Symbol des Eisernen Kreuzes im Fasching: Diskutabel, aber nicht verboten

Das Seifenkistenrennen am Faschingssonntag in Farchant war ein riesen Erfolg. Einem Besucher fiel eine Seifenkiste mit Eisernem Kreuz auf. Und die Frage steht im Raum: Wie weit darf man gehen im Fasching? Die Polizei erklärt, bei welchen Kostümen es strafrechtlich Konsequenzen gibt.
Farchant – Groß aufgefallen sei sie nicht. Die rote Flieger-Seifenkiste mit dem Eisernen Kreuz, in der zwei junge Burschen mit Stahlhelm saßen. Hannes Porer, Vorsitzender des Maschkera-Stammtischs Farchant, betont auch, dass sich beim ersten Seifenkistlrennen am Faschingssonntag, 19. Februar, niemand über das Fahrzeug beschwert habe.
Doch ein Besucher, der anonym bleiben möchte, äußert sich gegenüber dem Tagblatt kritisch, assoziiert die Aufmachung – gerade auch wegen der roten Farbe der Seifenkiste – mit dem Dritten Reich. Damit steht die Frage im Raum: Wie weit darf man gehen im Fasching?
Verboten: Volksverhetzende Kostüme mit verfassungsfeindlichen Symbolen
Vorneweg: An der Gestaltung kann man sich stoßen, mag sie für geschmacklos halten – gerade kurz vor dem Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine. Von der Narrenfreiheit im Fasching ist sie jedoch gedeckt. Das Symbol des Eisernen Kreuzes ist nicht verboten. Verkleidungen, bei denen es strafrechtlich für Maschkera kritisch werden kann, gibt es aber, erläutert Paul Klette, Sprecher der Polizei Garmisch-Partenkirchen. Verboten sind laut Paragraf 86a des Strafgesetzbuchs volksverhetzende Kostüme mit verfassungsfeindlichen Symbolen.
Als solche gelten SS-Runen, das Hakenkreuz oder der Schriftzug „SGH“, der für „Sieg Heil“ steht. „Das Eiserne Kreuz ist nur dann ein verfassungsfeindliches Symbol, wenn es zusammen mit dem Hakenkreuz abgebildet wird“, erklärt Klette. Als Auszeichnung tapferer Soldaten durch die Nationalsozialisten ist das Zeichen negativ besetzt. Andererseits hat es beim Militär eine lange Tradition. Erstmals wurde das Eiserne Kreuz in Preußen während der Befreiungskriege gegen Napoleon (1813 bis 1815) als Orden verliehen. Heute nutzt es die Bundeswehr in leicht abgewandelter Gestaltung als Erkennungszeichen an Kampf- und Luftfahrzeugen und als Logo.
Verbotene Kostüme im Fasching: bei NS-Symbolen, Waffen und echten Uniformen gibt‘s Strafen
Für Porer steht eines fest: „Ich bin sicher, die beiden Männer wollten keine Verbindung zum Dritten Reich herstellen. Wir distanzieren uns auch ganz klar davon, dass NS-Ideologie verherrlicht wird.“ Hätten die beiden etwa das Hakenkreuz auf ihre Seifenkiste geklebt, „wären sie nicht mitgefahren.“
Probleme hätten die Maschkera auch bekommen, wenn sie echt wirkende Waffen getragen hätten, sogenannte Anscheinswaffen. Um andere Feiernde nicht in Panik zu versetzen, sollten Pistolen, Gewehre oder Schwerter klar als Spielzeug erkennbar sein. So schreibt es das Waffengesetz vor. Auch wenn man sich als Polizist, Pilot, Rettungssanitäter oder dergleichen verkleiden möchte, ist Vorsicht geboten. „Ich darf mich nicht in einer echt aussehenden Uniform zeigen, von der man meinen könnte, ich bin im Dienst“, sagt Klette. Hintergrund ist Artikel 132 des Strafgesetzbuches, der es untersagt, Titel, Berufsbezeichnungen, Uniformen oder Abzeichen zu missbrauchen. Stahlhelme, wie die der beiden Teilnehmer am Seifenkistlrennen, ohne Abzeichen, seien hingegen kein Problem.
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Veranstalter will großen Erfolg des Seifenkistenrennens hervorheben: „Jeder Verein hat mitgeholfen“
Weder Porer noch Bürgermeister Christian Hornsteiner (CSU) hätten, wie sie auf Tagblatt-Nachfrage erklären, die Seifenkiste bemerkt. So möchten beide die Sache gar nicht groß hervorheben, sondern vielmehr den Riesenerfolg des Rennens am Sonntag betonen. „Jeder Verein hat mitgeholfen, dass es ein großartiger Tag wurde“, sagt Porer. „Wenn nach einer Veranstaltung immer was Negatives gesucht wird, macht bald keiner mehr was.“
Das ist nicht im Sinne des Mannes, der sich bei der Zeitung gemeldet hatte. Auch für ihn gehen manche Diskussionen über Kostüme zu weit. „Die Debatte, ob es kulturelle Aneignung ist, sich als Indianer zu verkleiden, finde ich übertrieben“, betont er. „Wo ziehen wir die Grenze? Sollen jetzt zum Beispiel Touristen auf der Wiesn auch keine Lederhosen anziehen?“ Der Mann wünscht sich nur eines: „Dass die Veranstalter nächstes Jahr dafür sensibilisieren, dass bestimmte Kostüme wegen Symbolen mit negativer Geschichte schwierig sind.“
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