„Ich dachte erst, das ist ein Hund“ – Lamm Evi und ihre „Mama“ Marina sind unzertrennlich

Die zwei sind einfach unzertrennlich: Marina Seitz und ihr Lamm Evi. In Mittenwald sind die zwei schon eine kleine Attraktion.
Mittenwald – Wenn Marina und Evi durch die Kuranlage spazieren, dann ziehen die beiden in Windeseile die Blicke auf sich. Nicht selten sagen Passanten im Vorbeigehen: „Ich dachte erst, das ist ein Hund.“ Weit gefehlt: Evi ist ein Schaf mit weißem Schwanz und weißen Beinen, gut drei Monate alt und völlig vernarrt in ihre „Mama“. Und die ist nicht etwa eine wollige Vierbeinerin, sondern ein Mensch. „Ja, die Evi ist mir richtig ans Herz gewachsen“, sagt Marina Seitz und strahlt dabei übers ganze Gesicht.
Ziemlich beste Freundinnen: Lamm Evi und ihre „Mama“ Marinav
Jeden Tag dreht die 14-jährige Schülerin in der angrenzenden Puit eine Runde mit ihrem Lamm. „Es läuft ihr nach wie ein Hund“, erzählt Marinas Mutter Sylvia Seitz. Ihre Tochter sei eben der „Mama-Ersatz“.
Doch wie kam es eigentlich zu dieser ungewöhnlichen Mensch-Tier-Beziehung? Im November vergangenen Jahres bringt Schaf Elli im Stall vom „Krapf“ am Lainweg Zwillinge erstmals zur Welt: die weiße Vevi und die schwarzweiße Evi. Während die eine sofort bei der Mutter saufen darf, wird Evi abgestoßen. „Vielleicht liegt’s ja an der Farbe“, rätselt Sylvia Seitz über die Launen der Natur. Unter normalen Umständen wäre es das Todesurteil für ein Lamm, wenn es nicht an die Milchquelle darf. Doch zum Glück wächst Evi bei Familie Seitz auf.
Mit jedem Schluck wächst die Freundschaft
„Natürlich haben wir alles probiert“, berichtet Marina Seitz. Ist ja nicht das erste Problem dieser Art. Also steckt ihr Papa Michael kurzerhand die Schafmama und ihre zwei Lämmer in ein Gatter. „Eine Woche war alles wunderbar.“ Doch kaum mischte sich Evi unter die anderen Schafe, war’s mit der Mutterliebe schon wieder vorbei. „Also mussten wir uns was überlegen“, erzählt Marina Seitz weiter. Die Lösung: Selbst zum Flascherl greifen. „Das hat schon mal funktioniert.“
So füttert das Mädel vom „Krapf“ hingebungsvoll ihren schwarzweißen Liebling – erst drei- dann zweimal am Tag. Und mit jedem Schluck wird die Verbindung zwischen Marina und Evi intensiver. „Sie ist mir schon sehr ans Herz gewachsen.“ Das Milchpulver stammt übrigens von der Verwandtschaft – sozusagen die Restbestände des ehemaligen Café Haller. Was dort einmal zur Eisbereitung verwendet worden war, wird nun ein richtig fettreicher Kraftdrink für ein kleines Schaf.
„Die Evi bekommt einen Freibrief“
Schließlich muss Evi stark werden, will es in knapp drei Monaten mit auf die Alm. Doch bis dahin ist es noch ein wenig hin. Und so verbringen Marina und Evi weiter viel Zeit miteinander. Einmal will die Menschenmama wissen, wie stark die Bindung des Lamms zu ihr ist – und versteckt sich. Das Tier schaut sich um und fängt an zu meckern. Wenn die zwei in der Puit unterwegs sind, und es nähert sich ein Hund, dann ruft Marina Seitz laut „Evi“. Sofort kommt sie angelaufen und schlüpft zwischen die Beine der Mittenwalderin, bis die Gefahr vorüber ist. Die beiden sind über die vielen gemeinsamen Wochen ein echtes Team geworden.
Und natürlich hat Evi die Herzen aller Menschen im Hause Seitz erobert. So viel ist sicher: Das putzige Schaf wird später einmal das Gnadenbrot erhalten. Sylvia Seitz drückt es folgendermaßen aus: „Die Evi bekommt einen Freibrief.“
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