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Infizierter AfDler nach Italien verlegt: Grünen-Politiker sauer über dessen Aussagen - „Schwurbeleien“

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Je nach Krankheitsstand beim Personal können am Klinikum Freising derzeit zwischen zehn und zwölf Intensivbetten mit Beatmungsmaschinen gestemmt werden.
Auf der Intensivstation im Klinikum Freising sterben deutlich weniger Covid-19-Patienten als im bundesweiten Krankenhausschnitt. © Klinikum

Der Landrat gab Zahlen aus dem Freisinger Klinikum bekannt. Unterdessen ärgerte sich ein Grünen-Politiker über die Aussagen eines infizierten AfD-Kreisrats, der nach Italien verlegt werden musste.

Freising – Das Klinikum Freising wird in diesem Jahr wahrscheinlich ein Defizit in Höhe von 3,6 Millionen Euro einfahren. Das hat Landrat Helmut Petz, Aufsichtsratsvorsitzender des Krankenhauses, am Donnerstag im Kreistag bekannt gegeben. Doch man ist guter Dinge, schließlich zeigen fast alle Zahlen nach oben. Kritik gab es im Kreistag zum Bericht über das Klinikum also nicht, dafür aber an Äußerungen eines AfD-Kreisrats und das, was er über Facebook hat verlauten lassen, und was Johannes Becher (Grüne) als nicht hinnehmbare „Schwurbeleien“ bezeichnete.

Corona-Sterberate liegt in Freising unter Durchschnitt: Klinikarzt nennt Grund

In Vertretung der Geschäftsführerin Maren Kreuzer präsentierte Petz die wesentlichen Zahlen: 2021 werde man wohl knapp 15 500 Patienten stationär behandelt haben (2020 waren es 14 053), für eine ambulante Behandlung werden wohl am Ende des Jahres über 15 000 Patienten ins Klinikum gekommen sein (im Vorjahr 14 273).

Landrat Helmut Petz: Fast alle Zahlen zeigen nach oben.
Landrat Helmut Petz: Fast alle Zahlen zeigen nach oben. © Lehmann

Auch die Zahlen, die aus der Notaufnahme gemeldet wurden, zeigen gegenüber 2020 nach oben: 9221 Fälle wird man laut Hochrechnung stationär aufgenommen haben (2020: 6296), 15 206 ambulant (2020: 14 755). Die Belegung des Klinikums wird mit 65,8 Prozent im laufenden Jahr angegeben, nachdem das Haus 2020 nur zu 57 Prozent belegt war. „Sehr erfreulich und ganz wunderbar“ fand Petz, dass man wohl die 1000er-Marke bei den Geburten knacken werde.

Dennoch: Am Ende des Jahres wird ein Jahresergebnis von minus 3,59 Millionen Euro stehen. Und 2022? Auch da erwartet die Geschäftsführung ein negative Betriebs- und Jahresergebnis, wobei die Mehrausgaben politisch gewollt seien. Stichwort: Großraumzulage, die allein zwei Millionen Euro mehr ausmache.

Klinikarzt nennt Grund für gute Corona-Quote

Selbstverständlich ist in Zeiten wie diesen ein Klinikum-Bericht ohne das Thema Corona nicht denkbar. Aufhorchen ließ dabei die Zahl, dass im Freisinger Klinikum „nur“ sieben Prozent der Covid-19-Patienten auf der Intensivstation sterben. Das sei weniger als die Hälfte des bundesweiten Durchschnitts. Die Erklärung kam von dem Pandemiebeauftragten des Klinikums und ÖDP-Kreisrat Christian Fiedler: Schon früh habe man in Freising Behandlungen angewendet, die erst später im Verlauf der Pandemie Usus in den Krankenhäusern geworden seien. Dafür habe man „ziemlichen Ärger“ bekommen, berichtete Fiedler, weil dem Klinikum von übergeordneter Stelle vorgeworfen wurde, man habe die Fälle nicht richtig dokumentiert. Eine Überprüfung habe das freilich nicht bestätigt.

„Schwurbeleien“: Becher ärgert sich über infizierten AfD-Politiker

Und dann meldete sich noch Johannes Becher (Grüne) zu Wort, stimmte in das allgemeine Lob für die Krankenhausmitarbeiter und deren Einsatz mit ein. Und er knöpfte sich – ohne den Namen zu nennen – AfD-Kreisrat Gerhard-Michael Welter vor. Der war vor einigen Wochen als Corona-Patient mit einem Krankentransport samt Feuerwehr-Begleitfahrzeug zum Transport von Sauerstoffflaschen nach Italien verlegt worden. Von dort hatte er auf der Facebook-Seite des Erdinger AfD-Kreisvorsitzenden Wolfgang Kellermann gepostet, in Bayern seien die Betten in Krankenhäusern „bewusst reduziert“ worden, „um Knappheit zu erzeugen“, und in Italien habe man „ein Gesundheitssystem und ein Fachpersonal, dazu eine Ausstattung, die Deutschland um 25 Jahre voraus ist“.

Solche „Schwurbeleien“, „Verschwörungstheorien“ und Falschbehauptungen solle man als Kreisrat unterlassen, forderte Becher. Und auch Erich Irlstorfer (CSU) bezeichnete die Aussagen Welters als „absoluten Unsinn“. Welter selbst reagierte am Donnerstag während der Sitzung nicht auf die Kritik.

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