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„Konnte mir nicht vorstellen, dass es Spaß macht“: Comic-Zeichner illustriert U-Bahn-Baustelle mit Tieren

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Von: Nicole Kalenda

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Illustrator Mike Maurus bei der Arbeit Querformat
Illustrator Mike Maurus hat das Büro im Souterrain seines Wohnhauses. © Mike Maurus

Glühwürmchen, ein Dachs und jede Menge schwere Maschinen: Die Gemeinde Planegg begleitet den U-Bahn-Bau seit vergangenem September mit Comics. Illustrator Mike Maurus sagt: „Uns geht es um Aufklärung.“

Planegg – Fünf U-Bahn-Comics sind seit September 2022 veröffentlicht worden, das sechste ist in Arbeit. Sie tragen den Titel „Licht in den Untergrund“ und zeigen Glühwürmchen, die als Wächter gerade etwas Neues auf der Martinsrieder U-Bahn-Baustelle entdeckt haben und ihren Chef, den Dachs, mit Fragen bestürmen. Der Planegger Illustrator Mike Maurus zeichnet die Comics. „Als ich gefragt wurde, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es Spaß machen würde. Jetzt sage ich: Es macht wirklich Spaß“, so der 64-Jährige.

Ein Medium, das Kinder erreicht: Dachs als Ingenieur, Maulwurf als DB-Mitarbeiter

Dass sich die Gemeindeverwaltung an Maurus wandte, hat zwei Gründe. Zum einen stellt er seit September 2021 monatlich einen Zeichentrickfilm mit dem Eichhörnchen Willi und der Eule Paula her, der auf den Infostelen im Gemeindegebiet zu sehen ist. Zum anderen erkannte Planegg als Bauherr der Verlängerung der U 6 vom Klinikum Großhadern nach Martinsried Handlungsbedarf. Als im Winter 2021/22 das 40 000 Quadratmeter große Trassen-Baufeld von Bäumen und Sträuchern befreit wurde, sorgte das für Verunsicherung, bei Kindern wie Erwachsenen. Bürgermeister Hermann Nafziger und der Geschäftsleiter der Gemeinde, Stefan Schaudig, besuchten damals eigens die Martinsrieder Grundschüler, die zuvor Schilder gemalt hatten mit Aufschriften wie „Stoppt die Rodung“ oder „Rettet die Wiese“.

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„Der Gemeinde war klar, dass sie ein Medium braucht, das Kinder erreicht“, sagt Maurus. „Im Laufe der Monate hat sich herausgestellt, dass die Wort-Bild-Kommunikation das einzig Richtige ist. Damit kann man super erklären.“ Tierfiguren machten die Sache eingängiger. „Die erreichen ganz andere Sympathiewerte.“ Ein Dachs verkörpert den erklärenden Ingenieur, weil der Maulwurf bereits von der Deutschen Bahn in Anspruch genommen wird. Max Maulwurf heißt die Figur, die das Unternehmen für seine Baustellen-Informationspolitik einsetzt. Der Dachs sei der nächste Verwandte, baue auch Höhlen und wirke weise.

Drohne für die Perspektive von oben

Maurus’ Tierfiguren bekommen zunächst ein Skelett, dem eine Form übergestülpt wird. Den Dachs kennzeichnet die extreme S-Form der Wirbelsäule. „Er nimmt sich wegen seiner Wampe zurück, um die Statik zu halten“, sagt Maurus. Die großen Baumaschinen zeichnet der Illustrator nach Fotovorlagen. Entwürfe zeichnet Maurus meist auf Papier, Reinzeichnung und Farbe erfolgen am Zeichen-Tablet. Hintergründe, Vordergründe und Figuren entstehen getrennt und sind dann als eigene Ebenen am Computer gegeneinander verschiebbar.

Drohnenbilder ermöglichen die Perspektive von oben, etwa für Teil sechs von „Licht in den Untergrund“, der einen Einblick in die von nördliche Zwischenlagerfläche geben wird, auf der zunächst der entlastete Aushub aus der ehemaligen Kiesgrube landet, die die Trasse auf rund 500 Meter quert.

„Mein Ehrgeiz ist, dass keine Fehler gefunden werden“ – Maurus besucht regelmäßig Baustelle

Maurus ist regelmäßig auf der Baustelle unterwegs, lässt sich von Mitarbeitern der für den Tunnelbau verantwortlichen Firma Leonhard Weiss Details erklären und sitzt mit Projektleiter Jörg Wüst und Dimitri Steinke, dem Geschäftsführer der U-Bahn Martinsried Projektmanagement GmbH & Co. KG (PMG) zusammen.

Die Themen werden gemeinsam festgelegt. Zwei Wochen benötigt der Illustrator mit Absprache und Recherche, bis ein weiteres Comic fertig ist. Dann werden die Zeichnungen von jemandem abgenommen, der sich mit der auf der Baustelle zum Einsatz kommenden Technik auskennt. Maurus sagt: „Mein Ehrgeiz ist, dass keine Fehler gefunden werden.“

Er hat Freude an der Arbeit, weil die Zusammenarbeit mit Gemeinde, Baufirma und PMG sehr gut funktioniert. Auch wenn er Künstler sei, interessiere er sich extrem für Technik und Maschinen. Dass die Verantwortlichen seine Arbeit gut finden, weiß Maurus. Über den Moment, als PMG-Geschäftsführer Steinke bei einem Termin statt Fotos sein Comic nutzte, um zu erklären, welche Maschinen zum Einsatz kommen, sagt er: „Das war für mich der Ritterschlag.“

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