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„Das sind per se keine Kriminellen“: Bürgermeister Gaigl will St. Wolfgangern die Angst vor Flüchtlingen nehmen

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200 St. Wolfganger waren zur Bürgerversammlung in die Goldachhalle gekommen, in der auch das neue Feuerwehrgerätehaus ein großes Thema war. Es fehle ein konkreter Zeitplan, bemängelte Zugführer Roland Aigner-Pointner (stehend) im Namen der Feuerwehrler. Erstmals zu wenige Betreuungsplätze Kritik für schlechte Busanbindung
200 St. Wolfganger waren zur Bürgerversammlung in die Goldachhalle gekommen, in der auch das neue Feuerwehrgerätehaus ein großes Thema war. Es fehle ein konkreter Zeitplan, bemängelte Zugführer Roland Aigner-Pointner (stehend). © Raffael Scherer

Gerade noch rechtzeitig haben es die rund 200 Bürger in die St. Wolfganger Goldachhalle geschafft. Denn kaum eröffnete Bürgermeister Ullrich Gaigl die Bürgerversammlung, begann der Regen laut aufs Dach zu trommeln. Nachdem die Versammlung vergangenes Jahr krankheitsbedingt nicht stattfinden konnte, gab es heuer einen Überblick über zwei Jahre.

St. Wolfgang – Derzeit zählt die Kommune 4799 Einwohner und hält sich damit im Vergleich zu den Vorjahren stabil. Das Haltsvolumen beträgt für 2023 rund 13 Millionen Euro, auch dabei bleibt die Gemeinde im Vergleich zu den Vorjahren im Durchschnitt. 2022 waren es drei Millionen mehr – das liege am Breitbandausbau, der massiv zu Buche geschlagen habe. Die Gewerbesteuereinnahmen befinden sich weiterhin auf gerader Linie nach oben, freute sich Gaigl. Drei Millionen sei der Ansatz für dieses Jahr.

Asylunterkunft am Sportplatz: Gaigl versteht die Ängste der Bürger

Das Kinderhaus sei heuer inklusive der anstehenden Eingewöhnungen mit 24 Krippenkindern voll ausgelastet. Man habe erstmals das Problem gehabt, dass nicht alle St. Wolfganger Kinder einen Krippenplatz im Ort bekommen konnten, da sei der Gemeinderat bereits auf Lösungssuche, so Gaigl. Auch bei der Schule steige die Nachfrage nach Mittags- und Ganztagsbetreuung. Der geplante Anbau solle dem Bedarf gerecht werden.

Zur Asylunterkunft am Sportplatz, wo Mitte Dezember 52 Flüchtlinge einziehen sollen, meinte Gaigl, er könne verstehen, dass so mancher Bürger Angst habe. Die Unterbringung sei für den ganzen Landkreis „keine leichte Aufgabe“, trotzdem dürfe man sich vor dem Problem nicht verschließen. Aus welchen Ländern die Flüchtlinge kämen, in welchem Alter oder welchen Geschlechts der Großteil sei, könne weder er, noch das Landratsamt sagen. Trotzdem bat der Bürgermeister darum, sie aufzunehmen und jedem Flüchtling eine Chance zu geben, sich zu beweisen. „Das sind per se keine Kriminellen“, stellte er klar.

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Neues Feuerwehrgerätehaus: Hoffnung auf Bau im Herbst

Zum neuen Feuerwehrgerätehaus meinte Gaigl, dass hoffentlich im Herbst kommenden Jahres mit dem Bau begonnen werden kann. Es brauche noch an Planung, um die Vorgaben von getrennten Umkleiden bis hin zum Brandschutz zu erfüllen.

Das war den Feuerwehrlern, die zu zehnt in der dritten Reihe saßen, aber nicht konkret genug. Es fehle „ein konkreter Zeitplan“, warf Zugführer Roland Aigner-Pointner in der Diskussionsrunde der Gemeinde vor. Seit das Thema 2015 erstmals zur Sprache kam, sei immer wieder ein späteres Datum genannt worden. Erst hieß es, Baubeginn 2023, nun Herbst 2024. Gaigl entgegnete, dass derzeit geklärt werde, ob sich die Gemeinde oder das Kommunalunternehmen mit der durchführenden Planung befassen muss. Das werde in der kommenden Gemeinderatssitzung behandelt.

Was mehreren Bürgern auf der Seele brannte, war die mangelhafte öffentliche Nahverkehrsanbindung. So stören sie sich unter anderem an der Buslinie 9409 Dorfen-Haag-Wasserburg, die gerade mal zweimal am Tag in St. Wolfgang Halt macht. Ebenso fehle bei der Expressbuslinie 567 ein Halt. Kein Wunder also, dass da die Mehrheit der weiter aufs Auto setze. Bürger, die wegen ihres Alters oder anderer Umstände nicht Autofahren können, seien dabei die Gelackmeierten, so der Vorwurf – gefolgt von ordentlich Applaus.

Landrat bemängelt Flüchtlingspolitik des Bundes

Das bleibe eben auch eine Geldfrage, kam Landrat Martin Bayerstorfer dem Bürgermeister zu Hilfe. Und wenn zu wenig Geld da sei, müssten gut gemeinte Projekte erst einmal liegen bleiben.

Er kritisierte auch die Krankenhausreform des Bundes: Künftig werde die Entfernung zur nächsten Notaufnahme dank der Einsparungen und Schließungen immer größer. Zudem bemängelte der Landrat die Flüchtlingspolitik des Bundes, dass am Tag 1000 Flüchtlinge kämen, aber nur 1000 im Monat abgeschoben werden. Landkreise und Kommunen würden sich zurecht fragen, wie lange das noch zumutbar sei. Er wurde mit langem Klatschen belohnt.

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