„Das war eine bewegende Begegnung“, sagt Riemhofer. Der Papst habe sehr gebrechlich und in sich zusammengesunken gewirkt. Nach vorn gebeugt, habe er sich mit dem Atmen und Sprechen schwergetan. Erzbischof Georg Gänswein, Benedikts Privatsekretär bis zuletzt, habe die gehauchten Worte Benedikts in die Runde „gedolmetscht“.
„Geistig war er aber voll auf der Höhe“, sagt Riemhofer, der rund ein Vierteljahrhundert Gefängnisseelsorger in Stadelheim war, bevor er nach Egmating kam. Benedikt habe ihn beim Namen erkannt und ihn nach seinen Wirkungsstätten Stadelheim und Egmating gefragt.
Noch mehr Nachrichten aus der Region Ebersberg lesen Sie hier. Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.
„Er war für mich ein Vorbild“, sagt Riemhofer. Trotz der zuletzt aufgekommenen Kritik im Umgang mit Kindesmissbrauch (siehe Kasten unten) – Fehler, die Egmatings Pfarrer auf schlechte Berater zurückführt. Er habe von Ratzinger Demut gelernt: „Den anderen Menschen immer als Menschen zu betrachten, mit all seinen Sorgen, Fehlern und Problemen“, fasst Riemhofer zusammen. „Das hat er selber gelebt.“
Am Ende der Audienz beteten die drei ehemaligen Priesterstudenten mit Benedikt XVI. und ließen von Bischof Gänswein ein Erinnerungsfoto machen. Nach mehreren Begegnungen war der folgende Abschied für Kurt Riemhofer von „seinem“ Papa emeritus ein Abschied für immer. Der Pfarrer sagt, Benedikt habe keine Angst vor dem Tod gehabt: „Er hat sein Leben vertrauensvoll in Gottes Hände gelegt.“
Lesen Sie auch: Als der spätere Papst zu Gast im Landkreis war - und eine Kirche weihte
Hintergrund: Der Fall Peter H.
Grafing – Ein umfangreiches, unabhängiges Gutachten der Münchner Kanzlei WSW zum Umgang des Münchner Erzbistums mit Fällen von Kindesmissbrauch brachte Benedikt XVI. Anfang 2022 schwer in Bedrängnis – auch was sein Handeln im Landkreis Ebersberg anging. So hatte er den erwiesenermaßen pädophilen Geistlichen Peter H. nach Grafing gelassen. Dort war er von 1982 bis 1985 Seelsorger und verging sich an mehreren Kindern. „Überwiegend wahrscheinlich“ habe Kardinal Ratzinger zuvor über die Neigungen und Taten des Priesters Bescheid gewusst, so das Gutachten. Der emeritierte Papst hatte solches Wissen bestritten – er habe den Priester nicht gekannt und keine Erinnerung an den Fall. An einer für das Gutachten entscheidenden Sitzung habe er nicht teilgenommen. Sitzungsunterlagen lassen allerdings darauf schließen, dass es sich dabei um eine Falschaussage handelte. ja