Klaus Kienle verweist auf Prognosen der Universitätskliniken München und Freiburg, nach denen in der vierten Welle zwei Höhepunkte zu erwarten seien - und zwar Mitte Dezember und Anfang Februar. „Wenn die Kliniken schon Alarm schlagen, und sagen, sie seien am Limit, dann würde ich von der Politik ein ganz klares Konzept erwarten, was eigentlich passiert, wenn es tatsächlich zu einer Verdoppelung der Patientenzahlen kommt.“ Den Kliniken fehlten konkrete Ansagen, kritisiert er. „Was ist im Worst-Case-Szenario? Wer hilft aus? Wie wird die Bundeswehr eingebunden?“
Den Pflegekräften, die nun schon zum vierten Mal an der Corona-Front Dienst täten, sei all das nur noch schwer zu erklären, so Kienle. Die Mitarbeiter seien zunehmend erschöpft, ergänzt Hirtreiter. „Und auch wütend, weil so viele Patienten da sind, wo es nicht notwendig gewesen wäre, wenn es mehr Impfbereitschaft und Booster-Angebote gegeben hätte.“
Erschwert werde die Arbeit, wenn Angehörige versuchen, eine Patientenverlegung zu verhindern. „Das ist eine wahnsinnige Kraftanstrengung. Wir haben nicht für jeden Patienten 30 Minuten Zeit, mit den Angehörigen zu telefonieren, um ihn zu verlegen.“
Probleme mit wenig verständnisvollen Corona-Leugnern gebe es seltener, sagt Kienle. Er berichtet von einem Fall, in dem sich ein schwer an Corona erkrankter Leugner der Krankheit gegen den ausdrücklichen ärztlichen Rat selbst entlassen habe. Zuhause habe sich sein Zustand dann derart verschlechtert, dass er schließlich den Notarzt gerufen habe. „Dieser Mann hat es nicht mehr lebend ins Krankenhaus geschafft.“
Der Landkreis Rottal-Inn gehört zu den Corona-Hotspots in Bayern. Die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Menschen lag am Dienstag laut Robert Koch-Institut bei 1426,1 und damit weit über dem bundesweiten Durchschnitt. (dpa)