in einer Gaststätte gefunden.